Sehr gute Argumentation - Zitat @dottore zum Handel

Silke, Dienstag, 13.09.2016, 15:18 (vor 3069 Tagen) @ Orlando3250 Views
bearbeitet von Silke, Dienstag, 13.09.2016, 15:51

Lieber Orlando,

wie so oft, sehr gut argumentiert.

"Erst die Gewalt (Waffeneinsatz, vollzogen oder angedroht), dann der Handel, angefangen mit den Agenten der Waffenhalter. Ohne Gewalt (oder Abwehr derselben durch Gewalt) funktioniert kein Handel, aber ohne Handel funktioniert immer Gewalt. Der Außenhandel des Deutschen Reichs war 1939 fast erloschen - und dann marschierte Hitler los.
Die Amarna-Briefe erwähnen"Handel" genau in dem von mir gebrauchten Kontext - als Machtderivat. Warum hätten die Pharaonen und andere Nahöstler zur Gewalt übergehen sollen, wenn doch das Handeln "vorteilhafter" gewesen wäre?
Die Eroberer haben den Handel verursacht, nicht umgekehrt.
Selbst die sog."Handelsmacht" Karthago war - siehe früheren Link - ein auf Söldnerheeren aufgebautes Machtsystem.
Die Maori haben was getan? Die Nachbarinsel erobert und die Bewohner versklavt. Warum haben sie nicht mit ihnen gehandelt? Wozu hatten sie wohl ihre berüchtigten war canoes.
Mit Kupfer lässt sich nicht pflügen! Mit Bronzewaffen aber wundervoll die Bauern unterjochen."
@dottore

"Im frühen Wikinger-Zeitalter wurde eindeutig Silber abgefordert. Dies hätte für die Wikinger, die auf Waren und nicht Metall aus waren, da sie sonst nicht auf Beutezug gegangen wären, als „Daueranlage“ bei ihnen selbst keinen Sinn gemacht. Sie hätten sich ähnlich verhalten wie die persischen Herrscher, die ihre Depots mit dem Silber voll stopften, das dann Alexander abholen konnte. Die Wikinger mussten von dem Silber leben, was aber nur möglich war, indem sie es – per Machtkreislauf – wieder gegen den Bezug von Gütern dorthin schafften, wo sie es als Tribut erneut erzwingen konnten und zwar ebenfalls in gemünzter Form. Dabei bot sich als Tribut-Retribut-Tribut das meernahe Gebiet bzw. das Flusssystem Deutschlands an, wo dann logischerweise auch die Münzstätten liegen mussten.
Der „Handel“ wurde also erzwungen und ergab sich durch das Machtsystem und nicht etwa aus der Tatsache, dass nunmehr endlich gehandelt werden konnte, weil es „so viel Geld“ gab, mit dem man endlich auf freier und freiwilliger Basis das ganze Wirtschaften hätte „hoch tauschen“ können."
@dottore

"Die über weite Distanzen gehandelten Güter sind also immer zuerst die Abgabengüter, die beschafft werden müssen, um der Sanktion bei Nichtleistung der Abgabe zu entgehen. Im Hethiterfall war es Zinn, das ebenso wie das Gold der Karthager von weither beschafft werden musste, aller Wahrscheinlichkeit nach aus Zentralasien, wo inzwischen gewaltige Zinngruben mit kilometerlangen Gängen entdeckt wurden (Parzinger 2002, Weisgerber / Cierni 2002).
@dottore

Da @Beo2 Goldgruben wie EWF, DGF und Sammlung als Quellen nicht nutzen mag, helfen deine klugen Gedanken ihm nicht...
...aber dafür mit Sicherheit vielen anderen Interessierten.

Liebe Grüße
Silke
PS.
"Machtausübung ist in der ersten Phase (Beute, Tribut) ein gutes Geschäft. Das steigert sich noch, wenn die Gezwungenen versuchen, ihre Lasten zu minimieren (reicht vom Handel bis zu "Erfindungen"), was zusätzliche Abgabenquellen eröffnet (Akzisen, Zölle, Verbrauchsteuern, Marktsteuern, Einkommen- = Lohn- und Gehalts-Umsatzsteuern, usw.). Am Ende scheitert die Macht- und Zwangsausübung immer an ihren Kosten, welche ihre Erträge bei allem Abgabenerfindungsreichtum dann doch übersteigen. Je länger man die Kostenzahlung vertagt (Schulden = Machtertragszessionen), umso geringer die Erträge, die dann noch bei der Macht eintreffen. Am Ende steht schon deshalb die Subsistenzwirtschaft, weil diese sich schwerlich noch besteuern lässt.
@dottore

will heißen:
...all unsere Rödelei seit dem Auftritt der organisierten bewaffneten Gewalt in der Geschichte ist "ein Versuch der Gezwungenen, ihre Lasten zu minimieren"
Neben den natürlichen Urschuld-Lasten wurden und werden die Hauptlasten der Bürger durch waffenbesicherte Abgabeforderungen in die Welt gebracht und zwingen diese zu unerbittlicher Nachschuldnersuche oder Untergang.


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