Macht- statt Handlungsanalyse

Ashitaka, Sonntag, 06.11.2016, 11:41 (vor 2884 Tagen) @ vegan4306 Views

Hallo vegan,

wenn Du mir zustimmst, dass alle Abgabenpflichtigen (natürliche und
juristische Personen) aus Menschen bestehen, dann sollte es ja auch kein
Problem sein, anzuerkennen, dass es Menschen sein müssen, die Rechte und
Pflichten abtreten oder (mangels Potenz) nicht abtreten.

Nein, die Abgabepflichtigen müssen keine Menschen sein, denn die Abgabe ist Geld (Macht, Potential). Dieses Potential kann auch von Körperschaften des Systems (die auf Machtzession der Zentralmacht beruhend) gehalten werden abgefordert werden. Macht muss als das Verstanden werden, was es ist: Nicht realisiertes Potential (Fähigkeit, das Mögliche)! Es geht nicht um die Handlungen.

Geld = Macht = Fähigkeit = Potential = Passivum, kein Aktivum. Der Mensch, er ist derjenige, der dieses Potential realisiert (aktive Potenz, Handlung). Es geht also darum, ob wir eine Handlungs- oder Machtanalyse vornehmen wollen.

Dieses Abtreten
bzw. Nichtabtreten durch Menschen an Menschen geschieht aber nicht in
erster Linie, um den Staat (in Deinen Worten, die Zentralmacht) am Leben zu
erhalten, sondern um sich selber am Leben zu erhalten.

Ursächlich (deine erste Linie): Die Ohnmacht des Menschen als Individuum aufgrund der zerschlagenen Gemeinschaften. Aus bloßen auftauchenden und wieder verschwindenden Instanzen wurden schließlich Zentralinstanzen.

Erste Staatsfunktion
ist Existenzsicherung der Staatsteilnehmer und nicht Existenzsicherung der
staatlichen Infrastruktur.

Die Funktion des Staates ist eine von der Herrscherperson Abstand nehmende Legitimation der Zentralmacht. Dadurch, dass den Bürgern Rechte eingeräumt werden (Machtzession in zentralinstanziell begrenzten Rechtsräumen). All dies beruht auf der Simulation, dass diese Zession als dauerhafter Zustand haltbar bleiben wird (Rechtsstaat, Wohlstand für alle). Doch genau das Gegenteil ist aufgrund der debitistischen Ablaufes der Zentralmacht der Fall. Die Zentralmacht wird unter gehen, wie sie aufgegangen ist: In der gewaltsamen Unterdrückung und ihrem Potentialraub (nach und nach Abschaffung der Rechte, Militarisierung).

Das ist nämlich nicht deckungsgleich, weil
immer eine Möglichkeit (oder wenigstens die Hoffnung darauf) besteht, dass
staatliche Infrastruktur zusammenbricht, jedoch einige Staatsteilnehmer
trotzdem überleben. Wäre es anders, würde kein lebensbejahender Mensch
dem Staat die Stange halten, sondern sich schleunigst auf die Suche nach
Alternativen begeben, auch Du.

Die Hoffnung der Masse besteht darin, dass nach einem Zusammenbruch neue zentralinstanziell finanzierte und verteidigte Rechtsräume geschaffen werden, in denen eine bessere Zukunft aufwartet. Ohne diese gibt es keine Staatsteilnehmer (Zirkelbezug, siehe Uwe Wesel, Christian Sigrist).

Was Fische anbelangt, sie kommunizieren natürlich ebenfalls
untereinander, sogar akustisch.

Es geht bei der Analyse der Machtordnung nicht um die aktiven Potenzen (Handlungen, Kommunikationen), sondern einzig und allein um die Potentiale (Möglichkeit = Macht).

In erster Linie ging es aber darum, wozu
Tiere sich überhaupt in Gruppen (Schwarm, Herde) einfinden, nämlich um
leichter überleben zu können. Nichts dergleichen würden sie tun,
brächte es keinen temporären Vorteil für sie. Und dieser temporäre
Vorteil ist auch der Grund, warum Menschen sich in Gruppen
zusammenschließen.

Aufgrund der Ohnmacht des Einzelnen gegenüber dem vernichtenden Potential der Natur (Fähigkeiten, Macht). Die Menschen haben sich jedoch nicht kommunikativ wie Fische zusammengefunden, sondern sie wurden auf Basis der Potentiale einer expandierenden Zentralmachtsysteme bestialisch unterworfen. Diese Zentralmachtsysteme sind keine Zusammenkünfte der Macht begründenden Individuen auf Blumenwiesen, sondern sie basieren auf der Ohnmacht der Individuen gegenüber einer expandierenden Zentralmachtordnung.

"Wir sind mental uns repräsentierende Selbstmodelle (Wir sind nicht
nur, sondern wir wissen, dass wir sind!). Repräsentative Selbstmodelle
organisieren sich in einer Anzahl nicht von selbst, sondern erst dann, wenn
sie ein gemeinsames Selbstmodell teilen, (d.h. einem zentralen und das
System dadurch begründenden Potential = Laut = Macht gegenüber
stehen)."

Zunächst mal könnten diese ersten Sätze auf jede
Gruppenorganisationsform des Menschen bezogen werden, nicht nur auf die
staatliche. Oder möchtest Du etwa bestreiten, dass Menschen in
nichtstaatlich organisierten Gruppen nicht auch untereinander kommunizieren
würden, was dann, in abgeschwächter Form, auch zu Gruppendynamik und
Machtstrukturen führen würde?

Du kannst Instanzen und Zentralinstanzen nicht gleichsetzen (siehe Sigrist dazu):

Im Gegensatz zur machtbessesenen Zentralinstanz dauerten die Instanzen immer nur so lange an, wie sie sozial bzw. politisch notwendig waren (Brückenbau = Brücke fertig, Blutrache = Affe tot).

Die Entstehungsphasen der Zentralinstanzen waren stets einem Betrug an den niederen Segmenten geschuldet. Ob nun Regenmacher und Sonnenkönige eine Gefolgschaft durch Glauben ermöglichten (sich das Potential nahmen), oder spätere Herrscher durch große Infrastrukturvorhaben (Bau von Bewässerungssystemen etc.) die Massen zur Gefolgschaft überredeten. In allen Fällen greifen Charismatiker auf bereits vorhandene Segmente und damit vorhandene Selbstversorgungen / (auch deine Vorräte) zurück. Und das nur, weil die Gefolgschaft sich zunächst etwas davon verspricht (Gefolgschaft = Forderung / Charismatiker = Schuld).

Noch dazu ist Freiheit ein subjektiv
empfundenes Gefühl und somit relativ, kann also je nach Umfeld von Person
zu Person sehr unterschiedlich ausfallen. Einer fühlte sich vielleicht
wohl im Staat, der andere nur in seiner Gemeinschaft.

In einer Zentralmachtordnung ist der Begriff Freiheit des Subjekts nicht definierbar, sondern lediglich simulierbar. Es ist immer nur eine (Aus)Wahl, die durch Machtzession der Zentralmacht möglich wird.

"Wir alle sind es, denen dadurch das Potential geraubt wird. Es ist
kein Zusammenspiel, sondern Zwang. Die Simulationskraft und die Hoffnung
auf einen ewig aufschiebbaren gewaltsamen Abbruch lassen es nur nicht
erkennen. Ich setze mich nicht für Zentralmacht ein, sondern beschreibe
sie."

In den ersten beiden Sätzen proklamierst Du noch Deinen Glauben an die
gefundene Erkenntnis über das Wesen des Staates, und gleich in den zwei
folgenden Sätzen verleugnest Du es, diese Erkenntnis gefunden zu haben
oder gar für sie einzutreten.
Mein Fazit, Du bist nicht Magda Goebbels. Die hatte wenigstens die Eier,
ihre sehr fragwürdige Angelegenheit volle Kanne durchzuziehen. Du aber
versuchst irgendwie noch aus dem fatal besetzten Berlin zu entkommen,
beschreibst ja "nur" die Zentralmacht, trittst im Sinne Deiner Zentralmacht
also abermals Macht ab. Wie die Marionettenregierung Dönitz erhoffst Du
Spielverlängerung, um noch ein ganz klein wenig länger in Deiner so
bequem gewordenen Zentralmacht der vermeintlichen Ohnmacht frönen zu
können.

Ich proklamiere nicht, sondern ich erkläre das Zentralmachtsystem und seine Simulationskraft. Mit "Eiern in der Hose" etc. hat das nichts zu tun. Das ist nicht mein Niveau. Wir sind auf einem ganz fabelhaften Weg, um wesentliche Unterschiede, die für einen klaren Blick auf das System und Verständnis der Aktiva (Aktiven Potenz, Vermögen)/Passiva (Potenz, Macht) noch wichtig sein werden, herauszuarbeiten.

Wir müssen nicht weiter die Realisationen des Potentials (Handlungen, Kommunikationen, = aktiven Potenzen) mit dem Potential (der Macht = der nicht realisierten Möglichkeit) verwechseln. Diese Trennung war notwendig, um die ganze Herkunftsfrage des Potentials auf den nächsten Gleisen beleuchten zu können.

Ist ja in Ordnung, kann man tun. Aber für mich persönlich bist Du ein
Spiegelfechter, weil Du mit gigantischen Texten Ohnmacht suggerierst, in
dieser Zeit jedoch schon längst alleine oder mit anderen irgendwo im
Niemandsland Dein Glück hättest versuchen können.

Die Texte sind nicht lang. Ich wünsche mir, dass wir sachlich und argumentativ diskutieren. Um diesen Anspruch gerecht zu werden, sind ausführliche Erklärungen notwendig. Die Länge ist jedem halbwegs intellektuellen Leser zumutbar. Ich greife halt oft den Kontext meiner mittendrin zerpflückten Sätze wieder auf, statt die Diskussion auf triviale Nebengleise entführen zu lassen.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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