Die Richtung einer Bewegung (Handlung) erklärt nicht deren Ursache (Potential)

Ashitaka, Sonntag, 30.10.2016, 10:01 (vor 2891 Tagen) @ Zarathustra4836 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 30.10.2016, 14:03

Hallo Zarathustra,

dann fang ich mal an den Kontrast zu maximieren.

Es handelt sich, wie am obigen exemplarischen Fall gezeigt, um zielsicheres
Verdrehen meiner Aussagen. Entweder machst Du dies absichtlich, oder Du
kannst es einfach nicht besser. Schade ist das so oder so!

Du machst einen entscheidenden und dir sicherlich auch schon bewusst gewordenen Fehler, indem du die Handlungen der Individuen (ihre aktiven Potenzen, Bewegungen, Kräfte) mit den Potentialen, die sie damit realisieren "müssen", verwechselst. Das Potential ist die nicht realisierte Möglichkeit der Individuen, ihre Fähigkeiten, ihre Macht).

Es wird dir klar werden, dass dir nur das Bewusstsein zur Unterscheidung zwischen den aktiven Potenzen und den dafür notwendigen Potentialen, ebenso wie es mir eine ganze Weile erging, fehlt. Denn nur dadurch, dass die Frage nach der Herkunft bzw. dem System der Potentialität nicht beantwortet und durch rein aktivische Analysen simplifiziert wird, lassen sich deine Erklärungen von Schwärmen, die allein durch ihre "widerstreitenden Kräfte" eine für ihre Entstehung und Erhaltung ursächliche Macht zum Ausdruck bringen sollen, simulieren.

Ich werde in diesem und den nächsten Beiträgen damit anfangen widersprüchliche Zitate von dir, die auch ohne Kontext des Beitrags jedem Leser erkennen lassen, dass du sehr wohl auch nach deinem Beifall und für Froschs "aktivische Simplifizierung des Systems" weiterhin die Zentralmacht als "systematisch zwingend notwendige Ordnung der Potentiale" annimmst, in diesem und den folgenden Beiträgen als erste Einspieler zu verwenden. Gerne können wir den Kontext der zitierten Stellen bei Bedarf mit einbeziehen. Bei zahlreichen folgenden Zitaten wird es ohnehin notwendig, um die Klarheit deiner Position zu unterstreichen.

Zarathustra am 22.03.2011: "Das grosse Schlachten der Zentralmacht war bereits eingeleitet und stand kurz vor einer weiteren Eskalation."

Zarathustra am 21.03.2011: "Jedenfalls gab es nur eine taugliche Massnahme, den Einmarsch der schlachtenden Zentralmacht nach Bengasi und andere Orte noch aufzuhalten."

Zarathustra am 22.03.2011: "...wenn die Gewalttaten der Zentralmacht eskalieren..."

Zarathustra am 17.05.2011: "Der Kapitalismus/Debitismus ist - wie jeder Kollektivismus - ein Zentralmachtssystem."

Zarathustra am 29.09.2012: "Es geht in Syrien ja nicht nur um eins, sondern um mancherlei. Nebst einem Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West auch noch um den Wunsch unterschiedlichster syrischer Gruppierungen, sich der Zentralmacht zu entledigen."

Zarathustra am 13.04.2013: "Ich persönlich kann mir ( als Debitist) zwar nicht vorstellen, aus welchen Zwängen und Motiven heraus noch gross gewirtschaftet werden soll, wenn es keine Zentralmacht mit Tributforderungen mehr gibt, aber mich stört nicht, wenn Libertäre daran glauben."

Zarathustra am 21.11.2013: "Sehe ich als Investition in die Vernichtung der Zentralmacht."

Zarathustra am 21.11.2013: "Mit dem Internet ging der Zentralmacht das Informationsmonopol flöten und mit der Kryptografie die Möglichkeit zur Fortführung der Umsetzung deren Kontrollwahns."

Zarathustra am 20.11.2013: "Ich halte es auch für utopisch, dass man sich unter Abwesenheit einer Zentralmacht noch in nennenswertem Umfang mit Fremden wirtschaftlich austauschen wird."

Ashitaka fragte Zarathustra dann am 21.05.2015: "Gibt es für dich keine Zentralmacht?"

Zarathustra antwortete: "Nein, gibt es eigentlich nicht. Es gibt – siehe Sammlungsbeitrag des Frosch - den Wettstreit widerstreitender Kräfte, und diese bilden das System."

Schwarmbewegungen sind immer Kompromisse. Wenn Du Dich mit Deiner Familie
in eine Richtung bewegst, auf den gemeinsam erlebten Ablauf der Woche
zurückblickst, dann wirst Du feststellen (müssen), dass sich ein
Organismus, bestehend aus unterschielichen Organen mit unterschiedlichem
Wollen auf eine Reise begab, die kein einzelnes Organ so gewollt hat. Die
gemeinsame Richtung hat sich ergeben aus differierenden Willensakten der
einzelnen Organe, und dies ist ein Universalprinzip.

Es geht nicht nur um die Realisation der Potentiale (Bewegungen, Handlungen, aktiven Potenzen). Es geht um die deinen Zirkelschluss bewusst machende Frage, ob sich die Frage der Herkunft der den Bewegungsrichtungen zugrundeliegenden Potentiale, wie z.B. die Möglichkeit des Erwerbs von Eigentum oder bereits schon das Recht des Individuums auf körperliche Unversehrtheit, aus der Handlung selbst beantworten lässt.

Die Funktionseinheiten des Systems als Ganzes bewegen sich nicht seit der Unendlichkeit auf das System bezogen funktionell "aus sich selbst heraus", sondern einzig und allein, weil das Zentralmachtsystem (das zentralinstanzielle Potentialsystem) alle aktiven Handlungen zum Termin (ursächlich Abgabetermin) erzwingt.

Du konstruierst dir einen Zirkelschluss, weil du die Gesellschaft dahingehend simplifizieren willst, dass sie aus den Bewegungen der Funktionseinheiten entstanden ist. Die Frage danach, was diese Funktionen (Handlungen) "ermöglicht", stellt sich dir nicht.

Froschs aktivische Simplifizierung des Systems hat dich ganz klar eingefangen.

Die "Ursache einer Bewegung" (Handlung, Kraft, aktiven Potenz) ist nicht die Bewegung (Handlung, Kraft, aktive Potenz), sondern das gegenwärtig zur Verfügung stehende Potential (die Möglichkeit). Die davon zu trennende aktivische "Richtung der Bewegung" sehr wohl durch die widerstreitenden Kräfte bestimmt, nicht aber die auf systematischer Unterdrückung der Potentiale basierende Bewegung selbst.

Die Gründe der Handlungen der Subjekte (Individuen und Schwärme)
beginnen nicht irgendwo und irgendwann, sondern reichen in die
Unendlichkeit zurück.

Diese Vorstellung des Systems wird solange nicht als einseitige Beschreibung bewusst, wie man nur auf die aktiven Potenzen der Vergangenheit blickt und sich keine systematischen Gedanken zum Potential und dessen Herkunft erlaubt.

Die Zentralmachtordnung (d.h. zentralinstanzielle Zession, Ordnung und Verteidigung der Potentiale) haben Termine, sind nicht unendlich.

Das Kuriose an Deiner These ist, dass Du sowohl den monokausalen
Superdeterminismus (einzig und allein durch Zentralmacht bestimmt)
postulierst, als auch das Gegenteil, den 'schlichten Wahnsinn': akausale,
indeterminierte Vernunft und Bewusstsein. Darauf habe ich Dich bereits im
letzten Beitrag hingewiesen. Du gehst mit keinem Wort darauf ein,
flüchtest also quasi vor Dir selber.

Wie bereits erklärt lassen sich deine "widerstreitenden Kräfte" mit der die Potentiale ordnenden Zentralmachtordnung in Einklang bringen. Und diese Zentralmacht, sie nimmt Einfluss auf alle Handlungen. Deshalb ist die Ursache allen Handelns (aktiver Potenz) aber nicht die Handlung selbst, sondern das zur Handlung notwendige Potential (die Möglichkeit).

Und dieses ist in Bezug auf die mentalen Phänomene (Fähigkeit zur Entscheidung) entgegen eurer dogmatischen Verspieltheit und Arroganz eben nicht wissenschaftlich ergründet. Deshalb nenne ich dich und Kurt Metaphyhsiker, Dogmatiker, Simulanten.

Im Gegensatz zu eurer dogmatischen und auf keinen wissenschaftlichen Empirien beruhenden Simulation eines kausalen und determinierten Bewusstseins (das bedarf es nämlich um eine kausal geschlossene Welt und einen determinierten Weltenlauf zu suggerieren) halte ich die Irritation der wissenschaftlichen Forschung aus, dass es gegenwärtig keine gemeinsamen Messgrößen gibt, um von physischen Phänomenen auf mentale Phänomene zu schließen. Es gibt nicht einmal einen Forschungssansatz, um Bewusstsein und Bewusstseinseinheiten zwecks Messungen zu definieren. Alles was uns bleit ist das Dogma, die Simulation, dass das Bewusstsein (das Erscheinen lassende) den Gesetzen seiner Erscheinungen unterliegt und die darauf basierenden künstlichen Modellierungen. Ein Glaubenskrieg, um nicht mehr als ein Glaubensbekenntnis!

Ich kann Dir nur raten, Dich noch gründlich mit der Kuriosität des oben
erwähnten Widerspruchs auseinanderzusetzen, bevor Du ein Ergebnis
präsentierst.

Kein Widerspruch. "Widerstreitende Kräfte" schließen eine diese aktiven Potenzen ermöglichende Zentralmacht nicht aus. Im Gegenteil, wir werden die Tatsache, dass die Zentralmachtordnung durch den Aktivismus gestärkt wird, noch ausführlich beleuchten.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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