In der Weihnachtsbäckerei ...

Ashitaka, Montag, 21.12.2015, 09:57 (vor 3335 Tagen) @ Olivia4550 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 21.12.2015, 10:05

Das Risiko eines Bankrotts hängt sicherlich nicht mit der Höhe der
Bilanzsumme zusammen.

Richtig. Die Behauptung kann nur im Einzelfall gelten. Allgemein ist das deshalb nicht haltbar, weil es eben das Fremdkapital ist, welches systembedingt die Bilanzsummen nach oben treibt, nicht das Eigenkapital. Die best gelauntesten Mandanten sind diejenigen, bei denen das Eigenkapital auf der richtigen Seite steht und alle Vorteile aus einer fein gesteuerten Fremdkapitalisierung gezogen werden (d.h. die Laufzeiten verlängern, KK-Linien verhandeln, Liquidität durch frühzeitige Bezahlungen der Ausgabenseite und damit einhergehender Skonti oder gar EK-Minderungen ins Unternehmen zu spülen). Was nützt es, ein Maschinenbauunternehmen erfolgreich führen zu wollen, wenn man sich - oftmals schlechten Beratungen geschuldet - gar nicht über die Prozente beim Leistungseinkauf bewusst wird. Und wie man Fremdkapital im Einzelfall hinsichtlich seiner Restlaufzeiten strukturiert und sich damit Luft für Ertragssteigerungen verschafft, ist eben jedem selbst überlassen bzw. vom Einzelfall abhängig.

Es hängt aber damit zusammen, in welchem Umfange in
der Bilanz "Positionen" aktiviert wurden, deren gegenwärtiger MARKT-WERT
nicht dem in der Bilanzsumme angegebenen WERT entspricht.

Das ist richtig und wie ich meine der wichtigste Reibungspunkt bei externen (:-)) Prüfungen. Stichtwort: Beteiligungen

Beim Platzen
einer Blase eine sehr heikle Angelegenheit. Die Banken werden also
"gezwungen", die Bilanz zu "bereinigen" und diese "kritischen" Positionen
dem gegenwärtigen Marktwert anzupassen. Dies allerdings nur in sehr
kleinen Schritten, damit das Kartenhaus stehen bleibt. Vielleicht erinnerst
du dich noch an den Winter 2008. Damals wurde den Banken in großem Stile
"erlaubt", ihren "Giftmüll" nach Gusto selbst einzuschätzen und zu
bewerten. Dies geschah damals, damit sie nicht SOFORT kollabierten.
Herr Jedermann wäre für so etwas (wenn es aufgeflogen wäre) für
Bilanzfälschung verurteilt worden (Samt den dazugehörigen
Wirtschaftsprüfern, die dem Ganzen ja Vorschub leisten müssen).

Wirtschaftsprüfer haben damit nichts am Hut.

"...in der Weihnachtsbäckerei..."

Bankrott gehen kannst du mit einer großen oder mit einer kleinen
Bilanzsumme.

So ist es.

Das bleibt sich völlig gleich. Das gilt auch für JEDES
Unternehmen. Es kommt darauf an, ob die Bilanz "frisiert" ist, oder ob
deren Angaben der Realität zum Zeitpunkt der Erstellung entsprechen. Die
"Realitätsferne" der Angaben kann sich jedoch u.U. sehr schnell ändern
(siehe dazu die "Unfall"-Großereignisse in Japan, China etc.).

Von Nixdorf wird z.B. gesagt, dass er 1000-e von Mannjahren
(Programmierer) für unfertige Software "aktiviert" haben soll. Völlig
unkontrollierbar für die Banken :-))) - Auf diese Art und Weise hat seine
"Bilanz" gestimmt. Bilanzkosmetik eben. Ein einträglicher Wissenszweig! So
dürfte jedem, der sich halbwegs mit Bilanzen auskennt, klar sein, dass er
an den "Abschreibungsmodalitäten" erkennen kann, ob es sich um eine
halbwegs gesunde, oder eine "frisierte" Firma handelt. "Bankrottierende"
Firmen oder diejenigen, die an der Grenze dazu stehen, die versuchen
zunächst, ihre Abschreibungen zu reduzieren. D.h. sie haben in der Regel
ALTES Inventar, denn sie können nicht mehr modernisieren. Außerdem
versuchen sie, "Werte" zu aktivieren, denen der Begriff "Wert" eigentlich
nicht mehr zuzuschreiben ist (Giftpapiere). Wohingegen gesunde/wachsende
Firmen daran interessiert sind, zu investieren und potentiell hohe Gewinne
zum einen durch Abschreibungen zu verkleinern und zum anderen die
Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten. D.h. im Klartext:
"Gesunde" Unternehmen haben sehr viele STILLE RESERVEN. In diesem Sinne
könnte man natürlich auch von einer "frisierten" Bilanz sprechen. Dies
jedoch in dem Sinne, dass das Unternehmen einen größeren Wert hat, als
dies aus der Bilanz ersichtlich ist. Immer eine interessante Frage bei
Firmenbewertingen.

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Dass die kriminellen "Banden" von internationalen Firmenschlächtern oft
keinerlei Interesse daran haben, diese Firmen gesund zu halten und
betriebswirtschaftlich gut zu führen, das steht auf einem anderen Blatt.
Viele dieser "Manager" sind im wesentlichen daran interessiert, die Firmen
nur in ihrem Sinne "auszuschlachten". Beispiele dafür gibt es wahrlich
genug.

Viele dieser Manager haben teuer bezahlte Schulen besucht und wissen halt, dass die Haftungsbeschränkungen der vor die Wand zu fahrenden Gesellschaften dennoch Auswege für eine frühzeitige und nicht prüfbare Umschichtungen der Vermögensgegenstände bzw. den Entzug der liquidierbaren Assets darstellen. Um den Rest können sich die Gläubiger streiten.

Bisher traf das aber nur auf Großunternehmen zu. Der Mittelstand, oft
inhabergeführt, lebte und arbeitete BISHER nach anderen Regeln.

Ja, dass möglichst hohe und genaustens strukturierte Schulden Tore bieten, das hören die Bankberater auf den billigen Sitzplätzen nicht gerne. Es hängt - denke ich mal - maßgeblich von den dahinter stehenden Beratungsgesellschaften ab.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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