Ein wirklich toller Beitrag! Wäre er bloß kürzer

Ashitaka, Samstag, 19.12.2015, 23:04 (vor 3337 Tagen) @ Robert5936 Views

Hallo Robert,

Ich komme zu dem Schluss, dass wir keine „Guthabenkrise" haben und es
sich dabei eher um ein neues Schlagwort der Neo-Gesellianer im Gewand der
Lautenbach'schen Kreditmechanik bzw. Stützel'schen Saldenmechanik handelt,
die aus Symptomen eine Ursache und Ideologie stricken wollen. :-)

So ist es. Wir stecken in einer (Vor)finanzierungsspirale, damit ebenfalls in der Nachschuldnersuche fest. Die Guthaben sind systematisch gesehen schnuppe, denn Eingriffe in ihre Haltung (horten kann man sie nicht) würden die Probleme für die Kreditinstitute und an deren Tropf hängenden Ökonomie nur verschärfen.

Ein Eingriff in die Guthabenhaltung der Nichtbanken geht an den systematischen Abläufen vorbei. Es wird halt so getan, als müsse nur genug Geld aus der Guthabenhaltung hin und her wandern damit wieder alle an ihre Schuldendeckungsmittel gelangen können und die Verschuldung im Griff gehalten wird.

Es gibt bis jetzt keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis, dass wir
zuviel Guthaben oder Forderungen angespart hätten, in dem Sinne,
dass daraus eine deflationäre/rezessive Krise resultiert hätte. Man kann
lediglich von Fehlallokation des Anlagekapitals sprechen. Aber falls dann
schneller entspart würde und ein Teil der solventen (!) Unternehmer
eventuell schneller tilgen könnten, hieße das nicht, dass der Druck von
der Verschuldungsseite nun genommen wäre. Es bräuchte so oder so laufend
Nachschuldner, da die Geldmenge durch Tilgung laufend sinkt.

Sehr fein beschrieben.

Es gibt also ständig eine Neigung zur Deflation, welche nicht aus der
Welt geschafft würde, wenn alle Kreditnehmer nun schneller tilgten und wir
alle den kurzlebigen Konsum steigerten. Wenn ein Unternehmer
z. B. per Bankkredit in Sachanlagen investiert und er nun angeblich durch
Entsparen der Haushalte seinen Kredit schneller tilgen kann (mal
übertrieben gesagt anstatt in 10 Jahren nun in 5 Jahren), dann sinkt auch
die Geldmenge schneller. Und nun? Jetzt nimmt der selbe Unternehmer aber
keine erneuten Kredite, da er erst mal netto/brutto investiert hat, selbst
wenn seine Bonität durch schnellere Tilgung steigt. (Die Sachanlagen wie
Fuhrpark oder Maschinen etc. sind ja neu.).

Sofort erhöht sich dann aber der Aufschuldungsdruck von der Kreditseite
her und nicht von der Sparseite, da die Geldmenge insgesamt schneller
sinkt, je schneller getilgt wird.

Ebenfalls sehr gut durchdacht. Wobei mann die Laufzeiten der bestehenden Kreditverträge im Auge behalten muss. Es wird nicht zwingend getilgt werden.

Dadurch dass wir aber einen Teil sparen,
kann die Spielzeit verlängert werden, da der Unternehmenssektor nun mehr
Zeit braucht, seine Umsätze zu realisieren und die Kreditlaufzeiten sich
verlängern. Und gerade diese Zeitverlängerung ist es aber, die so
notwendig ist, um den debitistischen Kapitalismus am Laufen zu halten, und
trotz Sparens ein Maximum an Stromgrößen zu ermöglichen.

So ist es, eine Ausweitung der Finanzierungen (Finanzen, lat. finis = Grenzen).

Schon an diesem kleinen Beispiel erkennen wir, dass es also in diesem
Moment schon irgendwo einen neuen Kreditnehmer braucht, damit neue Guthaben
entstehen, sobald entspart und bei den Unternehmern schneller getilgt wird.

Sobald das Gesamtkreditvolumen sinkt.

Dieses neuen Guthaben aus neuen Krediten, bzw. der nicht gesparte Anteil
davon
, kann dann wieder Guthabenkonten durchwandern und BIP erzeugen
oder innerhalb der Kreditlaufzeit privat weiterverliehen werden
(Staatsanleihen u.ä.), bis es irgendwo zum nächsten Minuskonto gelangt
und teilweise ausgebucht wird.

Der Kredit (Finanzierung) prügelt das BIP, nicht die Bezahlung (=Auflösung der Finanzierung).

Ein anderer Aspekt ist, dass nicht garantiert ist, dass die konsumierten
Guthaben auch tatsächlich rechtzeitig zu den richtigen Schuldnern kommen.

So ist es. Schau dir dazu mal die alten Unterhaltungen zwischen mir und Onkel Otto an. Allein diese Zeit, d.h. bis das Guthaben an der richtigen Stelle ist, muss finanziert werden. Das muss man sich auf das Gesamtsystem bezogen vergegenwärtigen.

Es kann sogar so sein, dass einige Teilnehmer Überschüsse akkumulieren
und andere trotzdem auf ihren Schulden sitzen bleiben.

Das wird so sein. Ich tilge sicher keinen Kredit, weil sich meine Einnahmen erhöhen.

Es ist also egal, ob
vorübergehend ein Teil gehortet wird oder nicht, es braucht so oder so
Nachschuldner bzw. es braucht den Druck von der Kreditseite, um die
Geldmenge maximal zu erhöhen und den debitistischen Kapitalismus aufrecht
zu erhalten bzw. möglichst viele Profite / Flussgrößen zu realisieren.

Um die Finanzierungsketten aufrecht zu erhalten. Darum geht es. Die ganzen Veranstaltungen müssen kontinuierlich vorfinanziert werden. Und je mehr geklatscht werden soll, desto mehr muss finanziert werden. Dass wir nur klatschen müssen, weil der Staat sein Steueraufkommen dadurch sichert ist dabei nicht zu vernachlässigen.

Dazu auch Ashitaka: „[...]Es darf niemals der einzelne Inhaber von Geld
mit allen Inhabern von Geld verwechselt werden. Diese Verwechslung ist der
Grundirrtum aller ökonomischen Deutungsversuche. Die natürlichen und
juristischen Personen können Kaufverträge abschliessen und Geld für
Bezahlungen mehrfach verwenden. Auf dieser Betrachtungsebene mag man eine
Kette wirtschaftlicher Vorgänge überblicken und dir eine
Mehrfachverwendung von Geld bildlich vorstellen. Auf der Ebene der
Gesamtgesellschaft brauch es jedoch immer zusätzlichen Kredit um ein
zusätzliches Angebot abzuräumen (zu kaufen)[...]"

So ist es. Jedes Angebot will nämlich finanziert werden. Oft genug haben wir hier im Forum diese albernen A-B-C-Beispiele in denen man den Zeitablauf und seine debitistischen Folgen vernachlässigt zerissen. Aufrecht und nach oben geht es nur mit zusätzlichen Finanzierungen (Verschuldungen). Nach unten gehts rasend schnell, vor allem wenn alle klatschen, weil alle wie blöd konsumieren und die Finanzierungsseite vergessen. Der Konsum wird vor diesem Hintergrund völlig falsch bewertet.

Die Höhe der Schuldensumme (Bankkredite und Wertpapiere) ist dabei
eigentlich nicht so entscheidend, sondern die Qualität der Kredite, also
dass diese Kredite auch durch die Märkte regelmäßig zum Termin(!)
erfüllbar bleiben bzw. dass die Schuldner (finanzielle/nichtfinanzielle
Unternehmer, Haushalte, Staaten) solvent bleiben, indem es zum Beispiel den
Unternehmern gelingt, laufend ihr Waren- und Dienstleistungsangebot so zu
gestalten, dass es nachgefragt wird und sie die zukünftigen Märkte
möglichst richtig einschätzen, so dass sie zahlungsfähig bleiben bzgl.
ihrer Kosten/Tilgungsraten. Oder dass es Staaten gelingt, stets
regelmäßig ihre Steuern einzuziehen, um ihre Anleihen zum Termin zu
bedienen.

Jepp, genau so.

Je langfristiger allerdings die Forderungen sind, desto höher ist das
Risiko. Bei einer 30-jährigen Anleihe zum Beispiel weiß niemand, wie der
Markt in 30 Jahren aussehen wird und ob es da noch genug Nachschuldner
gibt, damit die Anleihe bedient werden kann. Und auch die hochverschuldeten
Baufirmen wissen nicht, wie der Häusermarkt sich entwickelt im Laufe der
Zeit. Wenn internationale Investoren oder Banken in Häuserwüsten
investieren (Spanien), und den Baufirmen langfristige hohe Kredite geben,
weiß der Bauunternehmer nicht, wie langfristig die Auftragslage ist bzw.
ob die Immobilienblase platzt. Dann kommen auch die Bauunternehmer in
Notlage. In jedem Kredit steckt also ein Risiko, und bei langfristigen
realen Krediten sind die Risiken höher als bei den meisten spekulativen
Derivatgeschäften (kurzfristige Hebelkredite).

Obacht: Anleihen sind keine Kredite. Für einen Kredit bedarf es keiner vorher vorhandenen Vermögensgegenstände, aus denen die Geldeinheiten entstehen. Für Anleihen (das Einsammeln von bereits vorhandenen Geldsummen) hingegen immer. So schafft auch eine Staats- oder Unternehmensanleihe kein neues Geld. Tut sie wirklich nicht. Die Geldentstehung muss dem Anleihengeschäft vor- bzw. nachgelagert verstanden werden.

Da Wirtschaften generell niemals ohne Nachschuldner funktioniert im
Kapitalismus – denn gewirtschaftet wird wegen Profit und Abgabezwang

Nur wegen des Abgabenzwangs. Der Profit ist der Traum aller, sich darüber hinaus Macht über das eigene Wohl zu sichern. Der Traum wird einigen erfüllt und mit der Zeit für immer mehr "Personen" zum nicht enden wollenden Albtraum.

und es stets solange freiwillige Nachschuldner gibt, solange es gelingt,
seitens der Unternehmer (künstliche) Nachfrage zu schaffen und damit
Märkte aufrecht zu erhalten bzw. solange es irgendwo Wachstumsmärkte
gibt, können Bankguthaben oder Wertpapiere ( = Forderungen) solange
gespart werden, wie auch gewirtschaftet wird.

Es gibt keine freiwilligen Nachschuldner. Jede Finanzierung ist systemtisch erzwungen. Niemand würde sich anbieten und behaupten: "Hey Fremder, ich verschulde mich für dich!" Es wird alles durch den Abgabenzwang initiiert und durch die Angst der Massen (Profitgier) am Laufen gehalten. Sobald klar ist, was die Abgabeneinheit ist, ist auch klar, was die Geldeinheit (=Abgabeneinheit) ist. Sofern kurant genug.

Wir können im kapitalistischen Markt auch nicht nicht-monetär in
Vorräte (Gutscheine) sparen, (mit staatlicher Garantie), um der
Aufschuldung zu entgehen - wie ich schon vereinzelt von Geldreformern
gelesen habe -
z. B. in Kilowattstunden oder Fahrscheinen u.a. Sachleistungen, da auch
Energieunternehmen global im Wettbewerb stehen und der Sparer gar nicht
weiß, ob das Energieunternehmen überhaupt noch in 20 Jahren auf dem Markt
ist. Seine Gutscheine werden wertlos. Das ist im Prinzip nichts anderes als
Aktien.

Ja, die Sachwertfreaks verstehen nicht, dass ihre Sachwerte mit Geldeinheiten bewertet werden, dass diese Geldeinheiten systematisch einzig und allein aus Schuldsummen (d.h. Kreditnachfragen) entstehen können. Schulden runter und Sachwerte rauf funktioniert nur für einzelne Marktsegmente, nicht auf das Gesamtsystem bezogen.

Zudem müsste man das dann konsequenterweise auf alle Unternehmen
ausweiten, denn wir sparen ja nicht nur für Strom bzw. Waren. Das hieße
also, Verstaatlichung aller Unternehmen, wo wir dann alle gemeinsam in
Gutscheine sparen und gemeinsam haften. Dann wären wir aber schon im
Sozialismus angelangt.

So ist es.

Nichts stört den Kapitalisten bzw. den Kapitalismus mehr als Wettbewerb.
Denn Wettbewerb versaut die Profite. Es ist ergo ein Irrtum zu glauben,
alle könnten mit dem Kopf über Wasser schwimmen und wir haben alle nur
noch monetäre (Vollgeld-)Überschüsse bzw. haben alle keine
Verbindlichkeiten in der Bilanz und tauschen uns diese monetären
Überschüsse gegenseitig gegen Güter – ein Wirtschaften quasi um die
schwarze Null herum und alle sind überwiegend im Plus.

Ich wiederhole mich, aber ja, so ist es. Systematisch gesehen dürfen wir den Milliarden Menschen, die im Dreck krabbeln, sich Schulden auflasten bzw. keine Auflastung von uns verlangen können dankbar sein. Sind wir ja auch. Milliardenfaches "Made in Armut" unter dem Tannenbaum.

Die Frage stellt sich, ob nun weniger verschuldet würde, wenn mehr
Überschüsse in den Konsum ENTspart würden und falls ja, ob dadurch mehr
„Gleichgewicht" entstünde, auch bezgl. der Außenhandelssalden im
kapitalistischen System.

Wie ich behaupte: Nein.

Dann der nächste Punkt (irgendwo mal im Archiv aufgeschnappt):

b) die Saldenmechanik verleitet dazu, wie schon angedeutet, die
Kausalität der Verschuldung leichtfertig umzudrehen, da inhärent eine
Tautologie besteht. Doch an erster Stelle steht immer der Kredit, welcher
ein Fälligkeitstermin hat ( = Forderungen der Geschäftsbank) und ex post
entsteht in gleicher Höhe ein nullfristiges Guthaben als
„Zahlungsmittel" ohne Termin, welches später wiederum von einem Sparer
mit Frist belegt werden kann. Verschuldungs-„zwänge" (welche oftmals gar
nicht aus dem Banksparen resultieren) sind systeminhärent und ergeben sich
aus vielfältigen Gründen, also unabhängig vom Sparen und oftmals in
Verbindung mit einem credit boom und expansiver Geldpolitik, zum Beispiel:


– ein erhöhter globaler Wettbewerbsdruck (ständiges Überbieten von
neuen Innovationen) um am Markt bestehen zu bleiben sein Eigenkapital
verteidigen zu können. Von daher muss oftmals hoch und langfristig
vorfinanziert werden, z. B. in Forschung und Entwicklung, in modernere
Maschinen oder Fuhrpark, in Dienstleistungen, um Produktionsprozesse zu
optimieren u. v. a.

– Es besteht ergo laufend Bedarf nach Liquidität, welche den Schuldnern
als Einkommen auf dem Markt noch nicht zur Verfügung stehen und diese erst
im Wettbewerb über die Zeit realisieren müssen, und Unternehmer zudem
keine Zeit haben, mühsam über Jahre oder Jahrzehnte Überschüsse
anzusparen, um endlich die Investition zu realisieren. Bis dahin wären sie
schon vom Markt verdrängt.

– generell aus dem Drang nach Profitmaximierung (in der Realwirtschaft
oder am Finanzmarkt). Durch die Produktion von neuen Dingen oder durch die
billigere Produktion von alten Dingen lassen sich ständig neue
Gewinnmöglichkeiten verwirklichen und fordern neue Investitionen. Diese
neuen Produkte und neuen Methoden konkurrieren die alten Produkte und alten
Methoden nicht zu gleichen Bedingungen, sondern mit einem entscheidenden
Vorsprung, der für die letzteren das Ende bedeuten kann.
Dadurch kann es auch dazu kommen, das alte Produkte plötzlich nicht mehr
genügend nachgefragt werden, weil nicht gebraucht, und die alten Kredite
aber dennoch weiter bestehen (Marktänderungsrisiko).
Kaum ein Unternehmen (es sei denn mit Monopolstellung) kann es sich
leisten, Schulden tatsächlich zurückzuzahlen und sich auszuruhen.
Vielmehr versucht es zu wachsen, um auf dieser Basis weitere Kredite zu
erhalten ( = Hebeln des Eigenkapitals), mit Hilfe derer er seinen Betrieb
laufend ausbaut und modernisiert, um gute Ware zum besten Preis anbieten zu
können.

– durch Mobilität der globalen Zahlungsströme, wobei zuviel Zeit
vergeht, bis die Zahlungsmittel durch Konsum oder Reinvestition wieder
zurück sind beim Ursprungsschuldner. Es braucht von daher laufend auch
kurzfristige Liquidität zum Überbrücken der Zeit (überwiegend über
Kontokorrentkonten). Das kann man teilweise ausgleichen durch Cashpooling,
kurzfristige Händlerkredite oder bi-/multilaterales Clearing.

– Verschuldungs-„zwang" von seitens der Staaten: Weil die
Steuerforderungen nicht übereinstimmen mit den Ausgabeplänen
(Verbindlichkeiten), z. B. durch Steuerausfälle wegen Konkurrenz der
Machtsysteme wie internationaler Steuerwettbewerb oder weil es eine
Vielzahl von Möglichkeiten gibt, Kapital schnell zwischen ausländischen
Töchtern und inländischen Mutterkonzernen zu bewegen; laufend steigende
Ausgaben durch Rüstungswettläufe, Rohstoffkriege u.ä. um inländische
Profite zu sichern; wuchernde bürokratische Systeme und Verwaltungszentren
(auch verursacht durch immer komplexer werdende Gesetzgebung), wegen Erkauf
der Loyalität der Wähler, Prestigeausgaben u.a. Das bessere
Bewirtschaften einer Eigentumsökonomie führt immer zu einem Gewinn an
Zeit, so dass die Steuer früher als zum Termin an „die Macht" bezahlt
werden könnte. Da die Macht mit einem fixen Steuertermin arbeiten muss,
bedeutet der Gewinn an Zeit, dass private Forderungen (in Form von Geld)
angehäuft werden, was den Wert der Steuer automatisch senkt.

Sehr viel Text. Ist das aus dem Archiv?

Nun könnte man einfach sagen, weil auf der einen Seite gespart wird fehlt
auf der anderen Seite in gleicher Höhe immer das gesparte Guthaben zum
Tilgen des Kredits in der Wirtschaft und alle Staatsschulden sind durch die
bösen Sparer entstanden und der Staat war immer der liebe Keynesianer, der
uns alle vor dem deflationären Untergang bewahrt hat, indem er als
Ersatzschuldner aufgetreten ist. Im tautologischen Umkehrschluss: Würde
nicht gespart, gäbe es weniger Verschuldung, was so vereinfacht aber nicht
unbedingt stimmt.

Was auf keinen Fall stimmt.

Denn ob mehr oder weniger gespart wird, ändert nichts am globalen
Verteilungskampf um die Guthaben und Machtstrukturen auf dem Markt. Es
verändert nur die monetäre Verteilung, weg von den Sparern hin zu den
Unternehmen, was nicht unbedingt immer zum Vorteil für alle ist. Man
betrachtet hier lediglich die Liquiditätsseite, lenkt damit aber von den
ungleichen globalen Eigentums- und Einkommens-Strukturen ab. Würde man
diese in sozialistischer Manier „optimieren", gäbe es mitunter keine
Liquiditätskrisen und übermäßige Guthabenakkumulationen.

Nun kann man aber die ungleichen Strukturen nicht wettmachen, indem man
die Umlaufgeschwindigkeit der Guthaben erhöhen will und das Rad schneller
drehen lässt. Auch die Mobilität des internationalen Kapitals führt zu
Ungleichgewichten, wie wir wissen. Oftmals sind Anlagen nur kurzfristig
getätigt und können schnell international verlagert werden.

Eine Umlaufgeschindigkeit gibt es eben nicht, wenn man die Finanzierung und damit verknüpfte Geldentstehung systematisch verstanden hat. Das Guthaben läuft nicht umher. Es ist nur ein ... man könnte sagen ... "Zustand des gut habens" der seinen Halter wechselt. Jeder der an rollende Taler denkt hat noch etwas vor sich.

Einige „Guthabenhasser" argumentieren absurderweise sogar, der
griechische Staat MUSSTE sich so hoch verschulden, weil die bösen Sparer
nicht rechtzeitig zum Termin konsumiert haben, und der Staat deshalb die
Arbeitslosigkeit verhindern musste und somit den unproduktiven Staatssektor
aufblähen musste. Doch in der Realität war es ganz anders. Staaten haben
sich großzügig verschuldet (über ihre Produktivität hinaus), weil sie
ihre Ausgabenseite im Haushalt großzügig gestaltet haben
(Prestigeprojekte, Militär, Steuerverschwendung, zu hoher Sozialhaushalt,
aufgeblähter Staatsapparat usw. usf.), um ihre innländischen Profite zu
sichern, und die Einnahmeseite entweder vernachlässigt haben oder an die
Steuern einfach nicht rankamen, weil es wie gesagt Steuerzahlern gelang,
ihren Gewinn international im Steuerwettbewerb zu verschieben, Steuern
illegal zu hinterziehen oder Gewinne klein zurechnen.

Jepp. Mafia vom Feinsten.

Habe ein wenig Text übersprungen. Das wäre in Happen schöner gewesen.

WARUM BANKEN SPARER BRAUCHEN

Mit jedem Kredit muss eine Bank damit rechnen, dass Zentralbankgeld
abfließt und das Liquiditätsrisiko sich erhöht, sobald der Kreditnehmer
an Fremdbanken überweist oder bar abhebt. Wann wieder zukünftig
Rückflüsse an ZBGeld auf das Konto der Bank kommen, (außer durch die
regelmäßigen Tilgungsraten), weiß die Bank nicht. Banken müssen also
laufend hochliquide Aktiva zur Refinanzierung bereithalten (die
Bilanzposition „Wertpapiere" in der Bankenbilanz) und die Fristenstruktur
von Aktiv- und Passivseite muss per Gesetz zukünftig ausgewogener sein.
(z. B. langfristigen Forderungen stehen langfristige
Sparverträge/Refinanzierung gegenüber).

Frage: Wie sollte ein solches Gesetz umgesetzt werden?

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich nach heutiger Erkenntnis imho NICHT eindeutig
aufzeigen dass wir eine „Guthabenkrise" haben. Zumal das impliziert, eine
Auflösung der Sparguthaben ( und ähnliche geldtechnische Mätzchen)
könnte den Debitismus „retten" und Krisen verhindern.

Unterschrieben.

Viel evidenter ist, dass wir (neben vielen anderen weltweiten Konflikten)
eine „Verteilungskrise" haben, denn eine hohe Vermögenskluft kann
nachweislich Wachstum verhindern und Arbeitslosigkeit u. Armut schaffen.
(Quelle gerade nicht zur Hand).

Wobei die ungleichmässige Verteilung den Innenausbau des Systems selbst verändert hat. Ich habe hier einige male von den Verschuldungsketten geschrieben. Würden wir heute eine Umverteilung durchprügeln, dann würde die Wirtschaft, die bis zum Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt an sehr starken Verschuldungsketten hängt (z.B. Automobilindustrie, Rüstungsindustrie), zusammenbrechen.

Wobei die Verteilung des materiellen /immateriellen Eigentums, z. B.
Produktionsanlagen, Boden, Immobilien, knowhow etc. mWn entscheidender und
ursächlicher ist als die monetäre Einkommensverteilung.

Der Beleihbarkeit wegen, ja.

Von daher ist es
imho eher ein Ablenkungsmanöver, von den Sparguthaben zu reden, die nicht
rechtzeitig zum Schuldner gelangen („Taler, Taler, du musst wandern\"),
ja mMn fast schon albern.

[[herz]] ...... ja, beschränktes Denken ist das! Oder halt politisch motivierter Aktivismus.

Das gleiche gilt für das ständige Geschwurbel
über den „Josefspfennig, den fehlenden Zins" u.ä. Unsinn, was sich ja
tatsächlich immer noch hartnäckig hält in vielen Foren. Hier haben die
Apologeten rund um Margrit Kennedy, Creutz et al. ganze (Verdummungs-)
Arbeit geleistet.

Jo. Weil es Kochtopf-Verwirrte sind.

Es ist eine Masche der Geldreformer, um die alten Ideen aus der
Mottenkiste Gesells wieder hoffähig zu machen, indem man meint, man
müsste das Rad nur schneller drehen bzw. das Geröll nur schneller den
Berg herunterfallen lassen, um zu Gleichgewicht zu gelangen.

Durch expansive Geldpolitik (vor allem durch die Federal Reserve, die den
Markt lange Zeit mit billigen Dollars geflutet hat) und die exzessive
(freiwillige nicht-keynesianische) unproduktive Staatsverschuldung, aber
damit verbunden auch durch Deregulierung und Ausweitung des internationalen
Finanzmarktes, wurde der globale credit boom (Investitions- und
Konsumkredite) über Jahrzehnte zusätzlich angeheizt, so dass sich ex post
immer mehr Guthaben akkumulieren konnten.

Das hat einerseits zu mehr Wachstum und Wohlstand geführt aber auch
symtomatisch(!) zu mehr Instabilität und „saldenmechanischen
Ungleichgewichten". Das Problem löst man nun nicht dadurch, indem man die
Sparguthaben/Überschüsse diskriminiert oder z. B. auf die bösen
deutschen „schwäbischen Hausfrauen" schimpft und mit alten
gesellianischen Konzepten daherkommt.

Es gibt imho generell kein wirksames Instrument, wie man die weltweiten
Liquiditätsströme kontrollieren könnte, es sei denn, man schafft
weltweit das Bargeld ab und führt überall Kapitalverkehrskontrollen ein.
Zudem befinden sich hinter den gesparten Guthaben auch viele „faule
Kredite" im System. Eine Rückkopplung ist hier nur durch Abschreibung
möglich und nicht durch Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit der Guthaben
durch einen „Negativzins" oder „dauerhafte Nullzinserwartung" (Onkel
Otto).

Wenn Onkel Otto zum bei Guthabenkrise.de Beispiel schreibt, man könne
einen dauerhaften realen Negativzins (oder Nullzins) bei Geschäftsbanken
erreichen, indem die Aktiva (vom Kreditnehmer besicherte Kreditforderungen)
der Geschäftsbank prinzipiell alle in zentralbankfähiger Qualität sein
müssen und von der Zentralbank dann diese Aktiva aber jederzeit zinslos
und bedingungslos zur Zentralbankgeldschöpfung angekauft werden [sic],
dann kann man nur mit dem Kopf schütteln.

[[top]] Er ist und bleibt ein Garant für die Simplifizierung und damit einhergehende Reparaturmöglichkeit des Systems.

Das ist schon mal deshalb Unsinn, weil die Laufzeiten völlig
unterschiedlich sind. Um wirksame Geldpolitik überhaupt zu betreiben, muss
die ZB die Erfüllungstermine der Repos zeitlich begrenzen (Wochentender,
Monatstender). Banken vergeben aber auch längerfristige Kredite (5,10, 20
etc. Jahre), und sogar Tagesgeld steht längerfristig zur Verfügung,
weshalb Banken zur Refinanzierung auch stets um positiv verzinste
Kundengelder werben. Das trifft auch beim Tagesgeld zu.

Das liegt u.a. daran, dass die Sparguthaben von Haushalten und
Privatkunden weniger mobil sind. Das heißt, das Geld bleibt in der Regel
dort, wo es ist, und wird nur selten von jetzt auf gleich abgezogen. Es
gibt zwar einen geringen Teil z.B. an „Tagesgeldhoppern", was sich aber
stark in Grenzen hält. Von daher zahlen Banken bei Bedarf für Tagesgeld
sogar auch etwas über dem Leitzins. Basel III sorgt also auch in Zeiten
billigen Geldes dafür, dass die Sparzinsen sich weiterhin oberhalb des
Leitzinses bewegen.(vgl. neue Handelsblatt-Studie).

Wie kommt es ansonsten dazu, dass Banken gegenwärtig mehr denn je um
Sparer werben bei einem Leitzins von 0,05 Prozent? Die Banken könnten sich
doch alle billig bei der ZB refinanzieren.und auf die Sparer pfeiffen.

Mit dauerhaften nominalen Nullzinsen am Geldmarkt lässt sich das Sparen
also nicht verhindern. Ist die Teuerungsrate zudem auch noch bei Null oder
nur knapp über Null, halten sich die realen Zinsverluste für die Sparer
ja in Grenzen.
Von daher sparen die Leute in unsicheren (deflationären) Zeiten (wenn es
keine/kaum Investitionsmärkte gibt bzw. das Risiko der Investition zu hoch
ist) auch bei nominalen Nullzinsen und stürzen sich nicht in Sachwerte
oder Konsum. Das mag auf einen Teil der Haushalte zutreffen, der in
Niedrigzinsperioden verstärkt konsumieren, doch das haben wir doch heute
auch schon, dafür braucht es kein anderes (rudimentäres) ottonisches
Zentralsteuerungswahn-Modell.

Ja, er ist ein kleiner Kontrollfreak.

Gibt es hingegen nicht ausreichend Kreditnehmer, zahlen Banken auch
heutzutage überhaupt keine positiven Realzinsen. Und in inflationären
Zeiten, wo ein höheres Zinsniveau herrscht und höhere Kreditnachfrage,
stimmen Banken (egal ob bei Tagesgeld oder Festgeld u.a.) ihre
Sparverträge mit der Kreditnachfrage ab.

Das erkennt man daran, dass Banken bei Tagesgeld- oder Festgeldverträge
überwiegend (bis auf einige Ausnahmen) einen Höchstbetrag pro Sparvertrag
festlegen. Man kann also bei einem Leitzins von beispielsweise 4,5% nicht
in unbegrenzter Höhe für 4% Zinsen in Tagesgeld oder z.B. 7% in Festgeld
bei einer Bank sparen sondern die verzinste Geldnachfrage bzw. die
Refinanzierung richtet sich nach der Kreditnachfrage und den jeweiligen
Zinserträgen einer Bank. Hier wird also Geldangebot und -nachfrage seitens
der Banken bereits geregelt - da braucht es somit keine zentrale ottonische
„Kreditsteuer". Gibt es dann nicht genug Kreditnehmer, die in
Hochzinszeiten Kredite aufnehmen, weil die Kreditzinsen zu hoch sind,
begrenzen die Banken auch die verzinsten Sparverträge, ansonsten würden
sie ja ein Minusgeschäft machen.

Es ist prinzipiell doch eher so, dass es auf komplexen und globalen
kapitalistischen (profitorientierten) Märkten niemals Gleichgewicht geben
kann zwischen der Angebots- und Nachfrageseite ( = neoklassisches oder
gesell 'sches Märchen), welches Wirtschaften ohne Termindruck ermöglicht
oder Fehlallokationen u.ä. verhindert. Auch die Monetaristen mussten z. B.
einsehen, dass es keine optimal geschöpfte Geldmenge gibt, die man im
Voraus als die richtige bestimmen könnte (Hallo @Beo) :-)

Und zu meinen, man müsse das Geld mit Sachwerten ( Immobilien, Gold
etc.) decken anstatt mit Forderungen (auf zukünftige Leistung/Einkommen),
wie die Ludwig Mises-Fraktion verlangt, der hat schlicht das heutige
Wirtschaftssystem nicht verstanden, da diese (Gegenwarts-)Werte der assets
sich ja aus der Verschuldung bestimmen ( = zukünftige Abzinsung).

Sehr gut, genau so muss das verstanden werden. Wo kommt die EInheit her, in der Sachwerte bewertet werden? Richtig, einzig und allein aus Schuldsummen (d.h. aus ihrer Finanzierung, aus Verschuldungen).

Die Wertsteigerung bei gleichbleibender bzw sinkender Verschuldung ist das perfideste Hirngespinst der Gegenwartsökonomie!

Wir sollten uns damit abfinden, dass die Lösung vieler sozialer Probleme
und Konflikte auf der Welt nicht in alternativen Geldsystemen zu suchen
ist. Das zweistufige Bankensystem /Teilreservesystem ist vom Prinzip her
das effizienteste was wir haben innerhalb des debitistischen Systems,
bedarf aber einer höheren Regulierung.

Welche Regulierungen schießen dir da konkret durch den Kopf?

Herzlichst,

Ashitaka

Bitte verteile solch einen Text doch das nächste mal in Häppchen. Da kann dir wirklich niemand in ausführlichen Sätzen antworten und die schönen Gedanken laufen dann ins Leere. Nicht dass demnächst noch welche das Forum verlassen, weil solche durchdachten Ontopic-Beiträge der Länge wegen nicht mehr verstanden werden. [[zwinker]]

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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