Kreditnehmer kaufen sich Zeit, und dafür zahlen sie den Preis (Zins).
Abgesehen jetzt mal von Staatsbank oder nicht - ich hoffe, du konntest die Unterschiede für dich jetzt realisieren - kommen nun wieder neue Takte, welche ich hier im Kontext des Themas allerdings nicht zuordnen kann.
Es fehlt Deinerseits noch eine schlüssige Begründung, warum angeblich Staaten antizyklisch handeln können. Ich habe einen Berg von Argumenten gebracht, welche deine Thesen eher nicht bestätigen.
Betrachten wir den ZINS, den die Banken von ihren Kreditkunden verlangen,
so lässt sich unschwer feststellen, dass das Wort ZINS nichts weiter
bezeichnet als die Einnahmen bzw. Erträge der Banken. Brauchen die
Banken denn Zinseinnahmen? Ja selbstverständlich, sie sind, wie jedes
andere Unternehmen auch, auf Erträge angewiesen; sonst müssten sie sofort
einpacken und schließen. Sollte es also den Kunden der Banken
unmöglich sein, den Zins zu erwirtschaften, ohne dass die VoWi bald
zusammenbricht, so müsste es, nach der gleichen Logik, ebenfalls
unmöglich sein, dass beliebige Unternehmen nachhaltig Einnahmen bzw.
Erträge erzielen, da die Kunden der Unternehmen, bis hin zu den
Endverbrauchern, so etwas nicht erwirtschaften können.
Zinsen für alle können nur erwirtschaftet werden durch Bilanzverlängerung, indem man auf zukünftige Leistungsversprechen spekuliert, da Leistungsangebot - und nachfrage gesamtwirtschaftlich nie zeitlich zusammenfallen. Irgendwo entsteht immer ein Gap.
Das fängt schon damit an, dass die Anbieter der Leistung (Kreditnehmer) ihre Leistung am (globalen)Markt erst mal realisieren müssen zwischen zig Wettbewerbern. Das kann mitunter Jahrzehnte dauern, mitunter sind die Leistungskapazitäten der Kreditnehmer begrenzt oder die Qualität der Leistung überzeugt nicht, oder das Angebot in einem Segment ist zu groß. Kreditnehmer kaufen sich deshalb Zeit, und dafür zahlen sie den Preis (Zins), in der Hoffnung solange wie möglich mitspielen zu können ( Verteidigung ihres Eigenkapitals).
Einen vollkommenden Markt (anatomistischer Wettbewerb), wo die Rendite gegen Null geht, gibt es nur in Modellvorstellungen von Freiwirten.
Die Guthaben pulverisieren sich ergo niemals perfekt über den ganzen Markt, so dass alle Schuldner gleichmäßig tilgen können und sämtliches Angebot und Nachfrage sich gegenseitig kurzfristig saldieren. Ob mit oder ohne Zins, es entsteht immer eine Akkumulation. Der Zins verschärft das noch mal, sorgt aber dafür, dass wie Du sagst, überhaupt Verschuldung entsteht.
Entfällt der Zins, produziert niemand mehr. Von daher ist auch Dein Vorschlag irrealistisch, dass der Staat durch fiskalische Umverteilung eine „Normalverteilung" schaffen und die Verschuldung aufhalten könne. Ein Absinken/Stagnation der Geldmenge ist ja gerade deflationär (siehe Japan). Der Staat kann gar nicht anders, er muss sich aufschulden, kann aber in guten Zeiten den Überschüsslern nicht sofort wieder die Überschüsse wegnehmen.
Unternehmer schaffen sich Nettoersparnisse in der Hoffnung auf zukünftige Investitionen.
Du kannst zwar allerhand Steuern erheben, das hilft die aber wenig, weil dass das Eigenkapital der Unternehmen senkt, und weil die Unternehmen dann ihre Produktion und Kosten soweit herunterfahren, bzw. ihre Investitionen einstellen, bis die Rentabilität wieder positiv ist. Bei einem Eigenkapitalzins von Null investiert niemand. Niemand erwirtschaftet Gewinne, um sie dann dem Staat zu zu verschenken.
Verschenken tun Unternehmen meist nur freiwillig (Stiftungen, Spenden an die Region etc.), weil sie dann a) ihr soziales Ansehen stärken und b) selbst planen können, wieviel sie von ihren Überschüssen abgeben können und c) weil sie generell wissen, dass der Staat ein schlechter Investor ist
Die Simplifizierung (Unsere Schulden haben aber doch auch Guthaben und wenn wir alle irgendetwas erfinden würden, dass die Guthaben zu den Schulden treibt, dann sinkt die Verschuldung halt fällt unter die Rubrik Pippi Langstrumpf (Widdewiddewitt).
Man muss ergo den Zeitablauf die Erfüllung der Schuldverhältnisse, ein Ausgleichen der Gläubigeransprüche und Schulden, zeitlich auffächern, weil eben wegen des zeitlichen Ablaufes die Vorfinanzierenden und Nachschuldner nach Guthaben/Gewinne streben, sie aber niemals im gleichen Moment saldieren könnten.
Die Gesamtverschuldung aller Staaten, Haushalte und Unternehmen muss steigen. In Periode 2 müssen die Schulden der Periode 1 zurückgezahlt werden und neue Schulden wollen für die Vorfinanzierungen und laufenden Realisationen der Mehrwerte gefunden werden. Dafür braucht es immer Nachschuldner. Niemals ist das Geld der Periode 2 für eine Rückzahlung der Schulden aus Periode 1, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort vorhanden. Und auch wenn wir im Nanosekundentakt Umsätze realisierten, niemand zieht das Geld für den zu bezahlenden "Zins der Zeit" aus seiner Tasche. Alle drehen sich im Kreis, blicken sich an und fangen langsam an zu begreifen, dass sie besser früher als später anfangen zu tanzen, fangen an mittels Kreditaufnahme zu wirtschaften. Deshalb braucht es in der makroökonomischen Betrachtung des Debitismus immer einen Nachschuldner.
Gruß