Wenn schon wirtschaften, dann lieber libertär

Zarathustra, Montag, 04.01.2016, 19:00 (vor 3326 Tagen) @ Beo24057 Views
bearbeitet von Zarathustra, Montag, 04.01.2016, 19:11

Ja, theoretisch könntest Du auch ein Neoliberaler sein, in der Praxis

jedoch nicht, denn Du bist keine Möglichkeit, sondern Tatsache.

Na ja, ich bekenne mich schon zu "Freiheit mit Spielfeldbegrenzungen",
oder besser gesagt: zu verbindlichen Spielregeln. Du weisst doch, dass nur
so Spiele, egal welcher Art, funktionieren können. Dann kommt es nur noch
auf die Disziplin der Spieler und die Strafandrohung durch den
Schiedsrichter an. Andernfalls gibt es Krieg, selbst auf dem Sportplatz.

Auch das Wirtschaften ist nur ein Gesellschaftsspiel. Es sollte doch
sinnvolle Spielregeln dafür geben. Spielregeln können durchaus auch
modifiziert werden. Ist oft geschehen, selbst im Fußball.

Wirtschaften ist kein Spiel, sondern - seit Implementierung - blutiger Ernst.

Okay, aber wie lange muss denn ein solcher Zyklus andauern? 50, 100,

1000 Jahre, oder geht auch mehr?

Wie gesagt, die Zyklen verlaufen auf unterschiedlichen Wellenebenen. Die

Rezessionszyklen sind Unterzyklen der Kondratieff-Zyklen, und diese
wiederum welche unter den nächst grösseren. Die Welt ist halt fraktal.

Wenn Dir das so klar ist, dann müsstest Du doch auch meine Frage nach der
maximal möglichen Lebensdauer eines Wirtschaftssystems beantworten
können. Welche Antwort liefern denn hierzu deine Kondratieff-Wellen? Falls
keine, wozu sind sie dann gut?

Wellen sind unterschiedlich lang. Sowohl Kondratieff-Wellen wie Elliottwellen. Wie lange die künftigen Wellen jeweils sein werden, darüber spekulieren unsere Elliott-Cracks; die einen mehr, die anderen weniger erfolgreich.

Warum sind die Zyklen bis jetzt auch so unterschiedlich lang gewesen ..
immerhin 25-75 Jahre?

Weil Wellen halt unterschiedlich lang sind und die massenpsychologischen Muster zwar selbstähnlich, aber eben nicht identisch sind.

Und was folgt draus? Sind denn bewaffnete Stammesgesellschaften mit je

150 Personen denn die richtige Lösung des Problems? Für was besseres als
das, was wir schon hatten, reicht unsere Hirnleistung nicht?

Stammesgemeinschaften waren keine bewaffneten Kriegergemeinschaften,

sondern Sammler- und Jägergemeinschaften: ...

Worin soll denn der Sinn sein, etwas zu wiederholen, was wir schon mal
hatten?
Vielleicht um endlich für einen Lernfortschritt zu sorgen?
Bekanntlich ist ja die Wiederholung die Mutter alles Lernens.
Aber haben wir nicht schon oft genug dasselbe wiederholt, dieselben
Zyklen? Sind wir denn so geistig limitiert, dass wir unsere
Adaptationsfähigkeit an veränderte Lebensbedingungen bereits
ausgeschöpft haben
.. d.h. sind wir die "Neandertaler von Heute", die
durch eine neue Truppe abgelöst werden müssen? Ich tippe auf dieses
letztere .. und sehe auch schon deutliche Anzeichen dafür.

Die Neandertaler konnten ja auch nicht mehr "weiter", als der Homo sapiens
bereits im Anmarsch war. Selbst als sie sahen, was der so alles macht,
waren sie völlig überfordert. Die beiden lebten vermutlich etwa 5000
Jahre nebeneinander.

Das weiss niemand so genau. Jedenfalls haben sie sich verschmolzen, ansonsten trügen wir nicht deren Gene.

Ich sehe darin keine alternativlose Notwendigkeit, dass das System alle

3 Generation herunter kracht und Millionen Menschen unter sich begräbt.
Das ist ein Machwerk der Polit- und Wirtschaftsmafia.

Sehe ich bekanntlich anders. Nämlich als symbiotische Veranstaltung von

Masochisten und Sadisten. Ohne Wähler keine Gewählte. Ohne Akzeptanz der
Organisierten Gewalt (Polit- und Wirtschaftsmafia) keine Organisierte
Gewalt.

Dem kann ich sogar zustimmen. Das sage ich auch schon seit Jahren! Das
ändert aber nichts an der von mir beanspruchten Richtigkeit meiner
sachlogischen Analyse der wirtschaftlichen Optionen.

Also immerhin "theoretisch möglich" .. so weit sind wir schon

gekommen. Hat auch gedauert!

Das ist für mich nicht neu. Auch in Dottores Beiträgen kam immer mal

wieder zum Ausdruck, dass es am Willen der Beteiligten fehlt,
Schulden/Guthaben auszubuchen. Dieser Unwille ist systemimmanent.

Ich setze viel früher an: Es besteht kein Wille, kostendeckend,
rational und umweltschonend zu wirtschaften
. Dann bräuchten auch keine
Schulden ausgebucht zu werden.

Ich setze eben noch viel früher an. Es besteht kein Wille, sich dem Zwang zum Wirtschaften (= Ueberschüsse erwirtschaften) überhaupt zu widersetzen.

Es würde auch schon "weiter" helfen, wenn
die Guthaben ordentlich besteuert würden, um auch die Schulden zu deckeln.
Das könnte gleich auch das Problem der kostendeckenden Steuereinnahmen
lösen. Ich könnte mir auch ordentliche Inflation vorstellen. Wie das
ginge, habe ich beschrieben.

Ja, ich kenne Deine Ideen, aber das läuft nach meinem Verständnis auf nichts anderes als auf Sozialismus hinaus, und was das taugt, zeigt uns wiederum die Empirie.

Jetzt ist es allerdings schon zu spät. Wir leben ja unverändert in einer
Spaß- und Wegwerfgesellschaft der Sadisten, Masochisten und menschlichen
Parasiten bzw. der "Neandertaler von Heute", obwohl das Dach schon
lichterloh brennt. Dies ist doch eine Gesellschaft, die sich selbst
wegwirft!

Das war die natürliche Bestimmung jeder Vergesellschaftung. Vergesellschaftung ist wider die menschliche Natur und folgedessen immer wieder dem Untergang geweiht; diesmal, so wie es aussieht, dem finalen.

Sind dann alle Theorien für die Katz, weil sie nicht praktikabel sind?

Wo kommen dann die Flugzeuge und Wolkenkratzer her, wenn Menschen
grundsätzlich nur unfähig und irrational und alle Theorien für die Katz
sind?

Flugzeuge sind ja auch irrational, denn sie sind ein Beitrag an der

Vernichtung der Arten, inklusive unserer. Gesellschaften handeln im
Unterschied zu Gemeinschaften eben nicht rational.

Wir hatten doch bereits Stammesgemeinschaften, ganz ohne Flugzeuge. Was
haben die denn falsch gemacht
? Was müssen wir nach dem Kollaps anders
machen?

Warum sollten in der Zukunft nicht noch viel bessere Maschinen möglich
sein, die die Umwelt nicht verpesten würden? Wir haben doch bereits
umweltfreundlichere Technologien entwickelt, die nur stärker angewandt
werden sollten. Auch könnte doch viel weniger an Müll produziert werden,
und konsequenter recycelt werden.

Die Argumentation ist uralt, verkennt aber die empirische Realität:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jevons%E2%80%99_Paradoxon

Es gäbe doch Lösungen, noch und nöcher. Aber ich gebe Dir recht:
Sie wären zwar "theoretisch" möglich, sind aber immer noch nicht gewollt
(außer von Meinesgleichen, natürlich).

Wo bleibt der Lernfortschritt? Wo bleibt die fortschreitende Evolution

der materiellen und sozialen Technologien?

Den gibt es, wie Du siehst, nicht, und dies seit Beginn der Installation

politischer Systeme zur Steuerung der Menschen.

Du denkst offensichtlich gerne negativ. Diese Geschichte ist aber
noch lange nicht zu Ende! Es gibt auch noch ein paar Leute, die positiv
denken und rational handeln. Davon wird es demnächst sicher mehr geben
(müssen).

Ich sehe eben meine Analysen eher als positiv an und alle auf dem Jevons' Paradoxon beruhenden 'Lösungen' dagegen als negativ.

Gemeinschaft = miteinander; Gesellschaft = gegeneinander.

Na, dann ist mir wieder zu simpel gestrickt. Ein ideologisch

motiviertes Spielchen mit Worten.

So simpel ist es aber. Verstaatlichte/vergesellschaftete Menschen haben

Ueberschüsse (Tribute) zu erwirtschaften.
Unverstaatlichte/nicht-vergesellschaftete Menschen müssen das nicht und
sind demzufolge auch keinen Boom- und Bustzyklen unterworfen. Sie
produzieren noch heute genauso viel wie vor Jahrtausenden: das Notwendige.

Warten wir es einfach ab, welche Ideen sich durchsetzen werden. Wichtig
ist nur, dass alle Vorschläge auf den Tisch kommen und nicht unterdrückt
werden.
Einverstanden?

Ja. Demokratie ziehe ich dem Totalitarismus immer noch vor.


Grüsse, Zara


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