Aufschuldungszwang der Zentralinstanzen

Ashitaka, Mittwoch, 06.01.2016, 14:30 (vor 3319 Tagen) @ Beo23856 Views

Hallo Beo2,

Und viertens, wieso kann der Staat seine Ausgaben an seine Einnahmen nicht
anpassen? Das ist doch kein Ding der Unmöglichkeit.

Das ist dauerhaft unmöglich. Du wirst die Prozesse begreifen, sobald du die Folgen des Zeitablaufs in deinen Gedanken berücksichtigt.

Auszahlungen vor Einzahlungen -> Zinslastige Vorfinanzierung der Auszahlungen

Der Staat hat immer erst Einzahlungen, nachdem er bereits Auszahlungen geleistet hat. Er ist aufgrund des Zeitablaufes dazu gezwungen, sich dauerhaft - zinslastig - vorzufinanzieren.

Und da er zum Zwecke des Machterhalts gezwungen ist, die zeitlich nachfolgenden Einzahlungen über seinen Haushalt andersweitig auszuzahlen (Konsum, Redistribution), hat er an späteren Fälligkeitsterminen keine ausreichenden Mittel zur Verfügung, um seinen Kapitaldienst vollständig zu bestreiten.

Warum glauben viele daran, dass man diese Schulden doch durch spätere Steuereinnahmen decken kann?

Schuld daran, dass es nicht offensichtlich wird, sind die Geldeinheiten. Sie vernebeln die Sicht auf die systematischen Zusammenhänge. Es entsteht immer wieder der Eindruck, als gäbe es eine Quelle, die das Gap schließen könnte. Die meisten Ökonomen haben von der Geldentstehung, insbesondere den heutigen geldpolitischen Verfahren jedoch keinerlei Ahnung. Und das spüren auch immer mehr Studenten. Ihre Entstehung durch Refinanzierung von Schuldtiteln müssen wir an dieser Stelle nicht wieder vertiefen. Das Forum bietet dazu hervorragende Sammmlungen und Erklärungen.

Zurück zu den Nichtgeldeinheiten

Es reicht zu verstehen, dass Schulden für Nichtgeldeinheiten in Geldeinheiten bewertetet (gezählt) werden. Insofern sind Geldeinheiten nichts anderes, als standarisierte Bewertungen von Schuldkontrakten mittels Nichtgeldeinheiten.

Denken wir uns einmal in die Anfänge der Zentralinstanzen (Mesop.) zurück, als es noch keine Geldeinheiten gab. Die Zentralinstanz bewertete ihre Vorfinanzierung (Kosten für Heer, Dienerschaft, Aufbau und Erhalt der Strukturen) und die zu erhebenden Abgaben/Tribute in Nichtgeldeinheiten (Land, Naturalien etc.).

Wer ist der Vorfinanzier?

Die Vorfinanzierung der Macht erfolgte damals wie heute durch die Untertanen bzw. anfängliche Gefolgschaft. Dadurch, dass der Zentralinstanz Zeit geopfert wurde, musste sich zwangsläufig eine Forderung der Dienenden (Schulden der Zentralinstanz) aufbauen. Keiner hatte die Zeit, sich für den Zwingherr "kostenlos" bereitzustellen, denn alle hatten trotz Aufopferung der Zeit für die Zentralinstanz ihre Urschulden, den Subsitenzbedarf, zu decken. So kam es, dass die Zentralinstanz dauerhaft Schulden zu tilgen hatte bzw. die Tilgung zu versprechen hatte. Nur mit welchen Nichtgeldeinheiten sollte getilgt werden? Stargates und Beamportale standen nirgends rum. Wie kam die Zentralinstanz immer wieder an Nichtgeldeinheiten, um gegenüber ihren Finanziers zu tilgen??

Abgaben als Besicherung der Verschuldung

Die Zentralinstanz war dazu gezwungen, ihre Einnahmen (Tribute/Abgaben = Nichtgeldeinheiten) an ihre Dienerschaft, an die Untertanen, zurück zu verteilen (Redistribution). Auch wollten die Zwingherren (Palast, Tempel) davon leben. Es ist also festzuhalten, dass die Einnahmen der Zentralinstanz aus diesem Grund nicht ausreichen, um die zinslastigen Schulden der Vergangenheit vollständig zu bedienen. Das ginge nur, sofern die Zentralinstanz ihren Konsum und die Redistribution zurückfährt. Die Folge wäre der Zusammensturz der Machtordnung (Aufstände, Hungersnöte etc.)

Die Kapitaldienstfähigkeit (Zins- und Tilgungsdienst) der Zentralinstanz ist deshalb immer und ausschließlich negativ. Auch heute, wo statt Nichtgedeinheiten alle Schulden in Geldeinheiten bewertet werden.

Oder wie breits im alten Forum in der Unterhaltung zwischen El Sheik und Dottore auf den Punkt gebracht wurde:

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"In einer Wirtschaft, in der nicht alles gleichzeitig statt findet, also alle Einzahlungen immer zeitgleich Auszahlungen und im gleichen Sekundenbruchteil wieder Einzahlungen usw. werden können, erscheint zwangsläufig seine Majestät der Zins. Dies wird in den Mainstream-Modellen der Ökonomie schlicht unterschlagen. Dies ist auch der einzig wirklich wichtige Punkt, worin sich der Debitismus vom Mainstream unterscheidet. Mainstream rechnet mit über die Zeit steten Größen, der Debitismus hängt jeder Größe sofort den Zinssatz an." (Dottore)

StEin = Staatseinnahmen
StAus = Staatsausgaben
i = Zins
F = Finanzierungslücke

StAus(t=0)*(1+i) = StEin(t=1)+ F(t=1)

[StAus(t=1)+F(t=1)]*(1+i) = StEin(t=2) + F(t=2)

Die Finanzierungslücke F(t) ist da. Im Jahre drei müssen schon beide Finanzierungslücken F1 und F2 finanziert werden samt Zins für F(t=2) sowie Zineszins für F(t=1).

http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=74620

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Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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