Die gibt es nur gaaanz am Anfang, und nur einmal.
Kannst Du bitte genau erklären, an welcher Stelle und warum eine "Finanzierungslücke unaufhaltbar" (alternativlos) im Staatshaushalt entstehen muss?
Im gegenwärtigen Geldsystem ist das - sagen wir mal - extrem wahrscheinlich.
Ja, "im gegenwärtigen" politischen System ist es durchaus wahrscheinlich, da die Regierungen chronisch gerne mehr ausgeben als sie einnehmen. Es fehlt einfach eine Schuldendeckelung in der Verfassung. Beides haben wir ja nicht, weder eine Verfassung, noch eine Schuldenbremse.
Die Schweizer z.B. haben beides und eine Staatsverschuldung von 35% des BIP, Tendenz sinkend. Also, sooo schwer kann es doch auch wieder nicht sein!
Über die weiteren Gründe sind wir uns wohl weitgehend einig. Eine alternativlose wirtschaftliche Notwendigkeit besteht dazu jedoch nicht. Einnahmen und Ausgaben könnten auch im Gleichgewicht gehalten werden, und das sogar unbegrenzt lange.
Das hat mit dem hier schon einmal erwähnten Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu tun: "In einem geschlossenen adiabaten System kann die Entropie nicht abnehmen, sie nimmt in der Regel zu. Nur bei reversiblen Prozessen bleibt sie konstant", mit anderen Worten:
die "Unordnung", also die Verteilung des Geldes im System, nimmt stetig zu. Einmal in Umlauf gebracht ist es extrem unwahrscheinlich, dass sich das Geld von selbst wieder am Ausgangsort vereinigt.
Richtig, "von selbst" geschieht nichts desgleichen. Aber es ist "zu machen". In den Jahren 1950-75 arbeitete der Staat weitgehend kostendeckend, abgesehen von der prolongierten Initialverschuldung von 1948-49.
Alle bisherigen Geldsysteme kranken denn auch daran, dass der Staat praktisch keine Handhabe hat, um alle seine Ausgaben wieder zu ihm zurück zu zwingen.
Das verstehe ich nicht: Wieso hat der Staat "keine Handhabe"?
Erstens, wozu gibt es Steuergesetze?
Zweitens, wozu gibt es Finanzbeamte?
Drittens, wozu gibt es die Option der Anklage, Pfändung und Erzwingungshaft?
Und viertens, wieso kann der Staat seine Ausgaben an seine Einnahmen nicht anpassen? Das ist doch kein Ding der Unmöglichkeit.
Neben der bereits erwähnten Physik steht dem kurioserweise gerade das "Zwangssystem" selbst im Wege. Eben weil das nicht fristgerechte Bedienen von (Steuer-)Schulden bestraft wird, versuchen die Wirtschaftsteilnehmer Geldreserven zu halten, um bei Einnahmeausfällen ihrerseits weiter ihren Verpflichtungen nachkommen zu können.
Du brauchst keine Steuern zu zahlen, wenn Du Verluste machst. Also, dafür brauchst Du keine Geldreserven. Diese brauchst Du nur, um deiner Urschuld nachkommen zu können, selbst wenn Du Verluste machst. Dein Gläubiger "Urschuld" lässt sich auf keinerlei Verhandlungen ein, sondern pfändet deine Arbeitskraft (Kapital) sofort oder täglich!
Der Staat muss folglich das "gehortete" Geld, welches nicht zu ihm zurückkehrt, irgendwie ersetzen. Fehlte ihm das "Rohmaterial", kam es zur Münzverschlechterung; fehlte ihm der Zugriff auf Münzpresse und Druckanstalt, kam es zur Aufschuldung. Das mündete als "Notlösung" deshalb immer wieder in Währungsreformen, bei denen die alten, in der Volkswirtschaft "versickerten" Zahlungsmittel für ungültig erklärt wurden.
Dazu besteht aber grundsätzlich keine sachlogische wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern ist auf menschliches Versagen zurückzuführen. Eine VoWi kann grundsätzlich völlig stabil gefahren werden, solange keine Naturkatastrophen auftreten.
Mit Gruß, Beo2