Na dann, nix wie ran ..

Beo2, NRW Witten, Montag, 12.01.2015, 21:42 (vor 3402 Tagen) @ Leserzuschrift6153 Views

Hallöchen zurück, Brigitte!

Beim Konsumieren wird eine MwSteuer an den Staat bezahlt .. womit er potentiell seine Schulden tilgen kann. Zugleich haben Händler und Unternehmer Einnahmen bzw. Einkommen, womit sie ihre Kredite tilgen können und die sie an die Staat versteuern müssen. Den Rest behalten sie als Netto-Einkommen.

Hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, wer Geld in den Wirtschaftskreislauf gibt, ...

Selbstverständlich, mehr als nur einmal.

... damit der Staat die Umsatzsteuer erhalten kann? Letztendlich zu tragen hat diese Steuer ja der Konsument.

Das ist korrekt.

Alleine ihren Lohn können die Arbeitnehmer und ihre Familien nicht dazu verwenden, da dieser ja vollständig an die Unternehmen zurückströmen sollte, damit die Firmen ihre Kosten Löhne durch den Konsum ersetzt bekommen.

Nein, in einer gesunden VoWi ist eine kräftige MwSteuer-Abgabe kein Problem für Irgendjemanden. Die MwSteuer geht postwendend in die Realwirtschaft zurück. Zudem, derselbe Geldbetrag wechselt ja mehrfach den Besitzer pro Jahr, bevor es durch Kredittilgung wieder verschwinden muss. Außerdem kann prinzipiell beliebige Geldmenge per Kredite erzeugt werden .. eben soviel, wieviel benötigt wird, damit Jeder auskömmliches Einkommen bekommt, auf Lebenszeit. Hier kommt es ganz sicher u.a. auf die Einkommensverteilung in der Bevölkerung an. Auch hier liegt ja einiges im argen und bedarf einer kräftigen Korrektur.

Aus selbigen Grund sollte auch der Staat die von den Unternehmen erhaltenen Gelder wieder über den Wirtschaftskreislauf, entweder direkt durch Investitionen oder indirekt über Sozialleistungen, an die Firmen zurückfließen lassen.

Das geschieht ja; der Staat spart nichts, sondern gibt postwendend alles aus, was er einnimmt .. noch am gleichen Tag. Die Zahlungsaufträge des Staates (des Bundes, der Länder und Kommunen) stapeln sich täglich neu bei dessen Hausbank.

Insofern muss sich entweder der Staat, der ausländische Staat und/oder die Konsumenten verschulden, damit die Umsatzsteuer von diesen gezahlt und erst dann von den Unternehmen an den Staat überwiesen werden kann.

Ja und Nein. Das hängt davon ab, viel Geldmenge die Unternehmen per Kreditaufnahme erzeugen. Prinzipiell sollte dies der Unternehmenssektor in ausreichender Menge tun .. denn dieser sollte schließlich die Warenproduktion per Kredit vorfinanzieren, einschließlich der Löhne und des Unternehmerlohns, statt Rendite zu reinvestieren und die eigene Kreditaufnahme dadurch stetig zu senken. Letzteres ist volkswirtschaftlich äußerst problematisch .. wennauch, egoistisch gedacht, gewünscht. Was dem Einzelnen nutzt, nutzt noch lange nicht auch dem Ganzen.

Konsumierte und investierte Altgewinne können zumeist im folgenden Jahr (Dividendenzahlung, ...) gesparte Löhne teilweise ersetzen bzw. zur Gewinnentstehung, für den sich ja, wie bei der Umsatzsteuer, ebenfalls in der Regel jemand verschulden muss, beitragen.

Nein, Gewinne von Unternehmern stammen aus dem Publikum, von der Kundschaft, und können gesparte Löhne nicht ersetzen. Sie müssen allerdings vollständig an das Publikum in Form von Löhnen und Lieferantenentgelt zurückgegeben werden. Reinvestierte Renditen, um den eigenen Kreditbedarf (allmählich bis auf Null) zu senken und somit "Rendite aus Rendite" zu erzielen, erzeugt einen dem Sparen und dem ZinsesZins vergleichbaren Effekt .. d.h. ist volkswirtschaftlich schädlich und bringt jede VoWi schließlich zum Kollaps.

Bedenkt man weiterhin, dass große Unternehmen über Tochterfirmen und buchhalterischen Tricks ihre versteuerbaren Gewinne stark reduzieren können, erreicht der Großteil der konsumierten und investierten Altgewinne wiederum die Unternehmen und deren Eigentümer und nicht den Staat.

Wir leben derzeit in einer nicht funktionierenden, d.h. in einer multipel kranken VoWi und Gesellschaft. Hieraus solltest Du keine Maßstäbe ziehen. Ich rede ausschließlich von einer normal funktionierenden, gesunden VoWi - wenn nicht extra erwähnt - um zu zeigen, wie sie funktionieren kann.

Der Staat ist schließlich der größte Konsument, Investor und Arbeitgeber im Lande. Eine Reduktion seiner Ausgaben bedeutet sinkende Einnahmen vieler privater Akteure. Staatsausgaben sind private Einnahmen und Einkommen, und zwar jeder Cent. Auch die Steuereinnahmen kehren dadurch sofort zu den Steuerzahlern direkt oder indirekt zurück; da geht kein Cent verloren.

Dann fangen wir doch einfach an. Wenn der Staat mit der erhaltenen Lohnsteuer einen Teil seiner Schulden tilgt, erhalten die Unternehmen ihre hierfür ausgegebenen Kosten nicht mehr zurück. Was wird die Folge sein?

Ich zitiere mich, da ich diese Frage bereits beantwortet habe:

Der Staat darf Netto-Tilgen (Verschuldung senken) nur in einer Zeit des Wirtschaftswachstums und sprudelnder Einnahmen, wenn die Staatsbürger dies unbedingt möchten. Damit würgt er allerdings die Wirtschaft ab, da er die vorhandene Geldmenge sowie seine Ausgaben reduzieren muss.

Geht man davon aus, dass es der Staat ist, welcher sich zunächst neu verschuldet und zusätzliches Geld in den Wirtschaftskreislauf gibt, damit es die Unternehmen erreicht und diese das erhaltene Geld als Umsatzsteuer wiederum an den Staat zurückleiten können, so kann der Staat damit keine Altschulden tilgen. Lediglich diese Neuverschuldung abzüglich Zinsen kann er mit diesem Geldeingang abtragen.

Das ist bedingt richtig. Ich habe davon in dem schon von mir erwähnten Thread, nämlich hier:
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=334058

gesprochen, u.z. dass der Staat eine eigene Grundverschuldung in bestimmter Mindesthöhe erzeugen und aufrechterhalten muss, um die eigene VoWi nach einem Kollaps neu zu starten (wie z.B. in 1948) und dann am Laufen zu halten. Diese beträgt mindestens 20% des BIP. Völlig ausreichend sind maximal 50% .. wo eine endgültige Deckelung per Verfassung erfolgen sollte. Dies zeigte auch das Wirtschaftswunder in DE in 1950-1975, und dies zeigen immer noch einige erfolgreiche VoWi-en in Europa auch heute noch. Diese haben allerdings nicht den Euro. (-:

Steuern, wie die Grundsteuer, Erbschaftssteuer oder eigene Gewinne sollte er nicht zur Abtragung von Altschulden verwenden, sondern in den Wirtschaftskreislauf fließen lassen, damit die Unternehmen Gewinn generieren können. Dies ist gerade in der jetzigen Zeit wichtig, da es vielen Personen mangels Sicherheiten nicht mehr möglich ist, sich selbst zu verschulden um für den nötigen Gewinn im Wirtschaftskreislauf zu sorgen.

Einverstanden, allerdings bedingt. Es gibt keine universellen Allzeit-Antworten für die Wirtschaft und Gesellschaft, sondern nur historische .. welche sich immer an möglichen neuen Fehlentwicklungen orientieren müssen. So funktioniert die nachhaltige Kreation und Evolution von Allem.

Zu diesem Thema habe ich mich zum Teil auch hier ausgelassen:
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=334058

Dann schaue ich mir doch dein Weihnachtsgeschenk an Putin einmal an.
Punkt 1 bis 4 - Wird zur Abwürgung des Wirtschaftskreislauf`s führen, sofern sich das Ausland nicht! anstelle des russischen Staates verschuldet und so für Gewinnaufkommen innerhalb der russischen Unternehmen sorgt, s.o..

Wie kommst Du darauf? Russland hat mit seiner relativen Staatsverschuldung - http://de.statista.com/statistik/daten/studie/171417/umfrage/staatsverschuldung-von-rus...

- nicht das geringste Problem; sie beträgt nur 13% des BIP. In DE liegt sie bei ca. 90%. Russland darf kräftig aufstocken .. allerdings nur allmählich und sinnvoll investiert. Leider wird RU zur Zeit gezwungen, mehr Mittel in die sich neuerdings wieder schneller drehende Ost-West-Rüstungsspirale zu investieren .. bei rückläufigen Einnahmen (aus Steuermittel sowie aus den staatseigenen Rohstoff-Unternehmen).

Wichtig ist es zu erkennen, dass es derzeit an verschuldungswilligen und -fähigen Personen fehlt.

Richtig .. die fähigen schwimmen längst in Geldvermögen und haben keinen Kreditbedarf (sondern suchen händeringend nach rentablen Anlagen), während die willigen und bedürftigen keine Kreditsicherheiten bieten können, da sie keine nennenswerten Sachvermögen sowie ungewisse Einkommenslage haben. Letztere sind die sehr große Mehrheit der Bevölkerung, Tendenz steigend. Wie gesagt, wir reden hier von einer extrem verzerrten, kranken VoWi, welche keine brauchbaren Maßstäbe für irgendetwas liefern kann.

Ein Mangel hier kann man auch nicht durch ein Konto bei der ZB ankurbeln. Warum also sollten Unternehmen investieren, wenn ihre Gewinne, mangels neuen Schuldnern und Schuldenbegrenzungsversuchen bei den Staaten, einbrechen?

Du sprichst hier ein völlig anderes Thema an. Vermische bitte nicht alles durcheinander .. denn das wird ein ungenießbarer Eintopf.

Wir können die einzelnen Themen nur nacheinander analysieren, zunächst getrennt und sorgfältig, wie bei einem Puzzle, auch wenn sie irgendwie alle zusammenhängen. Ich habe das Thema nur angeschnitten, welches da heißt: Wir haben ein 2-Währungen-System, nämlich das ZBGeld der BuBa/EZB sowie das sog. Giralgeld der Geschäftsbanken, und ein sehr großes, äußerst labiles Durcheinander im Währungs- und Bankensystem. Dieses System ist definitiv nicht haltbar oder nachhaltig, sondern unsinnig und parasitär.

Mit welchen Einnahmen können die Arbeitnehmer ihre Schulden, ohne Neuverschuldung im Kreislauf, bedienen?

Falls ein Arbeitnehmer Kredit aufgenommen hat, benötigt er gewiss ausreichendes Einkommen während der gesamten Kreditlaufzeit, um (in Raten) tilgen zu können. Falls er kein Kredit am Laufen hat, braucht er natürlich persönlich nichts zu tilgen .. außer indirekt als Steuerzahler, als der er für die Staatsverschuldung gerade stehen und Zinsen an die Staatsgläubiger (Banken) bezahlen muss. Die Steuerzahler sind schließlich der Staat; die Staatsverschuldung ist also zugleich eine Pro-Kopf-Verschuldung aller Bürger.

Verwendet der Arbeitnehmer seinen Lohn und zahlt mit diesem seinen Kredit zurück, so fehlt den Unternehmen dieses Geld als Rücklauf (Kosten). Es wird ein neuer Schuldner benötigt, welcher für diesen Arbeitnehmer einspringt und für den nötigen Konsum sorgt. Insofern gilt Gleiches wie beim Sparen -> Neuverschuldung.

Nein, das ist nicht der Regelfall in einer gesunden VoWi, wo alle Bürger ein auskömmliches und gesichertes Einkommen auf Lebenszeit haben. Ein Arbeitnehmer, der gerade seinen Kredit getilgt hat, nimmt einen neuen auf, da seine Kreditsicherheit wieder unbelastet ist .. schließlich hat er ganz sicher noch erfüllte Wünsche.
Ich bezeichne Tilgungsraten als "nachlaufendes Sparen". Wozu monatlich Geld zurücklegen, wenn mensch sofort eine Anschaffung per Kredit finanzieren und monatlich Tilgungsraten in gleicher Höhe, wie beim Sparen, zahlen kann? In einer gesunden VoWi gibt es nur "nachlaufendes Sparen", statt dem klassischen .. um sofort zu konsumieren oder zu investieren, statt viel später, wenn erst genug Geldvermögen gehortet wurde. Letzteres ist unsinnig und VoWi-lich schädlich.

Keine Privatperson wird oder kann gezwungen werden, einen Kredit aufzunehmen. Auch ein Unternehmer muss stets frei überlegen, ob er/sie seine Verschuldung revolvierend fortsetzt (durch Ersatz getilgter Kredite durch neue) oder lieber seinen Betrieb schließt .. z.B. bei sinkenden Einnahmen.
Er wird nicht schließen, wenn er genügend Einnahmen, sprich: Kundschaft, hat, um locker zu tilgen. Dies ist bei ansteigender oder schon zu hoher Sparquote bei den Konsumenten akut gefährdet. Daneben muss er natürlich aus seinen Einnahmen auch seinen Lebensunterhalt (und den seiner Kinder) finanzieren.

Es gibt eben den kleinen Unterschied.

- Der Unternehmer kann sich verschulden und erhält in der Regel diese Gelder über den Konsum und gegenseitige Investition, plus Gewinn, zurück.
- Der Arbeitnehmer kann sich zwar auch verschulden. Tilgt er allerdings mit seinem Lohn seine Schuld, so fehlt den Unternehmen der Rücklauf dieser Gelder. Es bedarf einer Neuverschuldung.[/i]

Ein normaler, gesunder Arbeitnehmer kann sich prinzipiell umgehend neu verschulden, u.z. in gleicher Höhe, sobald er einen Kredit getilgt hat .. und kann damit anschließend die Produkte seines Unternehmen kaufen. Da fehlt gar nichts .. zumal er bei der alten Kreditaufnahme bereits die Geldmenge ganz unverhofft erhöht hatte. Durch die Tilgung führt er sie nur auf die Ausgangsgröße zurück .. was eine Nullsumme ergibt.

- Ähnliches gilt für den Staat, welcher ebenfalls die von den Firmen erhaltenen Gelder, wie oben beschrieben, wieder an diese zurückfließen lassen bzw. bereits im Vorhinein (UST) in den Wirtschaftskreislauf geben sollte. Er hat allerdings die Möglichkeit über bestimmte Steuerarten, sowie durch eigene Gewinneinnahmen Gelder zu erhalten, mit denen er zwar seine Verschuldung zurückfahren könnte, welche allerdings dringend im Wirtschaftskreislauf benötigt werden, damit innerhalb der Unternehmen Gewinne entstehen können.

An GELD kann es prinzipiell niemals und nirgendwo mangeln, wenn die Allokation der Geldmittel richtig läuft bzw. optimal gesteuert wird. Das ist möglich; es geschieht aber niemals "von alleine".
Geld kann zudem grundsätzlich in beliebiger Menge erzeugt werden .. eben so viel, wie benötigt wird. Das ist kein Ding der Unmöglichkeit. Genau dies ist die Aufgabe jeder Währungspolitik, Wirtschaftspolitik, Verschuldungspolitik, Steuer-/Abgabenpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik, Außenhandelspolitik, Investitionspolitik, Bildungspolitik, und etc., und etc..

Wir können hier diese Themen nur anschneiden und Hinweise geben. Es gibt grundsätzlich keine unlösbaren Probleme .. wenn mensch sich mit weit aufgeschlossenem Verstand an die Arbeit macht, statt demagogisch einen Nihilismus und Defätismus zu predigen und die Menschen zu lähmen (um hinten abzusahnen). Und merke Dir: Es gibt immer (bessere) Alternativen.

Mit Gruß, Beo2


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