Die Simulation hat sehr mächtige Rahmenbedingungen

Leserzuschrift, Freitag, 02.01.2015, 13:26 (vor 3412 Tagen) @ Leserzuschrift6759 Views

Hallo!

Weder beim vorherigen Versuch noch bei diesem kann ich Ignoranz entdecken. Ignorierte Postings erkennt man an den fehlenden Antworten.

Deine simulierte Volkswirtschaft funktioniert deshalb sehr gut, weil du ihr sehr mächtige Rahmenbedingungen setzt. Zum einen ist da die geringe Größe. Die Teilnehmer sind aufeinander angewiesen und wissen das. Bei Zahlungsterminen sind sie immer sehr kulant. Die Beträge auf ihren Rechnungen passen wie Zahnrädchen zueinander. Je mehr Mitglieder die Volkswirtschaft hat, desto mehr entstehen die Probleme, die Ashitaka beschreibt. Sie entstehen, weil man weniger Rücksicht aufeinander nehmen zu können glaubt. Das, was du selbst schon in deiner Antwort an Zarathustra Betrug und Lüge nennst, wird mehr und mehr zur Regel. Mit mehr Mitgliedern bräuchte die Volkswirtschaft Abwehrmittel dagegen.

Eine relativ unbedeutende Rahmenbedingung ist die Hinterlegung von Pfand. Wozu eigentlich? Statt Betrug und Lüge kommen in der Simulation doch nur gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz vor. Wenn man aber generell einen Mangel an eigener Bonität durch das Hinterlegen eines Pfandes ersetzt, warum trägt man es dann zur Bank? Wäre es nicht viel sinnvoller das Pfand zum direkten Geschäftspartner zu tragen?

Die mächtigste Rahmenbedingung ist die zügige Ausgabe der Zinseinnahmen. Diese Rahmenbedingung führt zu der Frage, wodurch die vollständige und rechtzeitige Ausgabe der Zinseinnahmen erzwungen wird. In deiner Simulation ist dafür das Konsumbedürfnis der Bank ausreichend. Im Klartext heißt das, der Zins in deiner Simulation besteht lediglich aus der Bankmarge, während der Zinsnehmer zugleich auf die anderen drei Bestandteile des Zinses [Risikoprämie (nur wichtig, falls kein entsprechend wertvolles Pfand vorliegt, zugleich die ursprünglichere und für Mikrokredite noch heute verwendete Methode), Inflationsausgleich, Urzins (der aus der Schatzmitteleigenschaft des Geldes resultiert und der eigentliche Kritikpunkt aller Zinskritiker ist)] verzichtet! Die Simulation gibt keinen Grund für den Verzicht an. In der Realität kann man nicht auf Freiwilligkeit bauen. Die zwangsweise Durchsetzung so eines Verzichtes ist erforderlich. Es gibt dafür viele mögliche Ansätze.

Ein radikaler Ansatz ist das Zinsverbot. Erfahrungsgemäß wird es zumeist umgangen. Ein anderer Ansatz ist der, das sowieso künstliche Geld an die natürlichen Eigenschaften der Waren anzupassen. So ein Geld hätte vor allem keinen Ewigkeits'charakter, sondern unterläge einem gewissem Schwund. Mit anderen Worten, erst mit gesellianischem Freigeld würde deine Minivolkswirtschaft funktionieren. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Aber in der Realität wird leider jeder Vorteil von irgendjemandem ausgenutzt werden und so viel Zins erhoben wie man nur irgendwie erpressen kann. In der Realität sind es die Bankrotteure, die das System am laufen halten! Darauf hat auch schon Zarathustra hingewiesen. Aber leider wird die Notwendigkeit der Bankrotteure viel zu wenig beachtet. Seht euch an, wie man Bankrotteure in der Realität behandelt!

Ranma


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