Alles Positive ist existentiell von "mächtigen Rahmenbedingungen" abhängig ..

Beo2, NRW Witten, Freitag, 02.01.2015, 20:52 (vor 3412 Tagen) @ Leserzuschrift6656 Views

Vielen Dank, Ranma, für deine sachlichen Ausführungen. So stelle ich mir einen Diskussionspartner vor.

Es ist nämlich so: Erkenntnissfortschritt ist nur durch sachliche und ergebnissoffene Diskussion zu haben. Sonst stoppt der individuelle Erkenntnisprozess unweigerlich .. und es bilden sich unvermeidlich Scheuklappen. Also:

> Weder beim vorherigen Versuch noch bei diesem kann ich Ignoranz entdecken. Ignorierte Postings erkennt man an den fehlenden Antworten.

.. sowie an rein rhetorischen "Antworten", die kein weiteres Interesse signalisieren. Und an fehlenden Repliken auf die Kommentare. Ich will es lieber hierbei bewenden lassen.

Auch ein Kommentar von Dir hat gefehlt. Der Beitrag von mir, der so leichtfüßig und scheinbar naiv daher kommt, ist übrigens kein Schnellschuss von meiner Hüfte, sondern ein Destillat aus einem großen Pool von Analysen und Diskussionen. Es weist viele Schnittstellen für weiterführende Diskussionen und Lösungen auf.

> Deine simulierte Volkswirtschaft funktioniert deshalb sehr gut, weil du ihr sehr mächtige Rahmenbedingungen setzt.

Das ist richtig. Meiner Meinung nach, alles in dieser Welt, was nachhaltig funktioniert und eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat, ist von "mächtigen Rahmenbedingungen" abhängig! Wo es nicht der Fall wäre, findest Du nur Zerfall und Niedergang. Ich verwende lieber den Begriff "Voraussetzungen".

Immer wenn ich ein Phänomen studiere, achte ich sehr auf dessen Rahmenbedingungen bzw. Voraussetzungen. In diesen liegt nämlich ein wichtiger Teil der Ursachen von Versagen und auch mögliche Lösungen.

Ja, meine Simulation zeigt, wie wunderbar Dinge funktionieren können, wenn die richtigen Voraussetzungen vorliegen oder bewusst gesetzt werden. Ich rede hier von den Menschenwerken.

Die Frage ist also: Welche Voraussetzungen werden benötigt, damit bestimmte Effekte entstehen bzw. erzeugt werden können. Im übrigen bin ich ein Anhänger von Multikausalität .. und definitiv kein Fatalist, kein Nihilist oder kein Defätist. Ich schätze ausschließlich positiv denkende und kreative Menschen, die sich Ziele setzen und konsequent daran arbeiten (wollen). Der Rest sind Trittbrettfahrer. Meiner Meinung nach kann ein starker Geist, oder mehrere zusammen, die Dinge dieser Welt fast beliebig transformieren. Es erfordert Entscheidung, Zeit und Anstrengung.

Kannst Du damit was anfangen?

> Zum einen ist da die geringe Größe. Die Teilnehmer sind aufeinander angewiesen und wissen das.

Jeder Mensch mit wacher Vernunft weiss, dass er/sie bei der Lösung von sozio-ökonomischen Problemen auf die Kooperation und Solidarität anderer Menschen angewiesen ist. Diese Einsicht ist öffentlich zu fördern.

> Bei Zahlungsterminen sind sie immer sehr kulant. Die Beträge auf ihren Rechnungen passen wie Zahnrädchen zueinander. Je mehr Mitglieder die Volkswirtschaft hat, desto mehr entstehen die Probleme, die Ashitaka beschreibt.

Nein, sondern desto stabiler kann das System fortbestehen - und das tut es auch in der Praxis leidlich - weil Du viele passende Paare oder Triaden von Teilnehmern auffinden kannst, die annähernd und unbewusst sich so verzahnen, wie ich es beschrieben habe. Sie halten das System eine Zeit lang stabil; es bestehen im heutigen System aber multiple Schieflagen.

Allerdings, nichts ist für die Ewigkeit bestimmt. Lösungen sind immer nur die nächsten Schritte, die getan werden müssen, damit weitere Schritte möglich werden. Schritte sind Voraussetzungen für die nächsten Schritte. So funktioniert die Evolution von Dingen, Menschenwerken und Erkenntnissen.

> Sie entstehen, weil man weniger Rücksicht aufeinander nehmen zu können glaubt. Das, was du selbst schon in deiner Antwort an Zarathustra Betrug und Lüge nennst, wird mehr und mehr zur Regel. Mit mehr Mitgliedern bräuchte die Volkswirtschaft Abwehrmittel dagegen.

Richtig. Über diese Abwehrmittel rede ich viel. Sie können, richtig gesetzt, dafür sorgen, dass wer lügt und betrügt, "Wettbewerbsnachteile" erleidet. Das reicht. Ich mag durchaus keine plumpen Verbote. Das ist eine eigene Gattung von Kunst und Kreativität.

> Eine relativ unbedeutende Rahmenbedingung ist die Hinterlegung von Pfand. Wozu eigentlich?

Falls einer der beiden Kunden von B (Bank) plötzlich abhanden kommt, kann der andere seine eventuell überschüssige Liquidität bei B gegen eine ihm zustehende Gegenleistung einlösen .. so z.B. die von dem anderen hinterlegte Kreditsicherheit erhalten. GELD sollte m.M.n. vom Emittenten irgendwie gedeckt werden, dessen Schuldschein es ist. Bis jetzt kenne ich kein besseres Geld .. für diese Gesellschaft.

Aber sicher, (bessere) Alternativen sind immer denkbar und möglich, geeignete Teilnehmer vorausgesetzt.

> Statt Betrug und Lüge kommen in der Simulation doch nur gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz vor. Wenn man aber generell einen Mangel an eigener Bonität durch das Hinterlegen eines Pfandes ersetzt, warum trägt man es dann zur Bank? Wäre es nicht viel sinnvoller das Pfand zum direkten Geschäftspartner zu tragen?

Die Bank ist sehr im Prüfen von Bonität anderer Akteure geübt .. sie tut den ganzen Tag lang nichts anderes. Sie hat Zugriff auf viele Informationen über ihre Kunden. Das ist in einer Gesellschaft, wo nicht Jeder Jeden kennt, eine sehr nützliche Fähigkeit.

> Die mächtigste Rahmenbedingung ist die zügige Ausgabe der Zinseinnahmen. Diese Rahmenbedingung führt zu der Frage, wodurch die vollständige und rechtzeitige Ausgabe der Zinseinnahmen erzwungen wird. In deiner Simulation ist dafür das Konsumbedürfnis der Bank ausreichend.

Nein, das ist es nicht. Eine gut gewählte (variable) Besteuerung von Geldvermögen sowie von spekulativen Finanzmarkt'transaktionen wird dringend benötigt. Auch das reicht noch nicht ganz. Ich werde in den nächsten 100 Postings diese Dinge ansprechen, falls ich gefordert werde. Das geht nicht auf einmal.

> Im Klartext heißt das, der Zins in deiner Simulation besteht lediglich aus der Bankmarge, während der Zinsnehmer zugleich auf die anderen drei Bestandteile des Zinses [Risikoprämie (nur wichtig, falls kein entsprechend wertvolles Pfand vorliegt, zugleich die ursprünglichere und für Mikrokredite noch heute verwendete Methode), Inflationsausgleich, Urzins (der aus der Schatzmitteleigenschaft des Geldes resultiert und der eigentliche Kritikpunkt aller Zinskritiker ist)] verzichtet! Die Simulation gibt keinen Grund für den Verzicht an. In der Realität kann man nicht auf Freiwilligkeit bauen. Die zwangsweise Durchsetzung so eines Verzichtes ist erforderlich. Es gibt dafür viele mögliche Ansätze.

Nein, das siehst Du falsch. Mein Zinsbegriff - hier von mir 10% gewählt - ist "all inclusive", nur eine Spezialform monetärer Rendite. Ich kenne mich in der BWL gut aus und bedenke diese Dinge. Aus den Zinserträgen muss der Zinsnehmer selbstverständlich sowohl seine gewerblichen als auch seine privaten Lebenshaltungskosten (Privatentnahmen) bestreiten, sprich: seine gesamte Leistungsfähigkeit vorfinanzieren.

> Ein radikaler Ansatz ist das Zinsverbot. Erfahrungsgemäß wird es zumeist umgangen.

Ich bin kein Freund von Zinsverboten, solange sie irgendwie vermieden werden können. Die hohe Kunst der Gesellschaftsgestaltung kommt mit relativ wenigen Verboten aus. Natürlich hängen diese Dinge letztlich von der seelisch-geistigen Verfassung der Teilnehmer ab. In der Hölle hangelt es nur so Verbote, wie man es sehen kann .. es geht im Moment nicht anders. Viele wollen es auch gar nicht anders haben .. weil sie Deppen sind, die sich nicht für ihre Gesellschaft interessieren.

> Ein anderer Ansatz ist der, das sowieso künstliche Geld an die natürlichen Eigenschaften der Waren anzupassen. So ein Geld hätte vor allem keinen Ewigkeits'charakter, sondern unterläge einem gewissem Schwund. Mit anderen Worten, erst mit gesellianischem Freigeld würde deine Minivolkswirtschaft funktionieren. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Das Konzept ist mir sehr wohl vertraut. Ich mag aber nicht die dogmatische, besserwisserische Haltung der sog. Freiwirte. Es ist wirklich nicht viel Wissen dahinter. Sie denken monokausal; mehr schaffen sie nicht. Sie verstehen ihre eigene Theorie nicht. Habe unzählige Diskussionen hinter mir.

Ich verwende an dieser Stelle den Begriff "Besteuerung von Geldvermögen", gezielt und variabel, je nach gewünschten Effekten. Außerdem bin ich durchaus ein Freund von Inflation. Selbst die EZB strebt eine solche an .. und es wird ihr nicht gelingen. Sie hat nämlich keinerlei Kontakt mit der Realwirtschaft.

> Aber in der Realität wird leider jeder Vorteil von irgendjemandem ausgenutzt werden und so viel Zins erhoben wie man nur irgendwie erpressen kann. In der Realität sind es die Bankrotteure, die das System am laufen halten! Darauf hat auch schon Zarathustra hingewiesen. Aber leider wird die Notwendigkeit der Bankrotteure viel zu wenig beachtet. Seht euch an, wie man Bankrotteure in der Realität behandelt!

Mensch kann "mächtige Rahmenbedingungen" setzen, welche dazu führen können, dass Lügner und Betrüger "Wettbewerbsnachteile" erleiden. Ja, heutzutage ziehen sie aus ihrer Soziopathie große Vorteile; das ganze heutige System ist genau dafür konstruiert, in all seinen Aspekten.

Mit Gruß, Beo2


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