Es geht nicht ums Überzeugen, mehr ums Erkennen

Orlando ⌂, Donnerstag, 14.07.2016, 11:21 (vor 3130 Tagen) @ siggi3694 Views

Vorab noch mal meinen Dank an dich. So schön hat hier noch keiner den
Future-Markt erklärt.

Es freut mich, wenn mein Geschreibe verständlich ist.

Im Gegensatz zur Aktienbörse werden an der Futuresbörse nicht nur
bestehende Kontrakte gehandelt, sondern auch neue Kontrakte
abgeschlossen - an der Aktienbörse können die Makler und Händler keine
Aktien erzeugen.

Prima, wie ich bereits sagte, neue Kontrakte werden erzeugt<img src=" />


Ja, aber nie einseitig. Es muss immer auf beiden Seiten des Kontraktes jemand eintreten und - auch das ist wichtig - börsentäglich etwa entstandene Verluste ausgleichen. Ein weiterer Unterschied zur Aktienbörse, wo Verluste und Gewinne erst bei Beendigung der Haltedauer aufs Konto durchschlagen.

Ich darf nochmal daran erinnern, dass der Ausgangspunkt folgender Satz war: This gives them the nearly unlimited ability to simply conjure up new contracts from thin air whenever demand for these contracts exceeds available supply and, almost without exception, these Banks issue new contracts by taking the short side of the trade versus a Spec long buyer." usw.

thin air: Käse, es braucht echten Gegenpart mit echtem Geld

demand for these contracts exceeds available supply: es gibt einen Vorrat an existierenden Kontrakten, von denen evtl. einzelne Seiten zum Verkauf stehen, aber die Futuresbörse ist außerdem gerade dazu da, solche Kontrakte auch neu einzugehen ("erzeugen"), das bedeutet, dass der "Vorrat" eben nichts mit direkten Goldvorräten zu tun hat, sondern mit der Neigung der Marktteilnehmer, sich zukünftige Lieferung/Abnahme zu versprechen

the nearly unlimited ability: "fast unbegrenzt" ist logischer Käse, unbegrenzt oder begrenzt gäbe es, fast schwanger gibt es nicht bzw ist das Gleiche wie nicht schwanger. Die Fähigkeit, Kontrakte einzugehen oder zu kaufen ist natürlich begrenzt durch a) Reglements der Börse und b) die endlichen Mittel an Geld und Kredit der jeweiligen Marktteilnehmer

Und noch detaillierter, nämlich bezüglich 4 großer US-Banken und 20
großer nicht US-Banken lässt sich die Positionierung hieraus erkennen:

http://www.cftc.gov/marketreports/bankparticipationreports/index.htm

Und aus diesen Daten geht hervor, dass diese Banken seit Jahren im Future-
Markt für Gold zum Teil ganz erheblichen und ganz überwiegend Netto-Short
unterwegs waren.

Und irgendjemand anderes muss im gleichen Volumen (!) und zu den gleichen Terminen long unterwegs gewesen sein. Warum soll nur die eine Seite Einfluss haben?


Bei dem, was wir in den letzten Jahren an Skandalen im Bankbereich gesehen
haben, ist es sicherlich nicht unangemessen, sich der Fragestellung mal
kriminalistisch zu näheren und zwar mit den 3 großen Überschriften, die
ein Ermittler einer Straftat immer vor Augen hat.

1. Motiv
2. Gelegenheit
3. Mittel

"Untat" bzw. "Tat" wäre auch noch ganz gut für ein Urteil <img src=" />

Welchen Einfluss auf den Preis hat denn, deiner Meinung nach, diese
Tätigkeit der Market Maker?

Keinen, da sie immer Käufer und Verkäufer von außen finden

müssen,

diese bestimmen den Preis.


Dieser Aussage kann ich nicht zustimmen.

Hier muss ich ausnahmsweise<img src=" /> mal @Elli zitieren:

„Die so genannten „Papiermärkte“, also der nicht-physische Handel,
macht (nicht nur beim Gold) natürlich den größten Anteil aus und hat
deshalb auch dem größten Einfluss. Auch der DAX wird überwiegend durch
den Future bewegt. Ist doch nichts Neues.“

Diese Aussagen ändern nichts daran, dass die Futurespreise sich nur bewegen, wenn Markteilnehmer AUF DER SHORT- UND DER LONGSEITE sich für einen neuen Preis finden, die auch bereit sind, MIT ECHTEM GELD zu haften. Angebote (Bid und Ask, Geld und Brief) sind noch keine festgestellten Kurse. Angebote liegen immer über eine große Bandbreite von Preisen vor!


Und wie der Goldpreis über den Future-Handel im Detail verändert werden
kann, wurde uns ganz ausführlich in dem Barclays -Fall erläutert.

http://www.goldreporter.de/protokoll-der-goldpreis-manipulation-so-wurde-in-london-getr...

Dieser Fall bezieht sich auf das Zustandekommens eines Londoner Fixings, welches KEINE Börsenaktivität ist, sondern ein Handelsbrauch, nämlich ein willkürliches Festlegen eines Referenzpreises. Mit Referenzpreisen kann Schindluder getrieben werden bzw. laden diese geradezu dazu ein.


Vollkommen richtig und zwar sind die Möglichkeiten auch dort ganz
erheblich, wie in diesem Artikel geschildert wird.

http://www.goldreporter.de/goldpreis-manipulation-zwei-trader-vom-futures-handel-ausges...

Daraus:

"Die CME Group will bei den beiden Tradern Handelspraktiken identifiziert
haben, die für den „Flash-Crash“ an der Wall Street im Jahr 2010
verantwortlich gemacht wurden.
Dabei werden mehrere fingierte große und kleine Aufträge lanciert, um
Kontrahenten anzuziehen. Diese Orders tauchen in den elektronischen
Handelsbüchern auf. Sobald ein anderer Händler auf eine kleine Order
anspringt, werden die restlichen großen Orders sofort aus dem Rennen
genommen. Auf diese Weise können an den Future-Börsen mit kleinen
Hebeln größere Kursbewegungen ausgelöst werden.
"

Hier geht es um fingierte ANGEBOTE. Offenbar ist die Börsenaufsicht solchen Praktiken auf die Spur gekommen, die offenbar regelwidrig sind und hat sie unterbunden. Das ist doch gut. Den von Dir fett gesetzten Satz halte ich für Fantasie - ich glaube, dass die börsenzugelassenen Händler den Unterschied zwischen großen und kleinen Abschlüssen und vor allem den Unterschied zwischen ANGEBOT und ABSCHLUSS durchaus erkennen können.

Wobei es schon sehr verwunderlich ist, dass nun ausgerechnet hier im
Gelben, wo z. B. Chemtrails und Perpetuum Mobile ohne Eingriff der
Forumsleitung rauf und runter diskutiert werden können, nun ausgerechnet
bei diesem Thema aus der Richtung die allergrößten Empörungsschreie zu
vernehmen sind. Ich denke mir zwar mein Teil warum das so ist, aber ich
sage nichts<img src=" />

Ich kann nur für mich sprechen; mir geht es darum, dabei behilflich zu sein, zwischen Fakt und Fiktion unterscheiden zu können.

Ich bleibe also ziemlich skeptisch und bin dabei in guter Gesellschaft:


Das bleibt Dir unbenommen. Die angeführten Experten bleiben leider mit ihren Einschätzungen im Ungefähren und erklären leider nicht, wie das im Einzelnen funktionieren soll ... das ruft eben bei mir Skepsis hervor.

Außerdem, wenn dem so wäre, sollte sich die Goldgemeinde freuen und kräftig einkaufen, denn Gold notierte dann unter seinem "inneren Wert".


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