FED als Derivatehändler; Arbitrage als Triebfeder des internationalen Bankings
Hallo paranoia,
danke für Deinen Beitrag!
Aus "dünner Luft" ist bisher
noch kein Geschäft entstanden! Wenn man das liest, reicht es schon, um die
Lektüre abzubrechen.
Geht mir mittlerweile auch so.
Terminbörsen sind kein Ersatz für den physischen Handel. Sie sind
Treffpunkte für Hedger und Spekulanten. Lieferung ist gar nicht
erwünscht.
Ohne einen Liefermechanismus aber würden die Kassapreise und die
Terminpreise auseinanderdriften, weil es keine Arbitrage mehr gäbe, die
für die Konvergenz zwischen den beiden Preisen sorgt.
Das ist bei Gold genau so wie bei Kartoffeln und Reis.
Genau.
Anderes Beispiel:
Ohne Außenhandel --> keine FX-Spekulationen.
Und jetzt kommts:
Ohne FX-Spekulationen --> (langfristig) KEIN Außenhandel (!)
Irgendjemand MUSS das Währungsrisiko halten. So oder so. Bei den Betrieben KANN es nicht verbleiben, sie würden den Außenhandel aufgeben müssen.
Das wird in den EME bald recht lustig. Da versteckt sich nämlich ein Haufen FX-Risiko (Dollar) mehr oder minder unsichtbar in US-Dollar corporate bonds. Aber das wäre ein längeres Posting...
Die Kritiker jedoch sehen ja hohe Volumina oder einen hohen Wert von "Open
Interest" im Vergleich zuden Umsätzen an den physischen Märkten als
Alarmsignal und Zeichen für Gefahr. Das Gegenteil ist richtig.
Stimmt genau.
So wie das Heulen und Zähneklappern groß war als die (privaten) market maker 2008f. ihre Tätigkeit dramatisch reduziert oder teilweise eingestellt hatten (und genau damit Marktliquidität verschwunden ist). Ohne market maker kein Preis. Ohne Preis is nix mit collateral. Ohne collateral funktioniert die moderne Form des (internationalen, marktbasierten) Bankings aber nicht (manchmal auch unpräzise "shadow banking" genannt).
Und dann?
Dann sind sie 2008ff. alle zu Papa Staat gelaufen. Die dicksten Schiffe voran.
Und was hat Papa Staat gemacht? Treasuries (Bills und Bonds) produziert und T-Bills per ZB verkauft so viel er konnte. Und noch dazu die FED implizit zum Derivate Dealer gemacht.
Allerdings nicht tatsächlich als market maker für Derivate, das ist der FED verboten. Die FED ist der market maker für die underlyings.
D.h. die FED Bilanz schaut implizit so aus:
MBS (und andere "risky securities") long, T-Bonds short --> effektiv: credit default swap
T-Bonds long, T-Bills short --> effektiv: interest rate swap
T-Bills long, Cash short --> effektiv: overnight index swap
[Anm.: Übrigens heißt das nicht, dass es nicht auch massiven Betrug 2007/08 gegeben hätte, der besser früher als später ordentlich aufgeklärt gehört.]
Die größten Terminbörsendilettanten saßen jedoch hier in Hannover.
Die wollten eine Agrarbörse, aber nur für Hedger!
Das ist ungefähr so, als würden gut meinende Regulatoren darauf bestehen, dass die market maker IMMER 100% matched book (d.h. exakt gleich große Positionen auf beiden Seiten) sein müssen...
Ohne die bösen Spekulanten funktioniert das ganze internationale Banking nicht. Da ist alles per Arbitragebeziehung verbunden. Und irgendjemand muss "arbitrieren" wollen.
D.h. entweder man muss das politische System anders bauen oder aber - bei Beibehaltung der Hegemonialstruktur und privatem internationalen Banking: man MUSS Spekulation zulassen.
Und dafür sorgen, dass die market maker einerseits klein genug sind um nicht systemrelevant zu sein aber andererseits auch möglichst tatsächlich Märkte machen können (privater inside spread!) mit den ZBs als backstops (öffentlicher outside spread!!!)... Keine so gaaaanz simple Aufgabe.
Mit überheblichen Grüßen
![]()
Hast Du doch gar nicht nötig.
paranoia
Schöne Grüße nach Hannover!
--
BillHicks
..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.