Noch zum Futureshandel

Orlando ⌂, Donnerstag, 07.07.2016, 11:58 (vor 3137 Tagen) @ siggi3995 Views

Das ist einleuchtend, aber zu den Begriffen Broker/Makler und
Dealer/Market Maker noch eine Frage.

Ich hatte das bislang so verstanden, dass die hier in dem Ausgangsartikel
so genannten Bullion Banken die integrierten und registrierten Mitglieder
an der COMEX sind, aus deren Antrieb heraus die Future Kontrakte entstehen,
um einerseits außen stehende Käufer und Verkäufer zusammen zu bringen,
andererseits aber auch, um selber zu handeln also selber gegen eine andere
Partei short oder long zu gehen?
Dann wären sie ja einerseits Broker/Makler und andererseits auch
Dealer/Market Maker.

Es gibt bei Futures keine Long- oder Shortkontrakte, das hätte ich oben noch vorausschicken müssen, sondern es gibt nur Futures-Kontrakte zwischen zwei Parteien. Von denen ist die eine short, weil sie verspricht, zum HEUTE festgelegten PREIS auf Termin zu liefern, und die andere long, weil sie verspricht, zu diesem Termin abzunehmen und zu bezahlen. Deshalb können die gar nicht im Regal liegen, sondern beginnen erst zu existieren, wenn sie abgeschlossen werden. Das ist ganz wichtig zu verstehen.

Um noch mal die Gebrauchtwagenhandelsanalogie zu bemühen, an der Termbörse werden nicht Wagen gehandelt, sondern Kaufverträge auf Wagen, deren Erfüllung in der ZUKUNFT liegt.

Der Begriff "Bullion Bank" bezeichnet eigentlich die berüchtigten fünf oder sechs Großbanken, die die Londoner Goldfixing Preise börsentäglich auskaspern.

Wahrscheinlich sind viele Market Maker gleichzeitig Broker oder gehören zu einer größeren Organisation, die beide Funktionen unter einem Dach vereint.

Welchen Einfluss auf den Preis hat denn, deiner Meinung nach, diese
Tätigkeit der Market Maker?


Keinen, da sie immer Käufer und Verkäufer von außen finden müssen,
diese bestimmen den Preis.


Kannst du das bitte noch mal genauer erklären, wie es da zur Preisfindung
kommt?

Das geht im Prinzip so: der börsenzugelassene Händler nennt seinen Kunden laufend Preise UND MENGEN (!), zu denen er aktuell kauft und verkauft. Die Kunden sehen das, und beschließen aus irgendwelchen Motiven, ihrerseits ein Angebot abzugeben. Bis dahin ist natürlich etwas Zeit vergangen, und der Börsenhändler nennt jetzt möglicherweise andere Preise. Deshalb versieht der Kunde in der Regel sein Angebot mit einem Limit. Passt das Angebot des Kunden auf die Preisspanne des Händlers, wird das Geschäft getätigt und die Rechte und Pflichten des Kontraktes gehen auf den Kunden über UND das Geschäft wird veröffentlicht (ist der festgestellte Kurs und das Volumen).

Deshalb geht eben kein Händler bei steigenden
Preisen langfristig short. Sie beeinflussen den Preis natürlich
streng genommen dadurch, dass die Börsenpreise sekündlich

veröffentlicht

werden,


Da komme ich jetzt aber nicht mehr mit. Der Preis wird nicht etwa durch
den Abschluss von Geschäften, short oder long und dessen Volumen
beeinflusst, sondern dadurch, dass er sekündlich veröffentlicht wird? Was
meinst du damit?

Wie oben skizziert beeinflusst die laufende Veröffentlichung von angebotenen und festgestellten Preisen natürlich die Neigung der Kundschaft, irgendwelche Preise zu bezahlen oder zu verlangen. Wenn Du Gold kaufen oder verkaufen wolltest, würfest Du sicher auch erst mal das Internet an und schautest nach den Kursen <img src=" />

Noch was ganz Wichtiges zum Terminhandel, was viele nur schwer verstehen: er dient überhaupt nicht dazu, physisch die Ware zu verschieben. Sein Hauptzweck ist Liquiditäts- und Risikomanagement zu ermöglichen. Die meisten Futures-Kontrakte werden nich durch physische Lieferung erfüllt.

Ein Schmuckproduzent soll 100 Unzen Eheringe fertigen und liefern, wofür er vier Wochen braucht, sein Kunde will aber den Goldwert nur zum Tagespreis bei Lieferung bezahlen. Also kauft der Produzent das Gold beim Händler seines Vertrauens und verkauft gleichzeitig einen Futureskontrakt über 100 Unzen, der zum Zeitpunkt der vereinbarten Lieferung fällig wird über seine Bank/Broker. Jetzt kann ihm die zukünftige Entwicklung egal sein, er partizipert zwar nicht an einer Preissteigerung bis er die Ringe fertig gedrechselt hat, muss aber auch nicht unter sinkenden Preisen leiden. Er hat sein Risiko abgegeben.

Im Gelben Forum hat ELLI derweil überzeugend dargelegt, warum der Goldpreis nur noch steigen kann in den nächsten Wochen, worauf tausend Kleinanleger ihre Sparkassen und Forexbuden bestürmen und Gold long gehen wollen via CFDs und Zertifikaten. Die wollen das Gegenteil von Sicherheit, sie wollen Risiko und an einem vermuteten Preisanstieg profitieren.

Diese Kleingeschäfte münden über den Zwischenhandel schließlich in der Gegenposition des im vorigen Absatz beschriebenen Kontraktes über die hundert Unzen des Schmuckherstellers. Sind die vier Wochen um, kauft der Goldschmied seinen Kontrakt wieder und die Spekulanten haben je nachdem auch zwischenzeitlich Kasse gemacht, der Kontrakt ist aufgehoben. Die Terminbörse bringt diese Wünsche nach Sicherheit und Risiko zusammen, OHNE dass eine Unze in deren Lagerhaus sich bewegt hätte!


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