Ich denke, weder noch

politicaleconomy, Samstag, 31.01.2015, 19:13 (vor 3966 Tagen) @ Kropotkin5237 Views

Hallo Kropotkin,

das mit der Nebelkerze war eigenlich blöd ausgedrückt. Das würde ja bewußte Verschleierung bedeuten, und es ist ja offensichtlich, daß es Dir darum nicht geht, sondern daß Du nach Lösungen suchst. Also, das Wort streiche ich wieder. Ich denke halt, die zu lösenden Probleme liegen woanders, und suche deshalb selber woanders nach Lösungen, ohne sie fertig aus dem Hut ziehen zu können.

Ende des Nullsummenspiels auf Schuldenebene? Denke ich eher nicht, s.u.

Ich fürchte, dass deine geostrategischen Überlegungen wahrscheinlich
auch nur an der Oberfläche kratzen.

Ja, viel mehr sicher nicht.

Direktfinanzierung über ZB ist prinzipiell möglich, die USA machen es

ja

so. Aber natürlich ebenso mißbrauchbar wie Staatsfinanzierung über
private Banken - definitiv ein risikofreier "free lunch" für diese.

-- keine Frage, darum geht es mir auch nicht.

Schuldfreies Staatsgeld halte ich weder für nötig noch für sinnvoll,

bei

unveränderter wirtschaftspolitischer Navigationskarte sehe ich darin

eher

eine Nebelkerze oder Verwirrung.[/b] Siehe dazu meine anderen Postings.
Geldsystembasteleien (schuldfreies Staatsgeld, Vollgeld, etc. etc.)

sind

m.E. unnötig und eher schädlich. Nötig ist eine richtige
Navigationskarte fürs politische Management von Kreditwirtschaft (mit
Staats- und Privatkredit).

--
Bei unveränderte wirtschafspolitischer Navigationskarte halte auch ich
Staatsgeld für sinnlos.
Die Zentralbanken der Welt betreiben ja so eine Art indirekte
Staatsfinanzierung durch Kauf von Staatsanleihen. Könnte man auch als
"schuldfreies Staatsgeld" bezeichnen.

Warum schuldfrei - kauft die ZB eine Anleihe, hat der Staat doch eine Verbindlichkeit?

Mir würde es darum gehen, Staatsgeld in produktives Gewerbe zu
investieren und soweit anzuschieben bis die entsprechenden Branchen
weltmarkt-konkurrenzfähig sind.

Kann man machen, der Engpaß liegt da aber viellelicht eher bei den Ideen und dem Fachpersonal. Außerdem geht es ganz so einfach nicht: müssen dafür im Ausland "Zutaten" eingekauft werden (z.B. Produktionsanlagen), reicht einfach selbstgedrucktes Geld nur dann aus, wenn man "USA" heißt. Man muß dann über Exportüberschüsse Devisen erwirtschaftet haben (kann ja beispielsweise per Rohstoffexport passieren) oder aber sich verschulden, oder seh ich das falsch? Außerdem braucht man ggf. bis zu dem Zeitpunkt, bis man wettbewerbsfähige Produkte hat, Protektionismus nach außen, denke ich - das haben die Deutschen und Japaner so gemacht, und die Chinesen machen es auch nicht anders.

[Ist nur eine Mutmaßung, aber China macht etwas in die Richtung.
Der Staat pusht nationale Firmen, um Weltmarktführerschaft zu erlangen.]

Sicherlich - so hat ja auch Japan seine enorme Aufholjagd nach dem 2. Weltkrieg hinbekommen (MITI etc.).

Bsp Griechenland:
Hätte man zuviel statt zu wenig Geld, könnte man zB einen neuen
Automobilkonzern gründen und solange und soviel investieren bis er
weltmarkt-konkurrenzfähig ist.

Siehe oben.

Staatsgeld dient der Entlohnung statt der Staatsstütze und das Geld
würde sinnvoller benutzt

Verstehe schon, worauf Du hinauswillst.

Fakt ist einfach, dass Unternehmen nicht zum Wohle der Volkswirtschafts
handeln.

Natürlich nicht primär, das ist ja nicht ihr "Job" als private Unternehmen.

Automobilkonzerne gründen jetzt zB nicht in Griechenland riesige
Produktionswerke, weil das Land pleite ist.

Warum sollten sie? Dafür müssen ja auch andere Bedingungen vorliegen. Will ein Staat konkurrenzfähige Produkte herstellen, muß er das selbst in die Hand nehmen, wie es die Deutschen mit England oder die Japaner mit Deutschland und anderen (Autoindustrie, Unterhaltungselektronik) gemacht haben - zunächst kopieren, lernen, nachbauen, Qualität verbessern, und den heimischen Markt schützen (Protektionismus) etc. - klar kann und muß der Staat da zu Beginn helfen.

Und wenn sich die Sachlage so verhält, dann muss der Staat die Sache
selbst in die Hand nehmen.

Das sicherlich.

Geld könnte er ja beliebig drucken. Wozu dann bitte all die
Pseudoprobleme?

Eine eigene Währung schon, aber nicht automatisch auch eine international akzeptierte, denke ich. Außerdem ist das Problem, daß Importe letztlich mit Exporten "bezahlt" werden müssen, eines auf Güter- und nicht auf der Geldebene, denke ich.

PS: Inflation hat man nicht zu befürchten, solange das Geld in Produktion
von Gütern gesteckt wird, die hinterher verkonsumiert werden


Nullsummenspiel
nur auf Finanzvermögensebene

Auf dieser Ebene haben wir ein Nullsummenspiel, also win/lose.
Gesamtwirtschaftlich addieren sich aber Forderungen und Verbindlichkeiten
zu Null, es existiert allein "Realvermögen" (Sachvermögen, forderungslose
Vermögenstitel).
----
Worin läge denn das Problem, wenn es einen gesamtwirtschaftlichen
Überschuss gäbe?

Den gibt es nur auf Sachvermögensebene (oder auch nicht).

In other words, schuldfreies Staatsgeld macht gesamtwirtschaftlich auf
Güter- und Finanzebene Sinn,

Wäre schön, wenn's so einfach wäre.

während zinsbehaftetes Schuldgeld nur für
die Top 1% Sinn macht.

Sehe ich auch nicht prinzipiell so. Es ist mehr die Art des Umgangs mit Schulden und der ideologische Einfluß der Top1%, der das Problem darstellt. Das, so scheint mir, wird durch die Kritik von "zinsbehaftetem Schuldgeld" eher verschleiert.

Aber meine Sicht der Dinge ist sicherlich auch alles andere als "der Weisheit letzter Schluß".

Gruß
PE


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