Über Groins 2
Argentinische Pesos gelangen normalerweise durch den Ankauf von Devisen (Dollar, Euro) in Umlauf. Oder weil sich die Regierung mehr oder weniger direkt bedient.
> Schon klar. Und diese Devisen, aus welchem Wunschbrunnen sind die entsprungen?
Das ist doch in Argentinien völlig egal!
Ob die FED nun Dollar durch Goldaufkäufe in die Welt brachte (soll's ja mal gegeben haben) oder Bernake seine Hubschrauber kreisen ließ, das sieht man doch den Dollar, die da über die Grenze kommen, nicht mehr an.
Die ZB könnte genauso gut gebrauchte Kinderwindeln aufkaufen, um Pesos in Umlauf zu bringen. Aber solange breite Bevölkerungsschichten an die "Werthaltigkeit" dieser grünlichen Zettel glauben und "Experten" darauf bestehen, die Pesos müssten durch Währungsreserven "gedeckt" sein...
Die Entstehung und das In-Umlauf-Bringen des Geldes hat prinzipiell nichts mit seinem Wesen zu tun.
> Natürlich hat es mit der Eigenschaft des Abgabengutes zu tun, die da lautet:
Worauf bezieht sich das "es"?
> Gültig im Sinne einer Ermächtigung bzw. Berechtigung, sich damit von Abgabenschulden zu befreien! Damit wird Geld automatisch Zahlungsmittel für jede Schuld.
Ja, das ist das Wesen des Geldes.
> Man muss schon den gesamten Machtkreislauf denken und nicht so tun, als würde es die Funktionen des Geldes davon unberührt geben. Erst dadurch, dass ein Abgabengut vom Machthalter gefordert wird, ein Nichthaben bzw. Nichtliefern zum Abgabentermin sanktioniert wird, muss es jeder haben.
Ja.
> Das ist der Entstehungsmoment jeglicher Bewertung im Abgabengut (der Geldwerte).
Ja, das gehört auch zum Wesen des Geldes.
Das ist aber alles generell unabhängig davon, wie das Geld entsteht und in Umlauf kommt.
Nachdem eine ausreichende Menge Groins generiert wurden, könnte dann die Regierung "übers Wochenende" diese Groins als gesetzliches Zahlungsmittel definieren sowie einen Wechselkurs festlegen, mit dem die Umstellung von bereits existierenden Euro-Forderungen auf Groin-Forderungen erfolgt. Danach wären Groins in Griechenland Geld.
> Nochmal. Die Groins sind dann nichts anderes als Scheidemünzen, deren Münzgewinn nach Abzug der Herstellungskosten zwar den Staatshaushalt saniert, aber auf der anderen Seite wird der Gewinn auch wieder an die Nichtbanken ausgekehrt, wodurch sich zuerst einmal der Vorteil (netto) erledigt.
Und?
> Was aber ändert sich nun am Geldsystem? Wie kommen die Nichtbanken nun an Groins?
Z.B. als Staatsangestellte über ihren Lohn. Als Rentner über die (staatliche) Rente. Alle anderen eventuell über eine "Erstausstattung" und danach über den Markt.
> Ok, indem sie ihre Euros in Groins umtauschen.
Ja, das auch.
> Hinter den Euros laufen Refinanzierungsgeschäfte, dahinter (über die Pfandpools geblickt) deutlich mehr Finanzierungen. Wie sollen die bedient werden, wie sollen die Termine eingehalten werden, wenn nicht neue Finanzierungen und Fristentransformationen möglich sind?
So wie das bei einer Währungsreform üblicherweise abläuft: Euro-Forderungen innerhalb Griechenlands würden auf Groins umgestellt. An den Terminen ändert sich (normalerweise) nichts.
Argentinien hatte es 2002 einfacher. Der Peso war ja nie abgeschafft worden. Trotzdem gab es einige "Verwerfungen", weil etliche Verträge zwangsweise 1:1 von Dollar auf Pesos umgestellt wurden.
> Wie entsteht neues Geld
Die ZB könnte beispielsweise jedem Einwohner einen Betrag auf das Konto überweisen.
> wie verwirklicht die griechische Zentralbank dann ihre Geldpolitik?
Wozu bedarf es einer Geld"politik"?
> Indem sie den Staat mit Coins versorgt und über soziale Adern den Währungsraum inflationiert?
Wieso "inflationieren"?
Bei den Bitcoins ist die Gesamtsumme von vornherein festgelegt. Das könnte man bei den Groins ja genauso handhaben.
Logischerweise wäre es unverantwortlich, eine kollabierte Wirtschaft auf einen Schlag mit der gesamten Geldmenge zu fluten.
Das Geld müsste schon sorgsam dosiert über mehrere Jahre verteilt unter die Leute gebracht werden - je nachdem, wie schnell sich die Wirtschaft erholt.
> Nein, sie muss Schuldtitel oder wieder Wechsel annehmen und damit refinanzieren bzw. rediskontieren.
Wozu?
> Es braucht notenbankfähige Sicherheiten, die eine Aufrechterhaltung und Fristentransformation ermöglichen.
Wozu?
Sie könnte dazu formal einen in ferner Zukunft, sagen wir 2115, fälligen Staatstitel bei der ZB hinterlegen.
Oder sie könnte die ZB auch als "Schatztruhe" betrachten und sich das Geld direkt auszahlen lassen.
> Ja, mit der Wirkung, dass sie damit der Inflation Tür und Tor öffnet.
Wie kommst Du denn darauf?
In beiden Fällen wird der Regierung exakt die gleiche Geldsumme in die Hand gedrückt.
> Sie muss die Groins über Refinanzierungsgeschäfte loswerden, sonst wertet sie ihre Währung sofort ab.
Zur Abwertung gegenüber anderen Währungen käme es doch nur, wenn die ZB zu Beginn mehr Groins in Umlauf brächte, als die Wirtschaftsteilnehmer zum Tilgen ihrer Groin-Schulden brauchen.
Wenn Dein Einkommen gerade so ausreicht, um allen laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, wovon willst Du dann Fremdwährungen kaufen?
Egal wie die Groins in Umlauf kommen, die Bevölkerung würde nun den Groins hinterher rennen, ...
> Wenn etwas irgendwie in Umlauf kommt, rennt da niemand hinterher.
Von "irgendwie" war nicht die Rede.
Aber wenn Deine Miete, Stromrechnung etc. plötzlich auf Groins lauten, würdest Du dann nicht sehen, wie Du an Groins kommst, bevor Du auf die Straße fliegst oder ohne Internet im Dunkeln sitzt?
Wetten, dass Dir dann egal ist, auf welchem Wege diese Groins die ZB verlassen haben?
> Das in Umlauf bringen des Abgabenmittels muss so sehr erschwert werden, dass sich alles zu ihm dreht, sich danach ausrichtet und alles in diesem Abgabenmittel einen Wert (Parität) sucht.
Ja, klar. Das versteht sich (für mich) von selbst.