Machtkreislauf, Bemächtigung, Berechtigung, Simulationskraft

Ashitaka, Samstag, 14.03.2015, 09:32 (vor 3616 Tagen) @ Silke4225 Views

Liebe Silke,

Deine Präsentation müsste grob fertig sein.
"Geld ist ein zeitlich befristetes Schuldverhältnis (Kredit, Anleihe
etc,), dessen Gültigkeit (geldpolitische Operation) die Zentralbank kraft
Autorisierung beurkundet und diese Notationen anschließend z.B. in Form
von Banknoten oder Münzen aushändigt. Bei der Zentralbank muss dazu der
Schuldtitel (nicht jeder x-beliebige, sondern nur notenbankfähige
Sicherheiten) hinterlegt werden."

Das trifft auf das heutige Geldsystem zu, indem die Machthalter diese Beurkundungen (Währungen) objektiv als Abgabe bestimmt haben und gegenüber den Abgabepflichtigen festsetzen. Die Zentralbanken sind letztendlich Agenten der Machthalter, zwecks Fristentransformationen (siehe Dottore). Ohne solche Agenten wäre der Machtkreislauf längst zum Stillstand gekommen.

Der Machtkreislauf führt zur Zerstörung der Gesellschaft, er sollte
einen Bruder bekommen - den Dankkreislauf.

Der Machtkreislauf ist die Grundlage der Gesellschaft. Es gäbe eben keine Gesellschaft, wenn nicht ein Machthalter diese mit seinen Mitteln erzwingt. Und diese Mittel muss der Machthalter finanzieren, sprich, er muss sich für Dienstleistungen (Söldner, Apparat etc.) als erstes und andauernd verschulden, um überhaupt die Mittel zu schaffen, damit kraft daraus entwickelter Gewalten die Unterwerfung und Gehorsam erzwingt werden kann.

Dass heute jeder glaubt, unser Zusammenfinden in Gesellschaft beruhe auf Verträgen bzw. Gegenseitigkeit, ist dem Geld geschuldet. Solange wir alle uns "bemächtigt" fühlen, die Subjekte durch das Geld des Machtkreislauf "berechtigt" werden, wird die Illusion nicht zerstört. Der Machtkreislauf funktioniert nur, solange auch die Abgabepflichtigen / Untertanen dadurch be- und entmächtigt werden.

Wir sind ja alle Schuldner...weil wir Staatsbürger sind (Urschuldner zwar
auch...aber das waren wir vor der Staatbürgerschaft, also in der
Urgesellschaft ja auch). Jeder Staatsbürger wird ständig zu
Steuerzahlungen ex nihilo verdonnert.

Ja, einseitig aus dem Nichts.

Da ich in einem Rechtsstaat lebe, möchte ich nicht nur die mir vom Staat
auferlegten Steuern tilgen müssen, sondern im Gegenzug auch Dankbarkeit
und Anerkennung vom Staat als guter "Staatsbürger" - das ist er seinen
Staatsbürgern schuldig, wie ich meine Steuern…ex nihilo.

Dankbarkeit und Anerkennung dafür, dass wir uns - die Illusion mal beiseite gekehrt - vergewaltigen lassen? Ich bin dem Machthalter für nichts dankbar, da ich, und das trauen sich doch die ganzen Staatsapostel nicht zu, mir nicht einmal mehr vorstellen kann, wie es sich anfühlt, nicht als Zwangsinsasse einer zenralistisch organisierten Gewaltorgie zu leben. Die Illusion, dass wir für etwas Dankbar sein müssten, ist dem Machtkreislauf und den dadurch entwickelten Simulakren bzw. Realitäten (eins geworden) geschuldet. Ist dieser Kreislauf gestört, verschwinden die Berechtigungen, werden Simulationen und Realitäten trennbar, tritt die Illusion offen zu Tage.

Die Ausgabe der beurkundeten, bezifferten und in monatlichen Summen
begrenzt an jeden Staatsbürger ausgereichten Dankscheine erfolgt bei der
zuständigen Meldestelle, die aus ihren Datenbanken den Anspruch
herausliest und per Übergabe der Scheine an die Bürger sich bedankt und
ihre Verbindlichkeiten an Dank gegen die Bürger bedient (oder
quartalsweise/halbjährlich - oder als Münzen oder Bits).

Die Bürger können nun mit den so erhaltenen Dankscheinen sich
untereinander und bei jedermann bedanken (Ein Dankschein ist beurkundet,
kurant, besichert, beziffert) und sich damit auch teil Waren erdanken, die
sowieso freiwillig weggegeben werden sollten (wenn der Gegenüber das
möchte) wenn z.B. einer viel zu viele Äpfel hat aber gerne viele
Dankscheine möchte. Annahmepflicht besteht bei den Bürgern untereinander
nicht. Wohl aber bei den Behörden für erbrachte freundliche kompetente
Leistungen - Geld dürfen die ja nicht nehmen.

Wieso sollten nun so viele Staatsbürger so viele Dankscheine haben
wollen?

1. Es gibt genug Leute, die haben genug Geld aber zu wenig Dankscheine zur
Unterstreichung ihrer Achtung und Dankbarkeit von anderen bekannten oder
unbekannten Leuten. Besitzt jemand vieler Dankscheine signalisiert er mir
soziale Kompetenz.
Man kann die Scheine auch einfach nur so verschenken, verborgen.
2. Ein Dankschein (DS) bereitet Freude für beide, er ist eine amtliche
Urkunde, die geringe Wertparitäten zu Waren und Dienstleistungen
herstellen kann aber nicht muss (nicht so hart wie Geld aber prinzipiell
möglich - freiwillig und ohne Gerichtsbarkeit). Er gibt den Menschen die
Möglichkeit legal und freiwillig zu geben und abzugeben, selbst wenn ihr
Geld knapp ist.
3. Dankscheine können die Bürger für oder gegen kommunale, staatliche
Entscheidungen sammeln: Kinderspielplatz kostet XXX € oder YYY € -> der
Anbieter mit mehr Dankscheinen darf bauen
4. Dankscheine kann man einreichen um bestimmte demokratische Anliegen
durchzusetzen oder zu verhindern. Abwahl eines Ministers = xxxxxxx DS (muss
man halt zusammenlegen)
5. Hat ein Handwerker gut gearbeitet bekommt er neben seinem Lohn einen
Dankschein, oder zwei
5. Dankscheine sind von den Bürokraten als Dank für Beratung und
kompetente Bearbeitung eines Vorganges vom Bürger zu akzeptieren (pro
Zeiteinheit z.B).
HAt er seine Arbeit schlecht gemacht gibts keinen DS. Die Höhe der
monatlich erhaltenen Dankscheine haben Einfluss auf Leistungsprämien (Teil
ihres Grundgehaltes). Die Dankscheine sind wieder aus dem Verkehr.

Also mir fallen da noch hundert andere Verwendungsmöglichkeiten von
Dankscheinen ein - als Wohnungstapete für Angeber oder als Gegenleistung
für eine liebevolle Umarmung auf der Staße, als Nachbarschaftshilfe, als
kleine Barterei, tauschbar gegen BTC und andere usw.

Unterschied zum Geld: nicht schuldbasiert (Zwang) sondern dankbasiert
(Freiwilligkeit)

Du willst Freiwilligkeit beurkunden?

Vorteil: Freiwilligkeit funktioniert flüssiger und leichte als Zwang
Rechtsgrundlage: Jeder Staatsbürger hat ein Recht darauf, egal wie
alt, jung, groß, klein, schlau, beruflich eingebunden er ist.
Quelle: Staat (über die Gemeinden) symbolische minimale
Bearbeitungsgebühr, wie bei Verteilung der gelben Säcke.
Nutzen: erleichtert das Danken unter den Privaten als Ergänzung zum
geldbasierten wirtschaften mit Forderungen und Verbindlichkeiten.
Endziel der Scheine: landen wieder alle bei Staat (Gemeinde)
Betrug nicht mehr oder weniger möglich als mit Schuldgeld.
Viele Gestaltungsmöglichkeiten für alle Staatsbürger und einen wirklich
an Demokratie interessierten Staat.
Dem Machtkreislauf wird ein Konkurrent an die Seite gestellt

Und? Wieder eine Utopie?
Geld stammt aus in der Vergangenheit eingegangenen Schuldverhältnissen -
Dankscheine aus in der Zukunft einzugehenden Dankverhältnissen.

Die Frage war wichtig, Silke. Ja, es ist meiner Erkenntnis nach eine Utopie. Aber die Gedanken sind trotzdem interessant, da sie meiner Meinung nach die Grenzen unserer Vorstellungen aufzeigen. Der Vorstellung, man könne sich der Vergewaltigungsorgien, der Knechtschaft und dem Aufbocken dankbar zeigen, kann ich nichts abgewinnen. Es brauch kein solches System, sondern gar kein System, dass auf gewaltsamer Unterdrückung und der Simulation basiert.

Ich grüße dich ganz herzlich,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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