Geld gegen Leistung

Nico, Samstag, 28.02.2015, 18:36 (vor 3352 Tagen) @ Ashitaka3323 Views

Hallo Nico,

freut mich, dass du dir da so viele Gedanken machst. Als Debitist ein paar
Anmerkungen und eine nette Geschichte.

Danke für die Anerkennung - schön, dass auch du für das Wohl der Menschen eintrittst.

Schulden entstehen durch Kauf, und das Gekaufte selbst wäre also die
„Grundlage“, auf der Geld (Schulden) ausgegeben werden.


Wenn du den Kauf auf alles beziehst, was Leistungsprozesse vorfinanziert,
kann ich dem Gedanken folgen.

Ja, meine Definition von Leistung als alles, was in Rechnung gestellt wird, findest du auch in meiner Antwort an @azur. Diese Definition verwende ich übrigens schon seit langer Zeit. Ein „Kauf“ kann sich natürlich mehr, oder auch weniger freiwillig ereignen.

Wenn du den Kauf eines bereits hergestellten
Produktes meinst, fängst du hingegen mitten drin an, statt die für die
Herstellung notwendigen Verschuldungen (Kontrakte, eben auch Käufe) mit
einzubeziehen.

Natürlich auch, aber ich betrachte z.B. auch die Nachfrage nach Arbeitskraft als Produktionsmittel vom Wesen her als Kauf. Was du, lieber Ashitaka, noch nicht einsehen wolltest, ist der Umstand, dass der Mehrwert aus monetärer Sicht netto in die Welt tritt. Der Mehrwert ist explizit das, was über die Vorfinanzierung hinausgeht. Meiner Ansicht nach, kann alles, was wir „Geld“ nennen, nur als Mehrwert in die monetäre Welt gelangt sein, und damit also grundsätzlich eine „Schuld ex nihilo“, und nicht nur gegenüber dem bösen Staat.

Geld kauft nicht, Geld bezahlt, d.h. die Schuld erlischt, wenn der
Schuldschein zum Emittenten zurück gelangt.


Kleiner Tip, bevor Azur bölkt: Die Schuld wird erfüllt, das
Schuldverhältnis erlischt. Ja, Geld kauft nicht, sondern mit Geld wird der
Kaufpreis bezahlt.

Aus meinem Verständnis heraus auch die grundlegendste Überlegung des Debitismus überhaupt – zentrales Axiom.

Wer also immer Schulden macht, der emittiert „Geld“.


Für das emittieren von Geld bedarf es bereits eines Schuldverhältnisses
(Finanzierung = Kreditvertrag, Staatsverschuldung). Die ZB kauft den
Schuldtitel von der GB an und refinanziert diese damit.

Nicht notwendig.

Stell dir das ganze wie folgt vor:

Von Pfarrern, dem Mann im Himmel, himmlischen Noten und dem Geld

Du kaufst dir von deinem Nachbarn eine Kiste Fisch. Dein Nachbar will die
Kiste Fisch bis zum Ende der Woche wieder. Du kannst die Kiste Fisch jedoch
erst über die nächsten 2 Wochen angeln, hast also ein Zeit- bzw.
Terminproblem. Du gehst zum Pfarrer und fragst ihn nach Vertrauen. "Lieber
Nico" antwortet der Pfarrer. "Nach reichlicher Überlegung und Prüfung
deiner Verhältnisse gebe ich dir für 6 Wochen das Vertrauen (Kredit)."

Der Pfarrer dreht sich um, nimmt den soeben geschaffenen Kredititel und
schmeißt ihn über das Kirchendach in den Pool hinter der Kirche. Jetzt
öffnet sich der Himmel und ein mächtig strahlender Mann greift von oben
in den Pool. In der linken Hand hält er den Kredittitel, in der rechten
Hand hält er eine Urkunde (urchundi = "Die Erkenntnis") vor die Nase des
Pfarrers.

Dann spricht der Mann: "Diese Urkunde soll fortan ein von oben bestimmtes
Zahlungsmittel für alle Schulden sein. So auch für deine Schulden, lieber
Nico. Wer diese - meine - Urkunde in seinen Händen hält, ist ermächtigt,
sich durch Weitergabe von der Schuld im Werte deiner Schuld (1 Kiste Fisch)
zu befreien. Dem Akzeptant sichere ich von hier oben zu, dass er die selbe
Ermächtigung aus dem Besitz der Urkunde erfährt. Die Urkunde soll ihm
diese Erkenntnis garantieren.

So soll es sein: Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Pfarrer und dem
Renntier ist für die Dauer des Verhältnisses gültig (GELD), die
Ermächtigung aus dem Besitz der Urkunde zu begründen. Diese Macht wird
euch mit dem Tage genommen, da das Verhältnis (Kredit) zwischen dem
Pfarrer und Nico enden wird. Einen Tag vor Ablauf werde ich den Kredittitel
von hier oben zurück in den Pool werfen. Ihr seit dann dazu verpflichtet,
mir im Gegenzug die Urkunde auszuhändigen. Und wehe dem, ihr weigert
euch!"

Der strahlende Mann verschwindet, die Wolken schließen sich und der
Pfarrer dreht sich um und überreicht Nico nun die
Urkunde.

Warum überreicht der Pfarrer die Urkunde nicht gleich dem Nachbarn mit den Fischen? Wir haben hier doch nur die übliche Kreditfinanzierung über Bande. Es ist egal, ob „Nico“ nun das Vertrauen des Nachbarn oder des Pfarrers genießt. Auch der „mächtig strahlende Mann“ kann mit einbezogen sein, muss aber nicht. Was aber richtig ist, dass beide Handelspartner sich einer gemeinsamen Autorität unterwerfen, welche auch der Pfarrer selbst hätte übernehmen können. Dieser grundlegende Prozess der Entstehung des Staates mag übrigens tausend mal sofort in die Revolution geführt haben, es wäre hinreichend, wenn es denn nun doch nur einmal klappt.

Die Fed als
Schuldner emittiert Banknoten, die US-Regierung emittiert vor allem
Staatsanleihen, aber KEINE Banknoten.


Anmerkung: Die FED refinanziert die Staatstitel (Kauf mit
Rückkaufvereinbarung). Sie ist nicht Schuldner dessen, was den Staattitel
begründet. Die FED kommt erst anschließend ins Spiel, so wie jede ZB oder
der Mann im Himmel.

Naja, wenn der Staat in seiner Entstehung erst auf die Fed warten muss, dann bin ich auch etwas ratlos. [[freude]]

Zentralbanken schulden nur die Rückübertragung des Staatstitels auf den
Verkäufer. Sie aktivieren die Rückkaufforderung und passivieren
Rückübertragungsverpflichtungen, die sie nach bereits ausgehändigten
Noten (Umlauf) und Zentralbankguthaben trennen.

Ja, wobei aber auch genauso gut vorstellbar wäre, dass die ZB nur eine Forderung gegen die Geschäftsbank verbucht, wenn sie ihr Zentralbankgeld aushändigt.

Warum verschuldet sich der Staat auf dem
Privatsektor, und nicht vielmehr ausschließlich bei ihrer Zentralbank?


Weil die Zentralbank (der strahlende Mann im Himmel) nur refinanziert. Sie
kann dem Staat nichts bieten, was dieser zu schulden bereit wäre. Oder
anders ausgedrückt: Der Staat wird immer und ausschließlich durch die
Ansprüche seiner Untertanen getragen (finanziert). Siehe
Sammlung.

Dem widerspreche ich auch nicht, nur dass der Staat dabei aber auch moralisch von seinem Volk (oder zumindest einer Majorität) getragen sein kann.

Warum kaufen nationale (sollte man doch meinen) Zentralbanken gar
ausländische Staatsanleihen?


Weil sich das Machtsystem langsam aber sicher dem Ende neigt. Dies alles
dient zur Vermeidung des Abbruches, dem Ausgleich fehlender Nachfrage nach
Staatsverschuldung.

Dieser Aspekt ist Ausdruck eines „Machtsystems“ welches über das offizielle hinausgeht. Das dieses Schattensystem am Ende ist, glaube ich ja auch. Dann nämlich, wenn sie solche Tricks nicht mehr anwenden können. Wenn die Nationen wieder primär als Interessengemeinschaften verstanden werden, und diese Natürlichen Interessen nicht weiter verleugnet werden.

Die Zentralbanken schütten ihre Gewinne ausschließlich an den Staat

aus,

was die Frage nach den „Anteilen“ obsolet macht. Die ZB steht und
fällt mit der Gesetzlichkeit des Gesetzlichen Zahlungsmittels, also

mit

dem Gesetzgeber – ist von seinem Wesen her also ein Staatsorgan.


Exakt. Ein Institut zu dem wir aufsehen (siehe strahlender Mann im
Himmel).

Solange gesagt werden kann, dass dieses Institut demokratisch konstituiert ist, verdient es alle Male den Respekt des Einzelnen.

Wenn der Staat auf dem Privatsektor
kauft, verschuldet er sich auf diesem. Das Wesen der Schuld in der
Volkswirtschaft ist aber nicht, dass diese zu begleichen sind, sondern

dass

diese einen Zins als Mehrleistung abverlangt. Somit besteht der zu
behebende Fehler auch nicht in der Staatsschuld an sich, sondern darin,
dass dieser im Gegensatz zur Banknote (welche ja auch als Schuldschein
angesehen werden könnte) ein Zins anhaftet.


Es ist nicht so, dass an der Banknote nicht geknabbert wird. Die Bankmaus
(Dottore) hat das doch damals mal in einem vorzüglichen Beitrag (nicht in
diese Forum)
super
geil
zusammen gefasst (Zinß).

An der Banknote knabbert für gewöhnlich nur die Inflation. Diese wird zumeist durch staatliche Nachfrage induziert, was erkennen lässt, dass staatliches „Gelddrucken“ einer Besteuerung gleichkommt, was im rechten Maße auch der allgemeinen Wohlfahrt zuträglich wäre. Schließlich sind Steuern unvermeidlich und bedeuten die Einkommen aller für die Staatsfunktionen Schaffender. Darüber hinaus hält eine Inflation die ausgegebenen Banknoten in Bewegung.

Herzlichst grüßend,

Ashitaka

Hat mich gefreut,

Nico

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


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