Von Pfarrern, dem Mann im Himmel, seinen himmlischen Noten und dem Geld

Ashitaka, Freitag, 27.02.2015, 16:18 (vor 3340 Tagen) @ Nico3567 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 27.02.2015, 16:38

Hallo Nico,

freut mich, dass du dir da so viele Gedanken machst. Als Debitist ein paar Anmerkungen und eine nette Geschichte.

Schulden entstehen durch Kauf, und das Gekaufte selbst wäre also die
„Grundlage“, auf der Geld (Schulden) ausgegeben werden.

Wenn du den Kauf auf alles beziehst, was Leistungsprozesse vorfinanziert, kann ich dem Gedanken folgen. Wenn du den Kauf eines bereits hergestellten Produktes meinst, fängst du hingegen mitten drin an, statt die für die Herstellung notwendigen Verschuldungen (Kontrakte, eben auch Käufe) mit einzubeziehen.

Geld kauft nicht, Geld bezahlt, d.h. die Schuld erlischt, wenn der
Schuldschein zum Emittenten zurück gelangt.

Kleiner Tip, bevor Azur bölkt: Die Schuld wird erfüllt, das Schuldverhältnis erlischt. Ja, Geld kauft nicht, sondern mit Geld wird der Kaufpreis bezahlt.

Wer also immer Schulden macht, der emittiert „Geld“.

Für das emittieren von Geld bedarf es bereits eines Schuldverhältnisses (Finanzierung = Kreditvertrag, Staatsverschuldung). Die ZB kauft den Schuldtitel von der GB an und refinanziert diese damit.

Stell dir das ganze wie folgt vor:

Von Pfarrern, dem Mann im Himmel, himmlischen Noten und dem Geld

Du kaufst dir von deinem Nachbarn eine Kiste Fisch. Dein Nachbar will die Kiste Fisch bis zum Ende der Woche wieder. Du kannst die Kiste Fisch jedoch erst über die nächsten 2 Wochen angeln, hast also ein Zeit- bzw. Terminproblem. Du gehst zum Pfarrer und fragst ihn nach Vertrauen. "Lieber Nico" antwortet der Pfarrer. "Nach reichlicher Überlegung und Prüfung deiner Verhältnisse gebe ich dir für 6 Wochen das Vertrauen (Kredit)."

Der Pfarrer dreht sich um, nimmt den soeben geschaffenen Kredititel und schmeißt ihn über das Kirchendach in den Pool hinter der Kirche. Jetzt öffnet sich der Himmel und ein mächtig strahlender Mann greift von oben in den Pool. In der linken Hand hält er den Kredittitel, in der rechten Hand hält er eine Urkunde (urchundi = "Die Erkenntnis") vor die Nase des Pfarrers.

Dann spricht der Mann: "Diese Urkunde soll fortan ein von oben bestimmtes Zahlungsmittel für alle Schulden sein. So auch für deine Schulden, lieber Nico. Wer diese - meine - Urkunde in seinen Händen hält, ist ermächtigt, sich durch Weitergabe von der Schuld im Werte deiner Schuld (1 Kiste Fisch) zu befreien. Dem Akzeptant sichere ich von hier oben zu, dass er die selbe Ermächtigung aus dem Besitz der Urkunde erfährt. Die Urkunde soll ihm diese Erkenntnis garantieren.

So soll es sein: Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Pfarrer und dem Renntier ist für die Dauer des Verhältnisses gültig (GELD), die Ermächtigung aus dem Besitz der Urkunde zu begründen. Diese Macht wird euch mit dem Tage genommen, da das Verhältnis (Kredit) zwischen dem Pfarrer und Nico enden wird. Einen Tag vor Ablauf werde ich den Kredittitel von hier oben zurück in den Pool werfen. Ihr seit dann dazu verpflichtet, mir im Gegenzug die Urkunde auszuhändigen. Und wehe dem, ihr weigert euch!"

Der strahlende Mann verschwindet, die Wolken schließen sich und der Pfarrer dreht sich um und überreicht Nico nun die Urkunde.

Die Fed als
Schuldner emittiert Banknoten, die US-Regierung emittiert vor allem
Staatsanleihen, aber KEINE Banknoten.

Anmerkung: Die FED refinanziert die Staatstitel (Kauf mit Rückkaufvereinbarung). Sie ist nicht Schuldner dessen, was den Staattitel begründet. Die FED kommt erst anschließend ins Spiel, so wie jede ZB oder der Mann im Himmel.

Zentralbanken schulden nur die Rückübertragung des Staatstitels auf den Verkäufer. Sie aktivieren die Rückkaufforderung und passivieren Rückübertragungsverpflichtungen, die sie nach bereits ausgehändigten Noten (Umlauf) und Zentralbankguthaben trennen.

Deshalb bezahlt die US-Regierung auch
keine Zinsen an die Fed, sondern an alle Halter von US-Staatsanleihen. Wenn
die Fed US-Staatsanleihen hält, dann zahlt die Fed die Zinsen sogar wieder
als Notenbankgewinn an den Staat zurück.

Perfekt

Die hier gestellten Fragen fußen auf der irrigen Vorstellung vom
„kaufendem Geld“. Diese Vorstellung drängt sich einem von Kindesbeinen
an förmlich auf, und wird vom Laien sowieso und in aller Regel auch vom
„Experten“ zum Ausgangspunkt aller weiteren Überlegungen gemacht. Aus
diesem Grunde begegnet man auch alle Nase lang der Frage, "womit Geld
eigentlich gedeckt sei" oder dem "Geld aus dem Nichts" (böse, böse).

So ist es.

Warum verschuldet sich der Staat auf dem
Privatsektor, und nicht vielmehr ausschließlich bei ihrer Zentralbank?

Weil die Zentralbank (der strahlende Mann im Himmel) nur refinanziert. Sie kann dem Staat nichts bieten, was dieser zu schulden bereit wäre. Oder anders ausgedrückt: Der Staat wird immer und ausschließlich durch die Ansprüche seiner Untertanen getragen (finanziert). Siehe Sammlung.

Warum kaufen nationale (sollte man doch meinen) Zentralbanken gar
ausländische Staatsanleihen?

Weil sich das Machtsystem langsam aber sicher dem Ende neigt. Dies alles dient zur Vermeidung des Abbruches, dem Ausgleich fehlender Nachfrage nach Staatsverschuldung.

Die Zentralbanken schütten ihre Gewinne ausschließlich an den Staat aus,
was die Frage nach den „Anteilen“ obsolet macht. Die ZB steht und
fällt mit der Gesetzlichkeit des Gesetzlichen Zahlungsmittels, also mit
dem Gesetzgeber – ist von seinem Wesen her also ein Staatsorgan.

Exakt. Ein Institut zu dem wir aufsehen (siehe strahlender Mann im Himmel).

Die
einzige Frage bleibt, weshalb sich der Staat auf dem Privatsektor
verschuldet und nicht bei ihrer eigenen „Staatsbank“. Sabotage?

Siehe oben.

Wer immer kauft, verschuldet sich.

Richig, sofern Kauf sich auf jeden Leistungsprozess und damit auf Vorfinanzierungen bezieht.

Wenn der Staat auf dem Privatsektor
kauft, verschuldet er sich auf diesem. Das Wesen der Schuld in der
Volkswirtschaft ist aber nicht, dass diese zu begleichen sind, sondern dass
diese einen Zins als Mehrleistung abverlangt. Somit besteht der zu
behebende Fehler auch nicht in der Staatsschuld an sich, sondern darin,
dass dieser im Gegensatz zur Banknote (welche ja auch als Schuldschein
angesehen werden könnte) ein Zins anhaftet.

Es ist nicht so, dass an der Banknote nicht geknabbert wird. Die Bankmaus (Dottore) hat das doch damals mal in einem vorzüglichen Beitrag (nicht in diese Forum) super geil zusammen gefasst (Zinß).

Herzlichst grüßend,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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