Geldtheorie + Edit.

Nico, Freitag, 27.02.2015, 01:04 (vor 3354 Tagen) @ Zooschauer3747 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 27.02.2015, 01:43

Hallo zusammen,

eine Frage, die ich mir immer wieder mal stelle und dann doch noch nicht
weiter verfolgt habe: Auf welcher Grundlage hat die Bundesbank zu DM-Zeiten
das Geld ausgegeben?

„Geld“ ist eine Forderung und damit die Rückseite einer Schuld. Schulden entstehen durch Kauf, und das Gekaufte selbst wäre also die „Grundlage“, auf der Geld (Schulden) ausgegeben werden. Sollte sich dieses Gekaufte nun verflüchtigen (Wertberichtigung), dann führt dieses u.U. zum Konkurs. Das Mittels Kauf emittierte „Geld“ verschwindet nun mit dem Schuldner zusammen, d.h. es wird wegen Uneinbringlichkeit ausgebucht.

Geld kauft nicht, Geld bezahlt, d.h. die Schuld erlischt, wenn der Schuldschein zum Emittenten zurück gelangt.

Wenn ich es bei der Federal Reserve richtig verstanden habe, dann läuft
das doch so, dass die Fed seit 1913 den Nennwert der Dollarnoten als Kredit
anschreibt und die US-Regierung diese Schuldscheine als gesetzliches
Zahlungsmittel in Umlauf bringt. Seitdem muss die Regierung dafür Zinsen
an die Fed zahlen, und die Eigentümerbanken der Fed verdienen daran sehr
gut. Richtig?

Wer also immer Schulden macht, der emittiert „Geld“. Die Fed als Schuldner emittiert Banknoten, die US-Regierung emittiert vor allem Staatsanleihen, aber KEINE Banknoten. Deshalb bezahlt die US-Regierung auch keine Zinsen an die Fed, sondern an alle Halter von US-Staatsanleihen. Wenn die Fed US-Staatsanleihen hält, dann zahlt die Fed die Zinsen sogar wieder als Notenbankgewinn an den Staat zurück.

Die hier gestellten Fragen fußen auf der irrigen Vorstellung vom „kaufendem Geld“. Diese Vorstellung drängt sich einem von Kindesbeinen an förmlich auf, und wird vom Laien sowieso und in aller Regel auch vom „Experten“ zum Ausgangspunkt aller weiteren Überlegungen gemacht. Aus diesem Grunde begegnet man auch alle Nase lang der Frage, "womit Geld eigentlich gedeckt sei" oder dem "Geld aus dem Nichts" (böse, böse). Auch alle weiteren hier gestellten Fragen führen an den wirklich relevanten Fragen vollkommen vorbei. Diese Fragen würden eher lauten:

Warum kauft die Fed Staatsanleihen nur auf dem s.g. Sekundärmarkt und nicht direkt vom Staat? Warum verschuldet sich der Staat auf dem Privatsektor, und nicht vielmehr ausschließlich bei ihrer Zentralbank? Warum kaufen nationale (sollte man doch meinen) Zentralbanken gar ausländische Staatsanleihen?

Wie lief das eigentlich zu DM-Zeiten bei der Bundesbank? Auf welcher
Grundlage hat die BuBa das Geld in Umlauf gebracht? Wodurch war die DM
"gedeckt", wenn sie es war? Gibt es darüber einen griffigen Überblick?
Oder könnt ihr selbst kurz und prägnant das Prinzip erläutern?

Wie also bereits dargestellt bedarf Geld keiner Deckung. Die von der Zentralbank emittierten Banknoten unterscheiden sich von gewöhnlichen Schuldscheinen dadurch, dass die zugrunde liegenden Kredite nicht notleidend werden können. Der Grund dafür ist natürlich das der ZB zugrunde liegende „Geldmonopol“ (Gesetzliches Zahlungsmittel). Wenn der Staat sich auf dieses GZ lautend verschuldet, ohne selbst dessen Emittent zu sein, dann können theoretisch auch die gegen den Staat laufenden Kredite notleidend werden.

Was ich mich auch frage: Wenn die wichtigsten US-Banken Anteile an der Fed
haben, welche deutschen Banken haben wieviele Anteile an der Bundesbank?
Oder gilt hier ein anderes Prinzip?

Die Zentralbanken schütten ihre Gewinne ausschließlich an den Staat aus, was die Frage nach den „Anteilen“ obsolet macht. Die ZB steht und fällt mit der Gesetzlichkeit des Gesetzlichen Zahlungsmittels, also mit dem Gesetzgeber – ist von seinem Wesen her also ein Staatsorgan. Die einzige Frage bleibt, weshalb sich der Staat auf dem Privatsektor verschuldet und nicht bei ihrer eigenen „Staatsbank“. Sabotage?

Schöne Grüße

Edit: Der Genauigkeit in der Geldtheorie zuliebe, und im Hinblick auf meinen letzten Satz, noch folgende Anmerkung:

Wer immer kauft, verschuldet sich. Wenn der Staat auf dem Privatsektor kauft, verschuldet er sich auf diesem. Das Wesen der Schuld in der Volkswirtschaft ist aber nicht, dass diese zu begleichen sind, sondern dass diese einen Zins als Mehrleistung abverlangt. Somit besteht der zu behebende Fehler auch nicht in der Staatsschuld an sich, sondern darin, dass dieser im Gegensatz zur Banknote (welche ja auch als Schuldschein angesehen werden könnte) ein Zins anhaftet.

Bei weiterem Interesse gerne auch hier schauen (vor allem die Diskussion mit @BillHicks)

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.