Ich bin kein Dr. Allwissend und habe vor 25 Jahren...

Venator, Sachsen, Dienstag, 06.01.2015, 22:31 (vor 3401 Tagen) @ nereus5391 Views

das letzte Mal als TAM (Techn. Ass.f. Meteorologie) gearbeitet. Bitte erwartet keine Wunder von mir. Ich kann auch nur spekulieren.

Wenn eine Formation Wolken auf der Stelle stehenbleibt, so zeigt das nur, daß in der entsprechenden Höhe kein Wind herrscht, es ist nichts Übersinnliches dabei.

1.Wolken entstehen, wenn feuchte, relativ warme Luft aufsteigt, sich dabei entspannt und abkühlt (Gase kühlen bei Druckminderung ab) und ein Punkt erreicht wird, wo die maximale Wasserdampfaufnahmefähigkeit der Luft (die absolute Wasserdampfaufnahmefähigkeit sinkt mit fallender Temperatur und fallendem Druck) überschritten wird und der Wasserdampf als flüssiges Wasser oder festes Eis ausfällt. Wenn sozusagen die Luft mit Wasserdampf übersättigt ist. Geschieht dieses Aufsteigen oder Einbringen feuchter, wärmerer Luft in kältere rasch und lokal, so bilden sich Verwirbelungen, und sog. Cirrocumuli (hohe Quellwolken) entstehen. Geschieht das eher allmählich und großflächig, so ensteht Cirrostratus (hohe Schichtwolke). Also eine vertikal aufsteigende Luftbewegung erzeugt i.d.R. Wolken, eine vertikal absteigende Luftbewegung löst Wolken auf. Das ist aber nur vereinfacht für den Idealfall zu sehen, daß in jeder Höhe die gleiche relative Luftfeuchte herrscht
. 2.Dann kommt als Faktor noch hinzu, daß, selbst wenn die 100% rel. Luftfeuchte überschritten, d.h. die Luft bereits wasserdampfübersättigt ist, bei sauberen Verhältnissen trotzdem keine Tröpfchen oder Kristalle ausfallen, da Kristallisationskeime fehlen (Schmutzpartikel, Salzkristalle). Werden solche in eine wasserdampfübersättigte Luft eingebracht, kann der Anteil Wasserdampf, der die Übersättigung ausmacht, schlagartig auskristallisieren, zusätzlich zu den vergleichsweise sehr feuchten und heißen Verbrennungsabgasen. Die Additive des Treibstoffs können also in einer bereits übersättigten Luft wie ein Katalysator die Tröpfchen- oder Kristallbildung provozieren und sicher auch einen begrenzten Dominoeffekt auslösen, der uns als Verbreiterungseffekt der Kondensstreifen erscheint.
3. Da oben herrschen mitunter hohe Windgeschwindigkeiten, die das Ganze auseinanderzerren. Also kann aus einer Quellwolke eine Stunde später ein Teppich entstanden sein.
4. Das Phänomen des unterkühlten Wassers. Wasser kann, glaube ich, bis -60° flüssig sein und durch Schlag oder Verunreinigung plötzlich gefrieren.
5. Ist ein Wassertropfen nahe genug bei einem Eiskristall, so wirkt das Kristall wie ein Magnet und zieht vom Tropfen verdunstendes Wasser an, wächst also, während jenes schrumpft.

Das alles kann eine Rolle spielen. Sorry, ich bin nicht gut im Erklären. Und lasse mich auch gern von einem Diplom-Meteorologen eines Besseren belehren. Bitte erwartet keine ultimativen Antworten. Ich kann auch nur aus meinem Bauchgefühl sprechen.

Zu dem Foto: Sieht so aus, als hätte der Pilot eine Düse gedrosselt. Oder die Zusammensetzung des Treibstoffausstoßes hätte sich geändert.

Zu den beobachteten Vorgängen: Es ist möglich, daß sich die Phänomene in verschiedenen Höhen abspielen, was wir aus der Entfernung nicht unterscheiden können. Oder reine Wetterphänomene mit den Streifen interagieren.

Habe jetzt auf die Schnelle keine besseren Wetterdiagramme, die die vertikale Luftfeuchte darstellen, gefunden. Solch eine Darstellung nennt man einen "Temp" und daraus müßte die Luftfeuchte in einer bestimmten Höhe ablesbar sein. Diese Daten gewinnt man durch Radiosondenaufstiege.

http://www.wetterzentrale.de/topkarten/fsbeobl.html

Habe jetzt keinen Nerv mehr, die hpa in Höhe umzurechnen und mich da reinzufuchsen, welcher Graph die Luftfeuchte ist. Vor ein paar Jahren habe ich auf wetterzentrale.de
noch für Laien relativ guten lesbaren Vertikaldarstellungen der Atmosphäre gefunden.

Soviel einstweilen
Gruß Venator

--
In demokratischen Epochen verbringt alles Überlegene die Zeit damit, sich zu entschuldigen. - N.G.Davila (1914-1994)


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