Sehr guter Einwand - aber Staat schuldet VON ANFANG AN auf
Lieber CrisisMaven,
...da Vorfinanzierungsproblem.
Denn woher sollte er das Geld haben, um die fälligen (und nicht mehr
durch neue Kreditgewährung der Bevölkerung an ihn bezahlbaren, konkret:
zeigbaren) Zinsen bezahlen? [Dottore]Das war aus "Re:
Der
Staat ist das Raubtier" (verfasst von dottore, 16.10.2001, 09:43)
Ja.
Der Irrtum ist: es geht "beliebig" lange weiter,
solange eine
Zentralbank die Staatspapiere (und irgendwann Unterhosen) in Pension
nimmt.
Nein, es funktioniert nur so lange wie es funktioniert - nicht länger.
Du kannst auf der Autobahn immer schneller fahren - bis es kracht (da ist dann egal, ob ein Reifen platzt, das Getriebe zerfliegt, der Zylinderkopf wegfliegt, eine scharve Kurve kommt oder ein lahmer Vordermann Deine Raserei beendet.
Staat beginnt mit Verschuldung und schuldet immer weiter...auf, da Einnahmen nie Ausgaben decken.
Jede weitere Verschuldung gefährdet das Vertrauen in Staates Mächtigkeit als Zentralinstanz (Machtzession ist ständig nötig zur Machterhaltung bis die Zentralinstanz zerbröselt ist).
Die Fristen zwischen nötiger Neuverschuldung
(zum Bedienbarhalten der Altschulden in Summe) und zugehörigen Entschuldungsterminen/ Nachschuldnerstellung verkürzen sich kontinuierlich - Die Schlinge um den zivilisatorischen Hals zieht sich mit jedem Zappler weiter zu.
Die Masse der Nachschuldner muss exponentiell steigen, wenn nicht genügend Ausbuchungen (per Bankrott des Schuldners oder Erlass=Bankrott des Erlassenden) erfolgen. Stationärbetrieb ist in der Evolution die Ausnahme (z.B. Alligator).
Das macht das Bild vom "Seiltänzer ins Nirgenwo" deutlich - die Seilstabilität wird mit jedem Schritt nach vorn geringer verteilt über eine immer größere Fläche - bis es nur noch ein Hauch ist.
Der Aufschuldungsprozess mündet in einen Vertrauensverlust-> Bürgerkrieg und letztlich Diktatur/Ausnahmezustand/Kriegsrecht (die wenig später auch zusammenbricht, da Zwang)->GO.
Grenznutzenproblematik und Ressourcenknappheit beenden jeden exponentiellen Prozess.
Daneben erhöht sich mit zunehmender Komplexität der Verschuldung-/ Aufschuldungskonstrukte die Gefahr, dass Murphy's und/oder Tainter's Law schlagend werden.
Sobald das Kind laut auspricht, dass der Kaiser nackt ist werden alle kognitiv dissonant oder einfältig denkenden Leute dieses nicht mehr verleugnen können. Deshalb die hysterische Suche nach Strohmännern (pöse Bankster, Reiche, Arme, Migranten, Ausländer, Gierchen, whatever)
Ich habe selbst lange, lange gebraucht, zu verstehen, wie das mit dem
"lender of the last resort" wirklich gemeint ist.Natuerlich geht es auch dann nicht beliebig lange weiter (oder
warum zieht
der
Draghi immer so ein schiefes Gesicht???) - aber es bricht nicht ab,
wenn der normale Buerger keine Staatspapiere mehr mit der Klobuerste
anfasst.
Doch, kalter Entzug->Delirium Tremens->Kreislaufzusammenbruch->Herzversagen.
Es bricht erst ab, wenn der Buerger auch das Staats-Geld nur
noch nimmt, um seinen Allerwertesten vn dem zu befreien, was ihn weniger
anekelt als der Staat selbst. Und dahin ist, will mir scheinen, derzeit
noch ein erstaunlich weiter Weg ...
Schneller als wir hoffen wird der Dottore Recht bekommen.
Um ein paar Jahrzehnte verschätzt ist trotzdem getroffen.
Ich verstehe Dich, teile aber Deine Hoffnung nicht.
Ich freue und wundere mich über jeden weiteren friedlichen Tag in meinem Wohnort
Liebe Grüße
Silke