Netter Versuch, läuft aus meiner persönlichen Erfahrung jedoch ins Leere..
Klar kann man schimpfen, es wird aber nichts nutzen. Nun meine Erfahrungen als Wahlbeobachter.
Mein Wahlbezirk in einer Kleinstadt besteht aus zehn Straßen, das Wahllokal ist die Aula der Hauptschule. Die Wahlhelfer, so habe ich festgestellt, sind alle Parteimitglieder, es finden sich wohl nur sehr selten Helfer, die nicht selbst politisch engagiert sind.
Diese Parteimitglieder stehen also im Wettbewerb um die Stimmen, und kontrollieren sich gegenseitig. Ich bin überzeugt, dass sich alle, die wollen, davon überzeugen, dass die Urnen leer sind, bevor sie zu Wahlbeginn versiegelt werden. Wie will man denn auch durch vorbereitete Wahlzettel in den Urnen die AFD klein halten, für welche Parteien sollen die denn im Rahmen eines Komplottes angekreuzt werden?
Die Wahl verläuft nach einem festen Ritual, jeder, der wählen geht, wird im Wählerverzeichnis abgehakt, damit er nicht zweimal wählen kann, etwa einmal durch die Wahlkarte und ein weiteres Mal durch den Perso autorisiert.
Dann wurde es spannend, als ich im Fernsehen um 18:03 die erste Hochrechnung mit 4,7 % für die AFD gesehen habe, um 18:06 war ich im Wahllokal, die Auszählung hatte noch nicht begonnen. Mir wurde mitgeteilt, dass ich nicht mehr wählen könne, ich entgegnete, dass ich gewählt habe, und nun beobachten wolle, wie ausgezählt werde, und schauen möchte, wie hier im Wahlbezirk die AFD abgeschnitten habe.
Der Wahlleiter persönlich hat mich über die Verhaltensregeln für Wahlbeobachter unterrichtet, dies seien keine offiziellen Maßregeln, sondern lediglich Hinweise, um Störungen zu vermeiden, und mich selbst keines Verdachtes der Manipulation auszusetzen. Ich dürfe keinen Wahlzettel anfassen oder gar in die Hand nehmen, und ich dürfe die Auszählung nicht behindern oder verzögern, etwa dadurch, dass ich im Weg stehe. Am besten solle ich eine Armlänge Abstand (da ist sie wieder oder kommt vielleicht auch da her) zu den Zetteln und den Helfern halten und die Arme am Körper halten, in die Hosentasche stecken, hinter dem Rücken halten oder vor der Brust verschränken, helfen würde es auch, sich als Beobachter langsam zu bewegen, um die Aufmerksamkeit der Helfer nicht abzulenken. Würden sich die Helfer gestört fühlen, würde er mich des Lokales verweisen, in dem er für die Zeit der Auszählung Hausrecht habe. - Also alles ein ganz normales Vorgehen, wie bei jeder Wahl vorher.
Der Wahlleiter, der wohl in erster Linie eine Aufsichtsrolle ausfüllt, hat mir die Auszählung erläutert.
Zuerst alle Urnen ausleeren, alle Zettel auf einen Haufen kippen und zählen, diese Zahl wird mit der Zahl der Wähler des Tages aus dem Wählerverzeichnis abgeglichen, damit kein Zettel hinzu kommt, oder verschwindet. Das Auskippen auf einen Haufen sei wichtig, würden die Zettel mit der Hand einzeln oder in kleinen Mengen herausgenommen, könnte schon hier versucht werden, Zettel auszutauschen, Urne auf, auskippen, dann liegen die Zettel schon mal da.
Dann werden die Zettel im ersten Schritt in drei Fraktionen getrennt, alle die, bei denen Erst- und Zweitstimme identisch ist, alle die, bei denen die unterschiedlich sind, und dann alle die, die möglicherweise ungültig sein könnten. Diese letzten möglicherweise ungültigen Stimmzettel hat der Wahlleiter eingesammelt.
Die Zettel mit gleicher Erst- und Zweitstimme werden nach Parteien sortiert, gezählt, an einen weiteren Wahlhelfer möglichst anderer Parteizugehörigkeit weitergegeben, noch einmal gezählt, bei einer Abweichung ein drittes mal gezählt, und ein viertes mal kontrollgezählt, dann ins Wahlprotokoll eingetragen.
Die Zettel unterschiedlicher Stimmen werden erst nach Erststimme sortiert, gezählt, gegengezählt und kontrollgezählt und ins Wahlprotokoll eingetragen, dann nach Zweitstimme sortiert, gezählt, kontrolliert, und ebenfalls eingetragen.
Dann die möglicherweise ungültigen Stimmen. Und das fand ich wirklich bemerkenswert. Der Wahlleiter hat alle Wahlhelfer zu sich gerufen, und die wirklich eindeutig, bzw. absichtlich ungültig gemachten Zettel einzeln vorgezeigt, alle Helfer waren sich auch sofort einig. Dann gab es noch drei besondere Zettel. Bei einem waren statt Kreuzen Smilies in den Kreisen. Wer den aussortiert habe wollte der Wahlleiter wissen, es war ein junges Parteimitglied einer anderen Partei, mit der Begründung, dass die Stimmen anzukreuzen seien, wie auf dem Zettel vorgedruckt demonstriert. Allgemeines Lachen, natürlich ist auch dieser Zettel gültig. Der nächste Zettel hatte drei Erststimmen und eine Partei als Zweitstimme angekreuzt. Nun, so musste ich lernen, auch dieser Zettel ist in der Zweitstimme gültig, die Erststimme könne nicht gewertet werden, weil der Wählerwille nicht erkennbar sei, auch hier allgemeine Einigkeit. Beim dritten Zettel war die Erststimme eindeutig angekreuzt, die Zweitstimme gleicher Partei geschwärzt und statt dessen ein Kreuz bei der AFD. Man dürfe auf dem Zettel nicht korrigieren, so die Begründung des jungen Helfers, der den aussortiert hatte. Dies sei richtig, so der Wahlleiter, aber er wolle alle über diesen Zettel abstimmen lassen, ob der Wählerwille eindeutig erkennbar sei oder nicht. Und somit wurde auch dieser Zettel als gültig gezählt.
Alle strittigen ungültigen Stimmen wurden im Protokoll nachgetragen, dann noch einmal gezählt, ob alle im Protokoll eingetragenen Erst-, Zweit- oder ungültigen Stimmen mit der Anzahl aller abgegebenen Stimmen im Wählerverzeichnis übereinstimmen.
Fazit: Die jungen Wahlhelfer misstrauen sich gegenseitig, die alten Wahlhelfer wollen den jungen Demokratie vorleben, ich bin überzeugt, dass im Wahllokal eine Manipulation in Deutschland nicht möglich ist. Vielleicht ein Feilschen um einzelne Stimmen, aber nicht in einem Maßstab, der entscheidend ist. Bei einem Volksentscheid, Bürger gegen Parteien, mag das anders sein, aber nicht bei einer Landtagswahl.
Die Wahlbeobachter sollen sich einfach nicht daneben benehmen, dann kann man denen auch nichts, und ich denke der Enthusiasmus der jungen Demokraten, die noch ein Gewissen haben, und deren Glauben an die Demokratie von den alten nicht zerstört werden will, verhindern eine nennenswerte Manipulation in den Wahllokalen, bei den Briefwählern mag das anders sein.