Späte Antwort

Ashitaka, Montag, 25.01.2016, 00:03 (vor 3149 Tagen) @ Griba6709 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 25.01.2016, 00:08

Hallo Griba,

Bleiben wir bei dem Thema "Hand": Der Mensch, spätestens, wenn er geboren
ist, nimmt mit Hilfe seiner Sensoren war, daß er eine Hand hat. Ob diese
real oder virtuell ist, kann erst mal unwichtig bleiben, denn um sie zu
benutzen, muß er sich (un-/unterbewußt) ein Modell erarbeiten (Muster:
"Wenn ich den Finger zum Daumen bewege, sehe ich daß sich der Finger zum
Daumen bewegt und ich spüre, wie beide Fingekuppen auf einander treffen").
Ob das real oder virtuell stattfindet, ist dabei unerheblich, solange das
erlernte Modell in seiner Benutzung zum Erfolg führt. Soweit habe ich auch
die Ergebnisse der Neurowissenschaften verstanden.

Exakt. Ich kann dazu nur die Forschungen von Thomas Metzinger empfehlen. Die Richtung die er einschlägt geht dabei soweit, dass er ein Äußeres hinter dem Modell sogar in Frage stellt. Dazu forscht er auf dem Gebiet des Klarträumens und der außerkörperlichen Erfahrungen. Und in seinem Buch und Vorträgen erklärt er auch, wie groß das Forschungsgebiet ist, sobald man die negativen Vorurteile beiseite kehrt und sich rein auf die wissenschaftlichen Fragestellungen konzentriert.

Ich glaube die Differenzen hier und woanders entstehen durch
unterschiedliche Begrifflichkeiten. Das der Mensch grundsätzlich in
Modellen denkt und handelt, ist schon lange bekannt und wird wohl auch
nicht mehr ernsthaft bestritten. In wieweit sie mit der Wirklichkeit
übereinstimmen, das zu prüfen ist tägliche Praxis.
Ob hingegen die Wirklichkeit real oder virtuell ist, ist ein uraltes
philosophisches Problem (verkürzt: Bestimmt das Sein das Bewußtsein oder
umgekehrt?), welches wir Erdlinge, solange wir an Raum und Zeit gebunden
sind, nicht lösen können.

Exakt. Die Begriffe sind negativ vorbelastet und werden nicht mehr dem Ursprung nach verwendet. Das merkt man schon, wenn ich den Begriff Simulation verwende. Die Mehrheit glaubt automatisch an einen Täuschungsversuch, weniger an phänomenale Selbstmodelle, an das Reale. Das die Vorstellung der Wirklichkeit immer nur eine Simulation ist, wird uns schon an der optischen Perspektive deutlich. Die Frage, wie ein Apfel auf dem Tisch aussieht, wenn er aus jeder Perspektive oder keiner Perspektive wahrgenommen wird, eröffnet nach ernsthafter Auseinandersetzung den Weg zu einer Antwort (Wirklichkeit), der wir uns zwar annähern können, für die wir jedoch keinen Zugang haben. Es wirkt halt alles nur so, statt dass wir das Wirkende, die Wirklichkeit kennenlernen.

Die Frage, ob die Erde flach ist, oder ob sie eine Kugelform hat, sie stellt sich nur solange, wie wir dieser Vorstellung einen Platz bieten. Was sie wirklich ist, dazu haben wir keinen Zugang. Vor diesem Hintergrund sind auch meine Ausflüge in die Weiten des Weltalls zu verstehen. Wir wissen, dass Mitarbeiter der Raumfahrtbehörden während ihrer Vorträge die Kugelform der Erde längst aufgegeben haben. Dennoch denken wir in kugelrunden Animationen der Erde.

Faszinierend ist das schon. Nur ist die flache Erde, trotz der rechnerisch erstaunlichen Ergebnisse hinsichtlich des Zusammentreffens der Erdkrümmung und Refraktion keine haltbare Antwort. Es ist halt eine sehr inspirierende und die Bedeutung des Menschendaseins steigernde Vorstellung. Wie bedeutend wir jedoch auch ohne dieses Konzept sind, dürfte aufgrund der Beobachterstellung im Selbstmodell längst klar sein.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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