Weil man sich täuschen kann, kann man auch WIRKLICH richtig liegen
Hallo nvf33,
Du unterscheidest offenbar zwischen Realität und Wirklichkeit. Man
könnte sagen, dass ist Deine Entscheidung. Aber ist diese Deine oder
irgendeine Entscheidung nun real oder wirklich in Deiner Welt?
Ich meine, nichts ist wirklich in meiner oder deiner Welt. Ich kann mich
deshalb gar nicht zwischen den Begriffen entscheiden.
Dafür argumentierst Du aber ziemlich entschieden " />.
...Alles was über diese Vorstellung hinausgeht,
ist Wirklichkeit.
Na bitte! Es gibt sie also auch in Deiner Welt, die Wirklichkeit - wie schön!
Ich mag die Wirklichkeit, wirklich.
Das man sich über sie täuschen kann, will ich durchaus nicht bestreiten. Aber allein weil man sich täuschen kann, besteht auch die Möglichkeit, sich eben nicht zu täuschen und der Wahrheit näher zu kommen. Ohne diese Erkenntnis wird jegliche Philosophie zu relativistischer Beliebigkeit. Gern kannst Du diese Erkenntnis auch Entscheidung oder Urteil nennen, aber sie bleibt eine reale, wirkliche Option, mit realen und höchst wirksamen Konsequenzen.
Das jüdische Bildnisverbot ist gewiss ein netter Hinweis, dass man es mit den konkreten Seins-Aussagen vielleicht nicht übertreiben sollte, aber buchstäblich genommen ist das Verbot eine höhnische Erniedrigung für uns Irdische - bitte, wers mag.
Es taugt wohl zum Lamentieren und zur Abstraktion, aber es ist doch eine Negation und in der Tiefe das Eingeständnis in die Weigerung oder Unfähigkeit zur Annäherung an das Absolute.
Zu der Frage, was denn unsere Sinneswahrnehmungen mehr sind, wenn nicht "sinnbasierte Simulationen", scheint mir Goethe und in seiner Folge Barthel etwas Wahres übermittelt zu haben:
Die Sinneswahrnehmung entspricht ihnen nach etwa einem Radio, das etwas Reales und Wirkliches übersetzt. Die Funkwellen sind die Stellvertreter realer Sender-Qualitäten, und das Radio das Sinnesorgan zur Rückübersetzung der Stellvertretung in seelische Qualitäten. Nicht das Auge sieht, sondern die Seele. Das Auge übersetzt nur, und auf der physiologischen Ebene ist es tatsächlich NUR eine sinnbasierte Simulation der Wirklichkeit. Aber mit der sinnbasierte Simulation können wir ohne wertende Entscheidung durchaus nichts anfangen.
Wenn wir diese Entscheidung jedoch verweigern, dann erhält der alttestamentarische Psalm 9, 21 seine volle Berechtigung (Übers. 1869):
"Gib Ihnen, Herr, einen Meister, dass die Heiden erkennen, dass sie Menschen sind. "
(oder in der Übersetzung am Bahnhof Neustadt in Dresden:
"Setz, Ewiger, Entscheidung ihnen, damit die Völker wissen, dass sie Menschen sind."
oder Luther i.d. Fassung von 1984:
"Lege, HERR, einen Schrecken auf sie, dass die Heiden erkennen, dass sie Menschen sind."
Im Entschluss, den Weg zu guten Entscheidungen ohne Gewalt zu finden
Herzlich
nvf33