Antwort

Ashitaka, Mittwoch, 20.01.2016, 15:08 (vor 3153 Tagen) @ nvf337173 Views

Hallo nvf33,

Vielen Dank für Deine freundliche Kenntnisnahme meiner Ausführungen.
Allerdings habe ich nicht gemeint, dass die Frage nach der kosmischen
Geometrie unentscheidbar ist - sie ist allerdings unentschieden, bei
besonnener Untersuchung.

Das ist sie in der Tat. Ich verfolge sehr aufmerksam die derzeit stattfindenden Gefechte der Neurowissenschaft. Wenn alle Bewusstseinsinhalte von den uns zur Verfügung stehenden Sinnen abhängig sind, wenn wir also nur Modelle des Körpers, der Welt, des Universums realisieren können, dann wird die Frage meiner Ansicht nach unentschieden bleiben.

"Sinnbasierte Simulationen" haben m.E. genausowenig mit der Realität zu
tun, wie das Wort "Apfel" mit dem realen Apfel.

Es gibt keinen Apfel, wenn er nicht sinnbasiert simuliert wird. So wie es auch kein Meinigkeitsgefühl des Körpers gibt, wenn dieses nicht simuliert bzw. modelliert wird.

Die Realität, entspricht nicht der Wirklichkeit. Die Realität ist immer eine sinnbasierte Simulation, von körperlichen über weltlichen bis hin zu den universellen Selbstmodellen. Realität ist subjektiv. Die Wirklichkeit können wir nicht beschreiben. Die derzeitigen Fortschritte der Bewusstseinsforschung bestehen darin, dass die Wirklichkeit als etwas unsere Sinne und den daraus konstruierten Sinn umgebendes erkannt wird, während die Realität als das entlarvt wird, was sie immer nur war:

Simulation, Selbstmodellierung, Übereinkunft ohne Erklärung der Herkunft.

Wenn dem nämlich so wäre,
wie Du es nahelegst, dann wäre es im absoluten Sinne legitim, zu lügen
und die Menschheit in (irgend)eine manipulierte Bewußtseinsform zu
(ver-)führen.

Weshalb wäre es legitim?

Ich stimme Dir zu, dass wir den Unterschied zwischen Simulation und
Realität jedoch nur per willentlicher und letztlich irrationaler
Entscheidung finden können.

Es gibt keinen Unterschied. Die Realität ist Simulation. Schau dir deine Hand an. Du erblickst eine Simulation deiner Hand. Schau einem Mitmenschen ins Gesicht und es handelt sich um eine Simulation. Was dort gegenüber aufwartet, kann der Mensch nur simulieren. Die Wirklichkeit kann nicht erblickt werden, denn sie hat keine Perspektive. Deshalb das Beispiel mit dem Apfel auf dem Tisch. Wie sähe ein Apfel aus, der aus jeder Perspektive erblickt wird? Wie sähe ein Apfel aus, der aus keiner Perspektive erblickt wird, d.h. kein Bewusstseinsinhalt ist?

Das Prinzip der Entscheidung oder der
Urteilsbildung ist seinerseits ein Prinzip, das sich nicht realistisch
simulieren lässt, und das ich deshalb für höchst real halte.

Die Entscheidung ist real. Ich erkenne die Realität als Simulation. Das bedeutet nicht, dass ich einen bereits vorherbestimmten Ablauf erklären kann. Das kann ich mangels vorhandener Messgrößen der Bewusstseinsinhalte nicht. Man könnte daran glauben, aber das tu ich nicht. Es besteht ein Unterschied darin zu erklären, dass die Entscheidung simuliert ist und dem Aberglauben, dass sie gar nicht existiere. Da Entscheidungen immer Bewusstseinsinhalte sind, führt kein Weg an der Akzeptanz vorbei, dass wir keine Messgrößen für die Inhalte kennen.

Die Lüge ist in den meisten Fällen Bequemlichkeit gegenüber der
Realität, die eben nicht beliebig unserem Willen folgt. Deshalb lügt die
wirklich wirksame (und d.h. spirituell abgeklärte) Propaganda nicht
direkt, sondern sie schafft Komfortangebote, die den eigenen Willen locken,
aber nicht brechen.
Der eigentliche Antrieb unserer Welt ist genau dieser irrationale
Willenskern, der prinzipiell nur umlenkbar ist, aber nicht bremsbar.

Der Wille zur Macht. Und dabei ist das Wort "Macht" weder positiv noch negativ besetzt. Es geht ausschließlich um den Willen zur Macht (Fähigkeiten). Jeder Mensch will fähig sein. Egal zu was? Nein, der Wille ist primär abhängig von äußeren Mächten und nur sekundär vom Willen anderer.

Der Wille ist Zeugnis einer gegenwärtigen Ohnmacht. Sonst wäre der Wollende bereits gegenwärtig fähig.

Zurück zur Geometrie unserer Erde: Das Weltbild ist das präzise Abbild
unsere tiefsten Charaktergründe, und wenn wir heutigen die Erde als
gottverlassenen Schimmelsteinklumpen in bedeutungsloser, riesenhafter
Finsternis sehen, dann wollen wir das so. Und die Wissenschaften bedienen
diesen tieferen Willen, ohne sich das recht einzugestehen (z.B.
"Drittmittel" als Ausrede).

Die Bedeutungslosigkeit in der riesenhaften Finsternis ist einzig und allein auf die gewaltsame Unterdrückung der Zentralinstanzen zurückzuführen. Ohne diese Bedeutungslosigkeit und Willensbeeinflussung wären die Systeme längst nicht mehr funktionsfähig.

Wir sind für unsere Schöpfungen und Simulationen also verantwortlich,
aber nicht im Sinne eines absoluten Zeigefingers, der uns droht, sondern
als Veräußerlichung unseres Seins, das wir selbst zu ertragen haben, und
im Außen vielleicht besser erkennen können.

Ich überlege hier oft, ob ich einen Satz nicht zurückziehen sollte: "Im Außen", wo genau ist das, wenn wir die Welt bereits ausschließlich als Bewusstseinsinhalt erkannt wurde? Was passiert, wenn dem Menschen seine Bedeutungslosigkeit wieder genommen wird?

Man mag sich auch die Persönlichkeit von Innenwelt- und Flachweltbildlern
anschauen, um dieses Prinzip zu sehen.

Aber ich empfehle noch einmal nachdrücklich, Ernst Barthels Großerde im
Totalraum, der zu diesem Thema m.E. die mit Abstand genialste Zusammenschau
hinterlassen hat. Es ist sperrig und ungewohnt, aber sein Weltbild kommt
der Wahrheit meinem Urteil nach am nächsten, und damit meine ich: Sein
Ansatz führt am weitesten, auch wenn noch ungewiss ist, wohin und wie
genau.

Aber Barthels Weltbild enthält einfach unsere Urteilsspannung am
ehrlichsten.

Unentscheidbar sind die Fragen nach der kosmischen Geometrie also nur,
wenn wir Angst vor unserer Schaukraft haben, und also wissen wollen, ohne
das Wollen zu spüren <img src=" />.

Viele Grüße
nvf33

Ich werde mich mal wieder einlesen. Das Thema wird uns so oder so immer mehr beschäftigen. Wie ich meine deshalb, weil sich die Realität demnächst selbst einholen wird und die wahren Bausteine der Realität immer offensichtlicher werden. Die Welt, die Geschichte und auch die Wissenschaft wird verschwinden, wie Baudrillard zu sagen pflegte "aufgesaugt / implodieren!".

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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