Vom Virus zur Virtus ists nur ein Buchstabe....

Kurz_vor_Schluss, Freitag, 15.05.2015, 18:00 (vor 3292 Tagen) @ Silke5679 Views

Shalom-palom,


Danke für Dein umfangreiches Teilen von Gedanken.

De rien - und danke auch Dir für Antwerten bzw. -worten.


Wie aber auch die Emmentaler Fraktion bewiesen hat
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=353305&page=1&category=0&or...
und immer wieder von Foristen zu lesen und zu vermuten ist sind genügend
Leute hier schon mit sehr, sehr sinnvollen persönlichen Lösungsansätzen
unterwegs, um mit unserer Situation auf ihre Art konstruktiv umzugehen.

? Die Lösungsansätze habe ich in der Beschreibung des Emmental Ereignisses nicht gelesen. Überlesen? Aber dass man sich zum Gespräch zusammenfand, fand ich sehr gut. Austausch!

Was mir noch bei diesem Fegefeuer der Erkenntnis fehlt – die

Lösungen!

Die kommen doch schon bei verschiedenen Foristen und Lesern:
Einige treten aus dem Hamsterrad heraus, um sich das alles einmal in Ruhe
von außen zu betrachten (was tue ich hier eigentlich?).

Das habe ich auch gemacht.

Einigen sabotieren um die Mächtigen zu behindern, erkennen ihre Rolle im
System, versuchen sich neu zu positionieren.

Sind dies Vermutungen – oder ist es Wissen um konkrete Personen/Handlungen? (Ich brauche keine Namen, wüsste nur gerne, ob Du sicher sagen kannst: „ich weiss von xxx Personen, die dies gemacht haben/machen“).

Einige behindern den medialen Zwang und Dunst durch Offenlegung/
Richtigstellung/ Infrage stellen, Bücher, öffentliche Schriften, Quellen

Stimmt, die finden sich auch im Forum und anderswo.
Es bernadettert und nereust und monteront hier nur so.... Gottseidank!

Einige kämpfen um Aufmerksamkeit/ Verständnis der Mitmenschen vor Ort
gegen Rattenfänger, Spin-Doc’s und Lügner.

Montagsmahnwachen, Pegidas, Fragidas etc. Alles richtig. Wie auch die Gegenmaßnehmen offizieller Seite.

Einige versuchen wichtige Erkenntnisse/Informationen aus Wissenschaft/
Forschung/ Religion/ Geschichte usw. hier und im Umfeld zu verbreiten.

S.o.

Einige finden persönlich zueinander um sich zu bestärken, sich
zusammenzutun, sich zu ergänzen, sich auszutauschen, sich Mut zu machen
oder konstruktiv kritisieren.

DAS erscheint mir als der beste Weg.

Einige entwickeln neue Geschäftsmodelle und Lebensinhalte, die von
früheren Wegen abzweigen wie Gaby in GR

Ja – das Leben mit neuem Inhalt füllen ist gut. Ob sich freilich Gaby in ihrer neuen Rolle als Revoluzzerin des Systems versteht – da hege ich Zweifel. [[zwinker]]


Ganz genau. Kleine teilabgegrenzte Systeme, die nach innen nach eigenen
Regeln agieren und nach außen so, wie es Staat halt erzwingt.
Verwandtschaft, Nachbarn, Gemeindeteile, Vereine, Interessengruppen - das
ist zwar alles zäh und geht sehr langsam, ist aber erträglicher als
Jammern, Nichtstun und Schuldzuweisungen oder große (für mich) sinnlose
Heldentaten .

Da bin ich d’accord mit Dir. Graswurzelbewegungen – an vielen Stellen, unbemerkt großtenteils und doch Wurzeln schlagend – in Form, Geist, Gesellschaft.


Dein erster Denkansatz klingt sinnvoller:
Das System laufen lassen - es ist nicht zu retten.
Daneben ein eigenes System stellen, das durch eine halbdurchlässige
Membran operiert. Die Säugetiere haben die Dinos überlebt, weil sie
anders agiert haben, noch während die Dinos die Herrscher waren. Dann war
Yukatan-Day und die Kleinen wurden ganz groß.

Das war nur ein Gedankenspiel, um zu zeigen: Das System korrumpiert immer. Leider sind wir in gewisser Weise die Dinos – oder das System, das wir errichtet haben, ist dieser Bronto- oder Brutalosaurus....


Angriffsfläche als Einzelner für zum Scheitern verurteilte Aktionen
vermeiden, aber jede Gelegenheit nutzen um sein Lebenskonzept so umzubauen,
dass sich Inseln um einen herum bilden können (Wissen, Aufmerksamkeit,
Empathie, Liebe - Leute infizieren mit Gewaltfreiheit). Besitz reduzieren -
Neid, Hass, Gier, Angst abbauen - fit machen körperlich/geistig/sozial,
Kranksein reduzieren usw.

Du bist doch kein Virus Silke. :-) Du machst doch nicht krank, sondern heilst – Dich und andere. Auf vielen Ebenen. Und ja – all dies tu ich auch in meinem kleinen Rahmen – und dennoch….. da fehlt noch was….


Ganz genau. Nicht das Rad neu erfinden, aber wenigstens mal sortieren, was
in meinem Leben bisher geschehen ist und welche Optionen ich nutzen kann,
um die widerlichen Sachen nicht zu wiederholen.

Gnothi seauton.


Das hängt von Deinem Gesprächspartner ab. Ich finde es treffend - sich
BEWUSST SEIN über sich und seine Taten.

D'accord.

Revolutionen.
Stimmt jedes Wort. Wenn die "armen Teufel" nicht selbst anfangen
mit selbst lesen und selbst machen…eigenverantwortlich.

Nun ja – die armen Teufel wurden immer von denen getäuscht und verführt, denen sie vertrauten….. wem wären wir nachgelaufen, Silke, an deren Stelle? Einem Robespierre? Einem Lenin? Einem Hitler? Ich kann das für mich nicht kategorisch ausschließen, dass ich mich nicht auch hätte täuschen lassen (DIESMAL ist es anders! Freiheit! Brot für alle! Frieden! Fortschritt!). Es ist nicht gesagt, dass noch so mancher hier im Forum den künftigen Verführern Ohr und Gefolgschaft leiht….. on verra. Ansonsten – ja, es geht um Verantwortung. Internet ist ein großer Segen in diesem Sinne.


Noch einmal.
Nicht das System verändern.
Ein Anderes (und sei es noch so klein) daneben stellen. Ich kann nur mich
verändern, so gut es eben geht. Leute bekämpfen mich, Leute akzeptieren
mich, Leute unterstützen mich. Während dessen bin ich mit Infizieren
beschäftigt.

Don’t infect! Cure! Okay, I know you do.


Fast alles nachvollziehbar.
Wer sich der Machtverklumpung hingibt wird ihr erliegen.
Ich habe mir selbst gegenüber das Recht, dieses System zu unterstützen,
zu behindern oder es zu ignorieren (ver rückt werden).
Von vielen Verweigerern hörst und siehst Du medial gar nichts. Sie gehen
z.B. nicht mehr wählen, sie haben bereits gewählt. Sie tauschen sich in
kleinen Foren/Gruppen aus oder machen kleine Aktionen, die in größeren
Aktionen auf- oder untergehen.

Alles richtig und entspricht alles meinen Erfahrungen und Gedankengängen. Das Perfide scheint mir zweierlei: Je größer Bewegung und Vernetzung – desto wahrscheinlicher Unterwanderung/Spaltung/Eingemeindung. Das ist das Eine. Das Andere: Wer hier sein kleines Ego pflegt (ICH bin so wichtig in meinem Wirken, ha!), düngt u. U. einen ganz anderen Boden, als er eigentlich vorhat…..

Wer vom System profitieren will kann keine Alternativen suchen.
Kein Selektionsdruck - kein neues Handeln und Bewusstsein.
Wir meinen, uns geht es ganz gut in BRD und materiell mag das stimmen.
Aber wenn der Ekel halt zu groß wird und Dummheit nicht mehr ausreichend
schützt…tief in uns sind wir ja immer noch ein Stück Mensch neben dem
gezwungenen Zivilisten.

Stimmt und zumindest dies kann bleiben. Ich glaube sogar, es ist sehr gut – sogar notwendig, dass es mal wieder richtig schlecht geht….. dann schieben sich ein paar Dinge von selber wieder grade. Die Frage ist nur, wie tief es uns rein- oder runterzieht.


Alternative ist Anarchie/ Akephalie, Zerfall in
Kleingruppen/Solidargemeinschaften und Verweigerung der Macht gegenüber
bis sie machtlos ist. Kein Parteitag sondern Übernahme von Verantwortung
durch jeden Einzelnen in seinem Subsystem.
Vielleicht Segmentäre Gesellschaft unter gleichgesinnten Patchworkern?
http://de.wikipedia.org/wiki/Segment%C3%A4re_Gesellschaft

Das ist die Sache, wo ich noch keine Lösung sehe (offensichtlich fehlendes Bewusstsein, hihi). Menschen schließen sich in Gemeinschaften zusammen. Grenzen sich von anderen Gemeinschaften ab. Bilden größere Gemeinschaften. Schaffen dafür Organisationen. Ab irgendeinem Punkt droht derselbe Salat wie vorher, sei der Wille noch so gut. Hmm…..

Einzige Verteidigung wäre dann aber innere oder örtliche ausreichende
Entfernung zur Zivilisation, da Staaten und andere mafiöse Konstrukte
durch Gewalteinsatz immer mächtiger sind, solange sie Gewalt wirkungsvoll
einsetzen können.
Oder örtlich voneinander getrennt lebende aber gemeinsam agierende
Ideenträger und Kleingruppen/ nah in Geist, Überzeugung und
Wertvorstellungen. Kein wesentliches Besitzstreben, kein wesentliches
Erpressungspotential, keine Angst mehr vor dem Tod - hab noch nicht weiter
gedacht.

DA! Da bist Du nah am Kern! Ach, aber da landen wir tatsächlich bei stammesähnlichen Strukturen. Aber was da drin enthalten ist – Gemeinschaft, Liebe, Zusammenhalt – das müsste gestärkt, GELEBT werden – all die zigtausendfach verderbten Schlagworte von TEILEN, LIEBEN, GEBEN etc. müssten gelebt werden. DAS könnte es sein……..

Wir Menschen können nicht mehr zurück.
Wir werden keine Stammesgesellschaften mehr sehen. Da sind wir
evolutionär leider durch.
Denkbar wären für mich nur Solidargemeinschaften – verbunden im Geist
und nicht mehr nur im Blut . Ich kann ein fremdes Kind genauso lieben wie
ein eigenes. Ich kann einen Fremden mehr schätzen lernen als manche
Verwandte.

Vorsicht – hier scheint mir ein Denk- oder Fühlfehler zu sein. Alle Menschen lieben wie sich selbst (wer sagte das? Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst?) – es klingt gut, aber ohne das entsprechende Bewusstsein ist es nur ein Satz. Eine Bestimmung. Ein Gebot. Und dann zwinge ich mich halt dazu – und habe unwissentlich den Samen für eine neue Zwangsherrschaft errichtet. Ich kann mir nämlich auch einbilden, andere so zu lieben wie meine Kinder. Bzw. kann ich mich nicht dazu zwingen, zu lieben.

Wenn Du, Silke, Dir vorstellen würdest, Deinen eigenen Kindern würde etwas zustoßen und dann den Gedanken daneben stellst, dass einem Kind am anderen Ende der Welt etwas zustößt – dann dürfte da ein Unterschied in der Qualität des Empfindens sein. Mir wird manchmal sehr traurig zumute, wenn ich meine Eltern betrachte und mir vorstelle, was aus ihnen die nächsten Jahre werden könnte. Das denke ich aber nicht von den alten Leuten im Haus oder der Straße gegenüber!

Ich glaube oder besser weiß, dass man sich dem nähern kann – alle als Kinder eines Gottes oder meinetwegen Brüder und Schwestern anzusehen – aber die Prägungen und Instinkte in uns sind ja nun mal auch da und ich hielte es für fatal, einen neuen Götzen zu errichten (liebe alle! Etc.). Wir können dem nur schrittweise näherkommen und sollten genau hinschauen, was wir warum tun und sagen…..

Der weltweite Ausbruch von Zivilisation war doch kein Zufall sondern ein
Verbreiten der damals erfolgreichsten Daseinsform von Leben zu dieser Zeit
unter den damaligen äußeren Bedingungen (Eiszeit->Verwüstung/Saharasia
und Periodizität der Wasserversorgung/Überschwemmung der großen
Flussläufe weltweit).

Eben – er war kein Zufall! Wir haben ihn für die Entwicklung gebraucht.

Auch große gesellschaftliche Veränderungen der letzten Jahrtausende
gingen mit Veränderungen der inneren und äußeren Bedingungen einher, wie
man z.B. bei der Besiedlung Australiens schön sehen kann, oder beim
Ausbruch der Laki-Vulkangruppe.
http://de.wikipedia.org/wiki/Laki-Krater#Der_Ausbruch_von_1783_bis_1784:_M.C3.B3.C3.B0u...

Das Ende der uns bekannten Zivilisation wird also zukünftig schmerzhaft
für die Masse der Einzelnen, aber die Evolution wird weiter gehen.

Tu as raison. Weitergehen wird es. Und ich vermute- anders, als Du und ich es uns vorstellen. Das hat Entwicklung ja so an sich. Vielleicht ein tröstlicher Gedanke……


Das hast Du alles aber schon sehr schön formuliert, so kurz vor
Schluss...

Ich muss meinem Namen zumindest hin und wieder gerecht werden.


Das Große wird nur noch ein Nebeneinander von vielen Kleinen werden
können.
Es geht gar nicht anders. Auch der auf der Durchsetzung der
Abgabeforderung fußende Debitismus wird kollabieren müssen - eine
Pyramide verjüngt sich bis es nicht weiter geht.
Wenn das Hochbuchen auf das CpD Staat überhaupt noch weiter so machbar
bleibt robben wir uns vielleicht noch zur letzten großen Imperatur nach
O.Spengler (die allseits beschworene NWO) deren Zerfall samt
Völkerwanderung II eine Chance für die Etablierung neuer autopoietischer
Systeme darstellt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis,

Jau – die Imperatur (mit Inventur) wird kommen. Danach – zurück auf Los. ABER: In welcher Form – und zu welchen Bedingungen – this remains to be seen.

Habe mal vor Jahren einen SF Roman von Wolfang Jeschke gelesen. http://de.wikipedia.org/wiki/Der_letzte_Tag_der_Sch%C3%B6pfung Darin werden Soldaten in die Vergangenheit geschickt, 250.000 Jahre vor Christi Geburt und liefern sich in der Vergangenheit Gefechte um die künftigen Ölquellen. Man rekrutiert auch Frühmenschen für die Kämpfe.

Da im Roman die Zeitreise nur in eine Richtung funktioniert, gibt es für die Soldaten keine Rückkehr. Man errichtet eine Stadt, kooperiert mit den Frühmenschen so gut man kann. Zwei der Protagonisten unterhalten sich darüber, wie sie die Zukunft wohl beeinflussen können.

Der Eine sieht sie die Zukunft der Menschen verändern, der Andere winkt ab und sagt: Wir sind nur Sandkörner in der Zeit. Von uns bleibt nichts übrig. Gib den Frühmenschen ein paar Tricks mit auf den Weg – das ist alles, was wir tun können…..
Wir sind auch nur Sandkörner. Einzeln (scheinbar) bedeutungslos, doch ohne uns wäre kein Strand. Mehr noch: Ohne uns kein Universum.


PS.
Vielleicht saust Apophis 2029 oder ein Kollege eben nicht an uns vorbei,
sondern trifft…
http://de.wikipedia.org/wiki/%2899942%29_Apophis
Vielleicht erleben wir ein Superplume-DejaVu am Ol Doinyo Lengai oder am
Yellowstone…
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Afrikanischer_Grabenbruch
Vielleicht kommt eine Mischung aus Ebola und Influenza, effektiv wie
früher die Pest und die Entvölkerung Südamerikas?
Oder wir erleben einen GAU oder Genozid, oder,oder,oder.
Was es sein wird ist eigentlich ziemlich egal.

Das sollten wir aber aus dem Schauungs-Forum wissen – es kommen: Drei-Tage-Finsternis, Weltkrieg, Untergang der Syphilisation, Polsprung, neuer Anfang auf niedrigem Niveau (was den Ablauf angeht, bin ich nicht ganz sicher). Krachen wird es wohl – wann und wieviel – da hast Du recht, das ist eigentlich müßig, darüber zu spekulieren.

Unsere Nachkommen werden danach nach Jahrtausenden vielleicht, wie die
Aborigines, von der Traumzeit und vom „Gesetz“ berichten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Traumzeit
Sie werden nach Jahrtausenden vielleicht gemeinsam singen, dass das
Wertschätzen der anderen Lebewesen, das Leben in menschlichen
Solidargemeinschaften und das Verhindern von Machtkonzentration und von
Götterzwängen einige der wichtigsten Tabus sind und bleiben werden um
nie wieder weinen zu müssen wie die Ahnen. Sie werden den Bauplan des
Lebens, das Wissen der Menschheit und die Verbundenheit mit dem Ganzen
weitertragen.

Das ist ein schönes Bild – ja, wir werden Stoff zu Legenden bilden. Irgendwann sind wir ein neuer Mythos – wie Atlantis.

„Erzähl nochmal von der alten Zeit, Papa! – Ja Kinder, das war so: Die Menschen bauten damals wie wild – überall stellten sie Gebäude hin, sie fällten die Bäume, sie gruben die Steine aus, sie rodeten das Land – aber sie taten es immer acht- und liebloser, ohne die Erde zu ehren, so wie wir es tun…… und dadurch verloren sie den Kontakt zur Erde und dann zu sich selbst – und waren am Ende ganz verloren. –

Und was geschah dann mit Ihnen Papa? – Nun, sie hatten große Kräfte – sie hatten Gewalt über Blitz und Donner und über ein Feuer, dass heißer als jedes Feuer war und über Luft, die Leben raubte – und am Ende richteten sich diese Gewalten gegen sie und sie wurden vertilgt….. – Aber ja nicht ganz Papa! Wir stammen doch von ihnen ab? - Stimmt Kinder, wir stammen von ihnen ab – und weil wir uns erinnern, achten wir die Erde und was auf ihr wächst und teilen das, was wir erschaffen, anstatt es für uns zu behalten……“.

ENDE – und ein neuer Anfang.

P.S.: Ach ja – ein wenig OT, aber wenn Du Gelegenheit und Zeit hast, Silke, besorge Dir doch mal den Talmud in der Übersetzung von Lazarus Goldschmidt (die zwölfbändige Ausgabe), mit dessen Lektüre ich grade begonnen habe. http://de.wikipedia.org/wiki/Lazarus_Goldschmidt

Ein selten faszinierender Lesestoff! Ich kann Nietzsche nun verstehen – sein Schwanken zwischen Abscheu und Hochachtung vor den Juden. Ein solches, bis ins kleinste Detail das Leben regelnde Werk, hat die Erde oder die Menschheit wohl sonst nicht zu bieten. Und – für mich - ist es so exemplarisch für die Irrwege, die Menschen gehen können. Denn im Talmud findet sich höchste Schönheit neben tiefster Grausamkeit – Barmherzigkeit und Rachgier – beides. Und – es ist ein klares „wir gegen die anderen!“. Wo der Koran noch alle Menschen in die Ummah integrieren will, scheint mir dies beim Talmud nicht der Fall zu sein.

Als Auserwählte betrachten sie sich und den Auserwählten ist manches erlaubt – auch die Rache und Demütigung der Gegner durch einen Gott, der nur den Seinen gegenüber liebevoll ist (und auch das nur, wenn sie ihn fürchten). Am Ende der Zeiten soll das dann so sein – die großen Reiche, Römer und Perser und andere erscheinen vor Gottes Thron und der Herr fragt als erstes die Römer (aus Aboda Zara, I, 1, Fol. 2a-2b):

Womit habt Ihr Euch befasst? – Herr der Welt, wir haben viele Straßen angelegt, viele Bäder gebaut und Gold und Silber angesammelt; und dies alles taten wir nur wegen der Israeliten, damit sie sich mit der Tora befassen. – Narren der Welt, was Ihr alles getan habt, habt Ihr nur für Euch selbst getan! Ihr habt Straßen angelegt, um da Huren hinzusetzen; Bäder, um Euch selber einen Genuß zu verschaffen; das Silber und das Gold gehört mir!............. (Nach dem Abweisen der Römer erscheinen die Perser und werden befragt). -

Womit habt Ihr Euch befasst? – Herr der Welt, wir haben viele Brücken angelegt, viele Städte erobert und viele Kriege geführt; und dies alles taten wir nur wegen der Israeliten, damit sie sich mit der Tora befassen. – Was ihr alles getan habt, habt ihr nur für Euch selbst getan; ihr habt Brücken angelegt, um durch sie Zoll zu erheben, Städte erobert, um ihnen Frondienst aufzuerlegen; die Kriege habe ich selbst geleitet, denn es heisst: Der Herr ist ein Mann des Krieges! (Und auch die Perser werden abgewiesen und verdammt).

Wie faszinierend – einmal Nachweis der Schuldenproblematik vor 2000 Jahren und dann….. diese kleinliche Rachsucht gegen die Stärkeren! Das ist der Geist des Ressentiment, den Nietzsche beschrieb. Und solange Menschen aus solchen oder ähnlichen Motiven handeln, Silke, ist die Welt, wie sie ist – und wird es bleiben. Überwinden können und werden wir es, wenn wir UNS überwinden – in uns, mit Hilfe der anderen. Aber nicht uns vergewaltigen, indem wir uns Gebote auferlegen „das musst Du tun etc.“. Sondern aus freien Stücken, aus freiem Willen, mit freiem Geist und offenem Herzen - so ginge es. Vielleicht/hoffentlich klappt das ja – man wird sehen.

Schönen Abend
K_v_S

--
Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.
Karl Valentin


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.