Nachtrag zur Kritik an Ashitaka's Darstellung der Bankenrefinanzierung

paranoia, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Sonntag, 10.05.2015, 11:16 (vor 3298 Tagen) @ Ashitaka6517 Views

Hallo Ashitaka,

Und hier beginnt die Verwirrung, die darin besteht, dass Ashitaka
alternative Quellen der Bankenrefinanzierung ignoriert:
Bitte keine Paranoia. Lass es mich noch mal von Grund auf erklären. Wir

beide sind uns sicher dahingehend einig, dass die Bankguthaben dieser Welt > durch Kreditkontrakte entstehen. Würd mich wundern, wenn du es anders
siehst und eine andere Quelle der Entstehung (Bilanzausweitung) der
Guthaben endeckt hast.

Nun erkläre ich, dass diese Kredittitel als notenbankfähige Sicherheiten > (d.h. die EZB-Anforderungen an die Besicherung müssen erfüllt sein) die

Tür hin zu geldpolitischen Geschäften (Refinanzierungsgeschäften) mit
der Zentralbank öffnen. Hier geht es schon los mit Deiner Sprachverwirrung.

Was ist ein Kredittitel? Das Gabler Wirtschaftslexikon kennt den Begriff nicht. Auch google hält sich bedeckt. Meinst Du "Kreditforderung"? oder vielleicht einfach nur "Anleihe"?!

Warum spreche ich nun immer immer von
Kreditverträgen und Kredittiteln als Basis unseres zweistufigen
Zentralbanksystems: Nun, du hast nicht Unrecht, wenn ich alternative
Quellen der Refinanzierungen in meinen Erklärungen über die Entstehung
des Geldes ignoriere. Gottseidank! Irgendwie habe ich wohl Deinen Beitrag
falsch verstanden:
Um das Guthaben in Geld auszuzahlen, müssen die Kreditinstitute jedoch
zwingend als Geschäftspartner der EZB an geldpolitischen Operationen
teilnehmen, einfach gesagt: Sie müssen heute Kredittitel (Schuldtitel),
die ausreichend besichert sind (Anforderungen lt. EZB klar geregelt), bei
der Zentralbank hinterlegen (Verkauf und Rückkaufvereinbarungen treffen).
Und selbst müssen sie dafür die Voraussetzungen erfüllen, die über die
Leitlinien (EU) 2015/510 in Teil 1 Artikel 2 und Teil 3 vorgeschrieben
sind.

Hier geht es nicht um die Entstehung von Geld, sondern darum, die Kasse des Kreditinstituts zu befüllen. Das ist ein großer Unterschied.

Das hat einen wichtigen Grund: Denk doch mal genau
nach, egal wo sich ein Institut alternativ refinanziert, es sammelt dadurch > nur Gelder ein, die bereits vorhanden sein müssen. Nehmen wir als Beispiel > einen auf Euro lautenden Staatstitel, den ein Kreditinstitut bei der
Zentralbank refinanzieren will. Der Unterschied zum Kredittitel ist, dass
die Staatstitel nur durch bereits vorhandene Geldsummen entstehen können.

Ich weiß leider nicht wirklich, was ein Kredittitel ist. Ich kann Dir aber sagen, dass eine Bank für einen Kredit an ein Unternehmen (Kredittitel???) keinen neuen Zentralbankkredit braucht. Die Bank kann sich ebenso wie der Privatmann und jedes Unternehmen Geld leihen. Dabei erhält sie schon vorhandenes Zentralbankgeld. Für den neuen Kredit muss kein neues Zentralbankgeld geschaffen werden.

Der Staat bekommt sein Geld (hier detailiert erklärt) und erst dadurch
entsteht der Staatstitel. Der Staat lässt sich keine Besorgung des Geldes
versprechen, sondern er fordert für die Entstehung des Staatstitels die
Zahlung des Geldes. Der Kredittitel hingegen setzt dies nicht voraus. Das
Geld entsteht erst noch.

Erstens, der "Staatstitel" ensteht nicht durch die Zahlung. Der gemeine Staatsanleihe ist schon vorher da. Der Kassenverein kriegt eine Globalurkunde und die Stücke gehören alle Vater Staat. Durch den Abverkauf der Stücke kriegt der Staat Geld. Der Ablauf ist genauso wie bei der Begebung einer Unternehmensanleihe. Nur wandern die Verkaufserlöse aus beiden Anleihen, die mit SCHON VORHANDENEM GELD (high powered money, Zentralbankgeld, Bargeld) bezahlt werden bei Vater Staat auf sein Konto bei der Bundesbank, beim Unternehmen hingegen auf das Konto der Korrespondenzbank (Ausnahme: Siemens, die haben ja ihre eigene Bank).

Ebenso verhält es sich mit allen anderen auf Euro lautenden Schuldtiteln, > die bei der EZB refinanziert werden können (siehe Katalog in den

Leitlinien der EZB). Sie alle werden - systematisch - von Kreditgeschäften > getragen, können nicht ohne eine Basis aus Kreditkontrakten entstehen. Ob
nun z.B. in Form von Anleihen oder Wertpapieren, in beiden Fällen müssen
bereits Zahlungen mit im System vorhandenen Geldsummen vorgenommen werden.

Na bitte!

Keine Staatsanleihe entsteht gegenwärtig dadurch, dass dem Staat die
Besorgung von Geld verspricht (kreditiert). Nein, dem Staat wird Geld
gezahlt und der Staatstitel entsteht.

Reihenfolge anders herum, siehe oben!

Für das Entstehen eines Kredittitels muss vorher kein Geld vorhanden

sein, sondern der Kredittitel schafft das Geld (und damit die Basis aller
weiteren Refinanzierungen) erst durch geldpolitische Operationen,
andauernd.

Komplett unklare Formulierung! Ich brauche als Bank keine Kreditforderung um eine Anleihe, z.B. eine Inhaberschuldverschreibung zu verkaufen. Und wenn ich das tue, besorge ich mir Zentralbankgeld, das irgendwo im System vorhanden ist.

Zentralbanken
tätigen ja nicht nur Geschäfte mit Rückkaufvereinbarung (Repos). Sie
kaufen auch Dinge endgültig an. Dabei entsteht "Zentralbankgeld ohne
Fälligkeit".
Das ist zu kurz gedacht. Überleg doch mal, weshalb Zentralbanken

Klappstühle ohne Laufzeit ankaufen können. Wie entstehen Klappstühle und
wodurch begründet sich der auf Euro lautende Wert der Klappstühle? Stehen
die einfach so auf einer Wiese rum und warten darauf, dass eine Zentralbank > daher kommt um eine beliebige Zahl zu rufen? Hurra, wir sind refinanziert
und Geld ist entstanden?!
Wach doch bitte mal auf.

Ja, das passt halt nicht in Deine Gedankenwelt. Die Bundesbank kaufte USD und schrieb den Verkäufern der USD DEM gut. Und schwups war das Geld (DEM) in der Welt - ohne Fälligkeit! Das passierte wahrscheinlich schon Anfang der 60er Jahre. Und wenn sie nicht gestorben sind, hat sie die Dollars noch heute. Und das erklärt Dir die Bundesbank schön in öffentlichen Veranstaltungen, wie vor ein oder zwei Jahren hier in Hannover geschehen - eine lustige Veranstaltung mit teilweise tumultartigem Charakter, denn das Gold gehört ja auch dazu.

Spätestens wenn der Hobbyautor sich mal von der Bundesbank das Themen

Währungsreserven erklären ließe, wie sie es schon einmal in
öffentlichen und für jeden zugänglichen Veranstaltung bespricht,

könnte

der Groschen fallen.
Das klingt gut, ist aber nur albernes Gerede von dir. Woher kommen sie

denn ursprünglich, die Währungsreserven? Wie sind die liquiden Mittel,
wie ist das Geld überhaupt entstanden? Durch Nichts?!

siehe oben, ziemlich simpler Vorgang

Huch, da sind Gelder im System! Wo kommen denn die auf einmal her?
Und nur der Staat kann diese "im System vorhandenen Gelder" einsammeln?
Nein. Jeder kanns. Der Privatmann, das Unternehmen, die Bank!
Was willst du eigentlich mit solchen "Huch's!" bezwecken? Ich habe doch

nicht erklärt was eine Anleihe ist und behauptet, dass nur durch die
Staatsanleihe Geld einsammelt wird. Natürlich gibt es neben Staatsanleihen > weitere Anleihen, über die Geld eingesammelt wird.

Und wenn demnächst mal ein schönes neues großes Kernkraftwerk gebaut wird - mit dem großen Unsichtbaren crisismaven [Die Wolfram Alpha des Gelben Forums] an prominenter Stelle im Grundstein - dann solltest Du damit rechnen, dass der Pool von kreditgebenden Banken langlaufende Anleihen begeben wird und so schon vorhandene Liquidität im System beschaffen wird.

Ach die privaten Kreditnehmer investieren nur in Staaten?
Oh je, großer Fehler. Schau Dir doch nur eine einzige

Versicherungsbilanz

an, Ashitaka!
Du würdest Dich wundern.
Es sind doch nicht nur Versicherungen, sondern inländische und zum

großen Teil ausländische Institute und (Treuhand)gesellschaften, die
Staatsanleihen kaufen. Sie alle vergeben keinen Kredit an den Staat,
sondern zahlen ihm Gelder, die sie vorher am Markt (von Anlegern wie dich
und mich) eingesammelt haben oder sich per Kredit besorgen, Kapitaldienste > dafür bestreiten. Es ist in der Tat ein weltweit zu beobachtendes von
unten nach oben reichen, unabhängig davon, wie der Staat die Gelder
anschließend an seine Bürger transferiert. Ich hatte doch mal die
Übersicht der Gläubigerseite der US-Staatsverschuldung präsentiert. Für
Deutschland oder die EU gibt es leider keine solchen detailierten
Informationen, höchstens eine grobe Aufteilung der Verschuldung aller
Gebiets­körper­schaften nach Gläubigern. Thema verfehlt!

Warum immer nur Kauf von Staatsanleihen? Die Versicherungen geben Unmengen Kredit ans Bankensystem, durch Kauf von Schuldscheindarlehen beispielsweise.

Leider ist diese Erklärung schon früher erfolglos an Asha's grauen
Zellen vorübergelaufen.
Hier gibt es ein Stückchen Beitragsfaden zum Thema:

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=332952

Dort hatte ich dir detailiert erklärt, weshalb ein Überwinden der

Fristigkeit (Zentralbank kauft einfach mal an) zum System Error führt.

Ich weiß nicht, was Du mit "System Error" meinst. Das "Überwinden der Fristigkeit" hat schon längst stattgefunden (Beispiel USD-Intervention).

Ashitaka, Du schreibst echt verschwurbelt und denkst Dir neue Begriffe aus oder benutzt kaum benutzte Begriffe. Schreib' mal kurz und knackig wie Hasso. Werd' mal konkret und verlasse mal die Metaebene der Vollrather Höhe oder des Düsseldorfer Fernsehturms.

Ich hab' früher mal die Rückmeldung bekommen, dass eine Reihe von Beiträgen von mir unverständlich sind, wo ich mich echt bemüht hatte. Vielleicht hätte ich die Zusammenhänge noch extensiver aufdröseln müssen, bin ich aber zu faul zu. Vielleicht kann es aber einfach auch nicht.

Mein dortiges Fazit: "Die Zentralbanken können die Laufzeit des Systems
durch kontrollierte und nur langsam merkliche Bilanzausweitungen
verlängern, aber nicht durch Bilanzausweitungen eine Lösung anbieten, die
Fristigkeiten und befristete geldpolitische Instrumente überflüssig
machen."

Genau das ist schon längst passiert.

Gruß paranoia


P.S.: zerhackter Text wegen Ausloggens manuell repariert

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.