Ja, das würde mich jetzt auch mal interessieren

Leserzuschrift, Montag, 11.05.2015, 12:08 (vor 3297 Tagen) @ Ashitaka5980 Views

> Kannst du systemtisch erklären (nicht an der ersten Haltestation stehen bleibend), wo das bereits vorhandende Zentralbankgeld herkommt?

Sehr gute Frage!


Tragen wir mal die Einzelteile aus diesem Thread zusammen (Hervorhebungen von mir):

Ashitaka: > Die Kreditinstitute, sie buchen Kreditforderung an Sichtguthaben des Kunden. Wenn es sich bei dieser Buchung bereits um Geld handeln würde, dann wäre die zweite Stufe des Zentralbanksystems (Zentralbankgeld) völlig nebensächlich, ...
> Um das Guthaben in Geld auszuzahlen, müssen die Kreditinstitute jedoch zwingend als Geschäftspartner der EZB an geldpolitischen Operationen teilnehmen, einfach gesagt: Sie müssen heute Kredittitel (Schuldtitel), die ausreichend besichert sind (Anforderungen lt. EZB klar geregelt), bei der Zentralbank hinterlegen (Verkauf und Rückkaufvereinbarungen treffen).

Staatstitel kommen dafür bekanntlich nicht in Frage, denn:

ebenda: > auch der Staat sammelt Gelder über Anleihenprogramme ein, die bereits vorher im System vorhanden sein mussten.

Oder hier: > Nehmen wir als Beispiel einen auf Euro lautenden Staatstitel, den ein Kreditinstitut bei der Zentralbank refinanzieren will. Der Unterschied zum Kredittitel ist, dass die Staatstitel nur durch bereits vorhandene Geldsummen entstehen können.

Es wäre also die Frage, auf welchem Wege andere "ausreichend besicherte" Kredit-/Schuldtitel entstehen können, bevor überhaupt das erste Zentralbankgeld in Umlauf kommt.


ebenda: > Für das Entstehen eines Kredittitels muss vorher kein Geld vorhanden sein, sondern der Kredittitel schafft das Geld (und damit die Basis aller weiteren Refinanzierungen) erst durch geldpolitische Operationen, andauernd.

Hmm, nehmen wir also mal an, die Banken könnten tatsächlich Kredite aus dem Nichts erzeugen. Warum sollte die Zentralbank diese "Titel" annehmen?

Du wirst sicherlich zustimmen, dass ein Banker nicht einfach so aus Freundschaft seinem Nachbarn einen Kredit über 1 Mio Euro gewähren und die Urkunde über dieses Schuldverhältnis dann bei der ZB einreichen kann, damit sie ihm das Zentralbankgeld aushändigt, das er dem Nachbarn aus dem Kreditvertrag schuldet.


ebenda: > Ich habe schon einige Male erklärt, dass der Blankokredit als Einzelfall nicht das System notwendiger besicherter Kredittitel ersetzt.

Womit wir beim springenden Punkt wären: der Besicherung.

Wie kann man nun den - in Geldeinheiten ausgedrückten - "Wert" einer Besicherung feststellen, bevor überhaupt Zentralbankgeld im Umlauf ist?
Wie misst Du etwas ohne Maßstab?


Konkret: nehmen wir an, der Nachbar des Banker sei Eigentümer einer großen Villa und biete diese als Sicherheit an. Woher weiß die Bank, dass sie im Notfall beim Versteigern der Villa tatsächlich (mindestens) 1 Mio Euro erlösen würde?

Noch dazu vor dem Hintergrund, dass nach der Auszahlung des (ersten) Kredites zunächst eben nur diese eine Mio. Euro im System vorhanden wären und sich höchstwahrscheinlich rasch verteilen, so dass sie nicht mal ein Magier je wieder vollständig in einer Hand vereinigen könnte.

Wenn man weiterhin unterstellt, dass weder der Banker noch der Nachbar Dummköpfe sind und den solcherart zu erwartenden Kreditausfall vorhersehen können, wie bringst Du sie dann trotzdem dazu, einen Kreditvertrag überhaupt abzuschließen?
Und wie überredest Du die Zentralbank, ein solch wackliges Pfand anzunehmen?

Kurzum: wie startest Du Dein System?

Wo kommt das "bereits vorhandende" Geld her, das Dein Gedankengebäude unabdingbar als tragende Säule benötigt?


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