Ausführliche Sonntagmorgenantwort - Was macht den Kredittitel so besonders?

Ashitaka, Sonntag, 10.05.2015, 09:05 (vor 3298 Tagen) @ paranoia6725 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 21.07.2015, 19:35

Und hier beginnt die Verwirrung, die darin besteht, dass Ashitaka
alternative Quellen der Bankenrefinanzierung ignoriert:

Bitte keine Paranoia. Lass es mich noch mal von Grund auf erklären. Wir beide sind uns sicher dahingehend einig, dass die Bankguthaben dieser Welt durch Kreditkontrakte entstehen. Würd mich wundern, wenn du es anders siehst und eine andere Quelle der Entstehung (Bilanzausweitung) der Guthaben entdeckt hast.

Nun erkläre ich, dass diese Kredittitel als notenbankfähige Sicherheiten (d.h. die EZB-Anforderungen an die Besicherung müssen erfüllt sein) die Tür hin zu geldpolitischen Geschäften (Refinanzierungsgeschäften) mit der Zentralbank öffnen. Warum spreche ich nun immer immer von Kreditverträgen und Kredittiteln als Basis unseres zweistufigen Zentralbanksystems: Nun, du hast nicht Unrecht, wenn ich alternative Quellen der Refinanzierungen in meinen Erklärungen über die Entstehung des Geldes ignoriere. Das hat einen wichtigen Grund: Denk doch mal genau nach, egal wo sich ein Institut alternativ refinanziert, es sammelt dadurch nur Gelder ein, die bereits vorhanden sein müssen. Nehmen wir als Beispiel einen auf Euro lautenden Staatstitel, den ein Kreditinstitut bei der Zentralbank refinanzieren will. Der Unterschied zum Kredittitel ist, dass die Staatstitel nur durch bereits vorhandene Geldsummen entstehen können. Der Staat bekommt sein Geld (hier detailliert erklärt) und erst dadurch entsteht der Staatstitel. Der Staat lässt sich keine Besorgung des Geldes versprechen, sondern er fordert für die Entstehung des Staatstitels die Zahlung des Geldes. Der Kredittitel hingegen setzt dies nicht voraus. Das Geld entsteht erst noch.

Ich denke, das es bei dir bereits an diesen Grundgedanken scheitert, du deshalb so aufgeregt und niederbuhend antwortest.

Ebenso verhält es sich mit allen anderen auf Euro lautenden Schuldtiteln, die bei der EZB refinanziert werden können (siehe Katalog in den Leitlinien der EZB). Sie alle werden - systematisch - von Kreditgeschäften getragen, können nicht ohne eine Basis aus Kreditkontrakten entstehen. Ob nun z.B. in Form von Anleihen oder Wertpapieren, in beiden Fällen müssen bereits Zahlungen mit im System vorhandenen Geldsummen vorgenommen werden. Keine Staatsanleihe entsteht gegenwärtig dadurch, dass dem Staat die Besorgung von Geld verspricht (kreditiert). Nein, dem Staat wird Geld gezahlt und der Staatstitel entsteht.

Für das Entstehen eines Kredittitels muss vorher kein Geld vorhanden sein, sondern der Kredittitel schafft das Geld (und damit die Basis aller weiteren Refinanzierungen) erst durch geldpolitische Operationen, andauernd.

Um den Kredit auszahlen zu können, braucht das Kreditinstitut Bares oder
Geld auf seinem Zentralbankkonto. Es gibt viele Möglichkeiten der
Geldbeschaffung.
Repos mit der Zentralbank ist lediglich ein Weg von vielen!

Du durchschaust nicht, dass ich nicht die Geldbeschaffungen verfolge, sondern von die Geldentstehung erkläre. Mir geht es bei meinen Erklärungen nicht um die Frage, ob A an B Geld zahlt, damit B refinanziert wird. Ich will erklären, woher die Geldsummen kommen, was ihre Basis ist. Die Basis sind Kredittitel.

Zentralbanken
tätigen ja nicht nur Geschäfte mit Rückkaufvereinbarung (Repos). Sie
kaufen auch Dinge endgültig an. Dabei entsteht "Zentralbankgeld ohne
Fälligkeit".

Das ist zu kurz gedacht. Überleg doch mal, weshalb Zentralbanken Klappstühle ohne Laufzeit ankaufen können. Wie entstehen Klappstühle und wodurch begründet sich der auf Euro lautende Wert der Klappstühle? Stehen die einfach so auf einer Wiese rum und warten darauf, dass eine Zentralbank daher kommt um eine beliebige Zahl zu rufen? Hurra, wir sind refinanziert und Geld ist entstanden?! Wach doch bitte mal auf.

Spätestens wenn der Hobbyautor sich mal von der Bundesbank das Themen
Währungsreserven erklären ließe, wie sie es schon einmal in
öffentlichen und für jeden zugänglichen Veranstaltung bespricht, könnte
der Groschen fallen.

Das klingt gut, ist aber nur albernes Gerede von dir. Woher kommen sie denn ursprünglich, die Währungsreserven? Wie sind die liquiden Mittel, wie ist das Geld überhaupt entstanden? Durch Nichts?!

Was ist eigentlich ein Blankokredit, Ashitaka? Kann's doch gar nicht
geben, oder, ist doch unbesichert?

Bitte nicht nur dumm daher fragen. Ich habe schon einige Male erklärt, dass der Blankokredit als Einzelfall nicht das System notwendiger besicherter Kredittitel ersetzt. Lese dir doch mal in Ruhe die Leitlinien der EZB durch und mache dich mit dem System vertraut, statt Einzelfälle als Annahmen für das System zu nutzen. Ein Blankokredit ist für ein Kreditinstitut nur im Rahmen der Geschäftspolitik möglich, soweit das Kreditinstitut sich in seiner Vergabepolitik anderweitig gegen Ausfälle abgesichert hat. Keiner will Ärger mit der BaFin. Blankokredite werden nicht einfach aus der Hosentasche gezogen.

Für mich bedeutet Zweistufigkeit, dass es Geld nicht nur bei der
Zentralbank zu leihen gibt.

Auch ich könnte dir Geld leihen. Wenn es das für dich bedeutet, na dann viel Spass. Ich widme mich derweil lieber den Gedanken darüber, wie Geld systematisch entsteht. Ich will nicht erklären, dass man sich Geld leihen kann, sondern woher das geliehene Geld ursprünglich kommt, wie es entstanden ist, was die Basis ist.

Geldschöpfung findet nicht nur über Zentralbankkredite statt.

Zentralbanken sind keine Kreditinstitute (siehe auch § 2 Abs. 1 Nr.1 KWG). Geldpolitische Geschäfte können weder mit Gelddarlehen, noch mit Kreditgeschäften zwischen GB und Nichtbank verglichen werden.

Oder schau dir die ständig aktualisierte Liste aller Kreditinstitute in der Eurozone an: http://www.ecb.europa.eu/stats/pdf/money/mfi/mfilist-2-euro-area.pdf

Du wirst nicht fündig.

Huch, da sind Gelder im System! Wo kommen denn die auf einmal her?
Und nur der Staat kann diese "im System vorhandenen Gelder" einsammeln?
Nein. Jeder kanns. Der Privatmann, das Unternehmen, die Bank!

Was willst du eigentlich mit solchen "Huch's!" bezwecken? Ich habe doch nicht erklärt was eine Anleihe ist und behauptet, dass nur durch die Staatsanleihe Geld einsammelt wird. Natürlich gibt es neben Staatsanleihen weitere Anleihen, über die Geld eingesammelt wird.

Ach die privaten Kreditnehmer investieren nur in Staaten?
Oh je, großer Fehler. Schau Dir doch nur eine einzige Versicherungsbilanz
an, Ashitaka!
Du würdest Dich wundern.

Es sind doch nicht nur Versicherungen, sondern inländische und zum großen Teil ausländische Institute und (Treuhand)gesellschaften, die Staatsanleihen kaufen. Sie alle vergeben keinen Kredit an den Staat, sondern zahlen ihm Gelder, die sie vorher am Markt (von Anlegern wie dich und mich) eingesammelt haben oder sich per Kredit besorgen, Kapitaldienste dafür bestreiten. Es ist in der Tat ein weltweit zu beobachtendes von unten nach oben reichen, unabhängig davon, wie der Staat die Gelder anschließend an seine Bürger transferiert. Ich hatte doch mal die Übersicht der Gläubigerseite der US-Staatsverschuldung präsentiert. Für Deutschland oder die EU gibt es leider keine solchen detailierten Informationen, höchstens eine grobe Aufteilung der Verschuldung aller Gebiets­körper­schaften nach Gläubigern.

Leider ist diese Erklärung schon früher erfolglos an Asha's grauen
Zellen vorübergelaufen.
Hier gibt es ein Stückchen Beitragsfaden zum Thema:

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=332952

Dort hatte ich dir detailliert erklärt, weshalb ein Überwinden der Fristigkeit (Zentralbank kauft einfach mal an) zum System Error führt. Geantwortet hattest du natürlich nicht mehr. Warum auch? Es ist einfacher so zu tun, als verstehe man nur Bahnhof.

Mein dortiges Fazit: "Die Zentralbanken können die Laufzeit des Systems durch kontrollierte und nur langsam merkliche Bilanzausweitungen verlängern, aber nicht durch Bilanzausweitungen eine Lösung anbieten, die Fristigkeiten und befristete geldpolitische Instrumente überflüssig machen."

Lustig wird es, wenn man Ashatika konkret auf etwas festnageln will.
Dann wird es ihm zu "technisch". Er spricht dann gerne vom "System", also
quasi der Düsseldorfer Feldherrenhügel, von dem man alles sehen kann.
Aber widerlegen klappt halt nicht.

Problem ist nur, dass du mich nicht festnagelst, sondern falsch verstehst. So wie du oben durch alternative Refinanzierungsquellen (Beschaffung z.B. durch Anleihen?) versuchst, über die auch dahinter aufwartende Frage der Entstehung der Liquidität / des Geldes hinwegzublicken. Du hast natürlich freie Sicht beim Träumen.

Ashitaka hat die zweite Stufe des Geldsystems nicht verstanden, oder er
verschweigt sie wissentlich, damit seine Monopolrefifantasien passen.

Du kannst dich überall refinanzieren, sofern der dich Refinanzierende ausreichend Liquidität / Geld hat. Es gibt keine Monopole bzgl. der Beschaffung. Doch ganz klar gibt es nur einen Weg, wie das zu beschaffende Geld an der Basis (über hinterlegte Kredittitel) überhaupt entsteht.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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