Traege Rueckkoppelungen verhindern Schnellschuesse, insbes. in der Wirtschaftspolitik ...

CrisisMaven ⌂, Freitag, 13.02.2015, 15:28 (vor 3651 Tagen) @ Leserzuschrift4146 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 13.02.2015, 23:57

Ein wesentliches Problem, das ich bei den Beiträgen bisher immer vermisst hatte, ist, dass der Arbeitsmarkt, also das Bewertungsinstrument der menschlichen Arbeitskraft, auf den Wert aller anderen Märkte träge rückgekoppelt ist.

Nun ist das eine qualitative und schwer einordenbare Aussage. Aber: Ich denke, wenn es weniger "traege" rueckgekoppelt waere, wuerden einige Arbeitnehmer ganz schoen fluchen, wenn ihr Lohn stets z.B. mit den volatilen Aktienmaerkten fluktuierte.

Aber: auch der Mietenmarkt ist traege rueckgekoppelt. Das ist so, wenn jemand Vertraege mit laengerer Laufzeit schliesst. Das gilt erstmal fuer die, die in einem Vertragsverhaeltnis stehen (Mieter/Vermieter, Arbeiter und Angestellte, Dienstleister z.B. mit Jahresvertrag fuer Bueroreinigung, Lebensversicherer mit gesetzlich zum Zeitpunkt des Abschlusses vorgeschriebenem "Garantie"-Zins usw. usf.).

Der Unternehmer wird selbstverständlich versuchen, den Wert der Arbeit so gering wie möglich zu halten.

Das ist nicht selbstverstaendlich. Er wird versuchen, da das Aussuchen und Anstellen (zumindest qualifizierten) Personals viel kostet, dessen Einarbeitung (!!!) noch viel mehr, der Verlust der Expertise beim Wechsel noch (!) viel mehr und die Gefahr der Weitertragung von Geschaeftsgeheimnissen u.U. noch viel mehr ... seine Angestellten pfleglich zu behandeln. Wie hoch deren Gehalt ist, errechnet sich im Wesentlichen aus zwei Faktoren:

a) der Produktivitaet, d.h. wieviel man mit dem einzelnen "Ausgebeuteten" erwirtschaften kann und

b) der Konkurrenz, d.h. wieviel sind andere Unternehmen bereit, fuer "den/dieselbe(n) Mann/Frau" zu bezahlen.

Wie bei allem andern auch. Lediglich durch permanenente Eingriffe in den Arbeitsmarkt durch den Staat verschlechtert sich die Situation oft. Oder warum ist das Lohnniveau in der Schweiz bei geringeren "Schutz"-Rechten hoeher und nicht geringer?

Tut mir leid, sowas sollte man nicht so leichtfertig dahinsagen. Und wenigstens belegen.

Er hat dazu vielerlei Werkzeuge, während der Arbeitssuchende oft aus der Not heraus sich selbst abwertet.

Ja, dank staatlicher Eingriffe.

Um dem entgegenzuwirken, gibt es Sozialpartnerschaften und gesetzliche Regelungen.

Siehe Schweiz - das scheint eher nach hinten loszugehen.

Von einem ‚freien Markt‘ ist man damit weit entfernt;

Ja, wie auf dem Gebiet der Stromerzeugung. Dafuer kann aber der Unternehmer nichts - er hat die Gesetze nicht erlassen.

gäbe es den ‚freien Markt‘,

WAS genau ist das?

wäre ein gesamtgesellschaftlicher Kaufkraftverlust wohl nicht zu vermeiden,

Ach ja? Preise gehen immer nur runter, nie rauf?

"Waere"- gibt es dafuer Belege?

Und wenn alle Preise runter gingen - wo haette der Arbeitnehmer den Verlust davon?

mit allen Folgen,

Welchen? Bitte KONKRET!!!

die damit einhergehen.

Correlation is not causation ... (nur mal so ...)

Der Arbeitsmarkt regelt sich nicht von selbst, weil er so träge ist,

Aha. Haben Sie dafuer Belege?

dass er das System zwangsweise in einen chaotischen Zustand führen würde.

Waere. Wuerde. Koennte. Haben Sie das genauer?

Es stellt sich die Frage, ob man einen Regelmechanismus schaffen könnte, der schneller ist.

Noch gibt es ja keinen Arbeits"markt". DER ist naemlich (in Deutschland z.B., Frankreich etc.) schon ueber-reguliert.

Unser Geldsystem trennt nicht sauber zwischen Kapital und Lohnarbeit.

So. Wie macht ein "System" das? Ist das, wie Ihre Eingangs-Eulogie vermuten liess, eines der fuehrenden Foren "wuerdig"?

Was haltet ihr von der Idee, die menschliche Arbeit in einer eigenen frei konvertierbaren Währung zu bewerten?

Aha - frei konvertierbar heisst, ich kann sie jederzeit in die andere, "schlechte" umrechnen? Was ist dann anders?

Die Arbeitswährung kennt keinen Zins und keinen Kredit,

Und ist frei konvertierbar, und sinkt nicht laufend um den Zinsabschlag, den die "andere" Waehrung (als AUFschlag) gewaehrt? Magische Zeiten!

es gibt eine unveränderlich festgelegte Zahl an Währungseinheiten (Kryptowährung).

Unveraenderlich?

Der Staat verwaltet die Währung

So erfolgreich wie heute schon den Strom- oder den Arbeits"markt" ...

und schafft einen Markt,

Wo hat der Staat bisher je einen Markt geschaffen?

auf dem diese Währung gegen das Fiat-Geld der Waren, Leistungen und Rechte getauscht werden kann.

Frei konvertierbar. Einfach mal Greshams Gesetz studieren ...

Will ich nun eine Arbeitskraft einstellen oder eine Lohnerhöhung durchführen, muss ich Arbeitswährung kaufen - und der Wert der (gesamten) Arbeit erhöht sich solange, bis irgendjemand bereit ist, gegen Fiat-Geld seine (Lohn)Arbeit zu tauschen.

Unsinn - die Werte weichen bei freier Konvertierung nie voneinander ab. Aber wegen des Zinsverbots, s.o., wird Arbeits"waehrung" nie freiwillig gehalten.

Die verschwindet so schnell wie 1948 die Reichsmark.

Es muss eine strikte Unterscheidung zwischen natürlicher Person (Mensch) und juristischer Person (Unternehmen) geben.

Das haette ich gerne mal "live" gesehen.

Natürliche Personen können ausschließlich mit Arbeitsgeld handeln,

Also nicht frei konvertierbar???

es wird bei jedem einzelnen Geschäft getauscht, juristische Personen dürfen auch direkt in Fiat-Geld handeln.

Muessen, wollen, sollen, waere wuerde. Koennte.

Banken müssen für Kredite an natürliche Personen ausreichend Arbeitsgeld kaufen und auf Vorrat halten,

Also nicht frei konvertierbar?

damit kein Vorgriff auf die (ungewisse) Zukunft

Die ist bis dahin schon lange nicht mehr "ungewiss". Aber das wird in der naechsten Folge erst verraten.

erfolgt. Unternehmen können sich direkt in Fiat-Geld verschulden, Privatnutzung des unternehmerischen Vermögens ist weitestgehend untersagt.

Jau, weil das so gut zu trennen ist.

Der Staat hebt Fiat-Steuer (Kapitalertrag, Mehrwert) und Arbeitsgeld-Steuer (Lohnsteuer) ein. Mit der Lohnsteuer kann er seine eigenen Angestellten bezahlen, mit der Fiat-Steuer bezahlt er seine zugekauften Waren und Leistungen. Wie bisher kann er sich in Fiat-Geld verschulden, nicht aber in Arbeitsgeld.

Weil das ja frei konvertierbar ist ...

Dadurch würde doch ein Regelkreis geschaffen, der ausreichend schnell reagiert, um übermäßige Umverteilung zu verhindern und den Wert der Arbeit richtig zu ermitteln.

Nein, wieso?

Wenn die Unternehmen dann z.B. auf Automatisierung setzen, kann der Staat rechtzeitig

Der Staat kann "rechtzeitig"? Der weiss da was besser als die Unternehmer? Und greift immer erst ein, wenn die sich schon festgelegt haben? Und dreht ihnen dann eine Nase? Und die sagen nie nicht niemals "Mach's doch gleich selbst?" und diese bloeden Hammel schaffen es, Arbeitnehmern den Lohn zu druecken? Never!

(rechtliche oder steuerliche) Maßnahmen setzen um eine Destabilisierung der Gesellschaft zu verhindern.

Destabilisierung zu verhindern. Weil es ja jetzt wegen des Arbeitsmarktes instabil ist. Nun ja ...

Vorfinanzieren müsste der Staat nur noch die Schaffung von (materiellen) Werten.

VOR-Finanzieren? Warum nicht gleich Barbie-Puppen verschenken?

Was finanziert der Staat denn vor? Meine Steuern? Damit ich sie besser zahlen koennte? Waer' mir neu ...

Dass damit eine Neuordnung der betriebswirtschaftlichen Prozesse vonnöten wäre, ist klar,

Natuerlich, die haben's am dringendsten noetig. Nach der Neuordnung waere Cargolifter ganz ohne Gas geflogen.

mir geht es weniger um die praktische Machbarkeit,

Noe ...

als um die theoretische Machbarkeit unter Berücksichtigung der menschlichen Unvernunft.

Ja, insbes. letzterer ...

Was meint ihr dazu?

Mal Marx' Godesberger Programm lesen.

--
Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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