Das Geldsystem und das Problem der Bewertung von Arbeit
Hallo Gelbes Forum,
erst mal ein dickes Lob an euch alle für dieses großartige Forum, das für mich in vielerlei Hinsicht einzigartig ist im deutschsprachigen Raum. Wer nach Denkanstößen und Augenöffnern sucht, ist hier gut bedient.
Ich bin seit langer Zeit Mitleser. Besonders interessant finde ich Beiträge zu den Themen Debitismus, Staatsproblem und Geldsystem.
Ein wesentliches Problem, das ich bei den Beiträgen bisher immer vermisst hatte, ist, dass der Arbeitsmarkt, also das Bewertungsinstrument der menschlichen Arbeitskraft, auf den Wert aller anderen Märkte träge rückgekoppelt ist.
Der Unternehmer wird selbstverständlich versuchen, den Wert der Arbeit so gering wie möglich zu halten. Er hat dazu vielerlei Werkzeuge, während der Arbeitssuchende oft aus der Not heraus sich selbst abwertet. Um dem entgegenzuwirken, gibt es Sozialpartnerschaften und gesetzliche Regelungen. Von einem ‚freien Markt‘ ist man damit weit entfernt; gäbe es den ‚freien Markt‘, wäre ein gesamtgesellschaftlicher Kaufkraftverlust wohl nicht zu vermeiden, mit allen Folgen, die damit einhergehen. Der Arbeitsmarkt regelt sich nicht von selbst, weil er so träge ist, dass er das System zwangsweise in einen chaotischen Zustand führen würde.
Es stellt sich die Frage, ob man einen Regelmechanismus schaffen könnte, der schneller ist.
Unser Geldsystem trennt nicht sauber zwischen Kapital und Lohnarbeit.
Was haltet ihr von der Idee, die menschliche Arbeit in einer eigenen frei konvertierbaren Währung zu bewerten? Die Arbeitswährung kennt keinen Zins und keinen Kredit, es gibt eine unveränderlich festgelegte Zahl an Währungseinheiten (Kryptowährung). Der Staat verwaltet die Währung und schafft einen Markt, auf dem diese Währung gegen das Fiat-Geld der Waren, Leistungen und Rechte getauscht werden kann. Will ich nun eine Arbeitskraft einstellen oder eine Lohnerhöhung durchführen, muss ich Arbeitswährung kaufen - und der Wert der (gesamten) Arbeit erhöht sich solange, bis irgendjemand bereit ist, gegen Fiat-Geld seine (Lohn)Arbeit zu tauschen.
Es muss eine strikte Unterscheidung zwischen natürlicher Person (Mensch) und juristischer Person (Unternehmen) geben.
Natürliche Personen können ausschließlich mit Arbeitsgeld handeln, es wird bei jedem einzelnen Geschäft getauscht, juristische Personen dürfen auch direkt in Fiat-Geld handeln.
Banken müssen für Kredite an natürliche Personen ausreichend Arbeitsgeld kaufen und auf Vorrat halten, damit kein Vorgriff auf die (ungewisse) Zukunft erfolgt. Unternehmen können sich direkt in Fiat-Geld verschulden, Privatnutzung des unternehmerischen Vermögens ist weitestgehend untersagt.
Der Staat hebt Fiat-Steuer (Kapitalertrag, Mehrwert) und Arbeitsgeld-Steuer (Lohnsteuer) ein. Mit der Lohnsteuer kann er seine eigenen Angestellten bezahlen, mit der Fiat-Steuer bezahlt er seine zugekauften Waren und Leistungen. Wie bisher kann er sich in Fiat-Geld verschulden, nicht aber in Arbeitsgeld.
Dadurch würde doch ein Regelkreis geschaffen, der ausreichend schnell reagiert, um übermäßige Umverteilung zu verhindern und den Wert der Arbeit richtig zu ermitteln. Wenn die Unternehmen dann z.B. auf Automatisierung setzen, kann der Staat rechtzeitig (rechtliche oder steuerliche) Maßnahmen setzen um eine Destabilisierung der Gesellschaft zu verhindern.
Vorfinanzieren müsste der Staat nur noch die Schaffung von (materiellen) Werten.
Dass damit eine Neuordnung der betriebswirtschaftlichen Prozesse vonnöten wäre, ist klar, mir geht es weniger um die praktische Machbarkeit, als um die theoretische Machbarkeit unter Berücksichtigung der menschlichen Unvernunft.
Was meint ihr dazu?
Beste Grüße
Mario