Stimme Dir prinzipiell zu - mit caveat

politicaleconomy, Freitag, 13.02.2015, 21:46 (vor 3650 Tagen) @ Miesespeter5753 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 13.02.2015, 22:18

Hallo MP,

welche Libertären genau meinst Du, kannst du das präzisieren? Austrians?

Prinzipiell sollte es ein leichtes sein, Libertäre gegen ein Kartell von Großbanken, Energie- und Rüstungsunternehmen in enger Verflechtung mit höchsten Regierungskreisen und oligopolistischer Medienmacht zu mobilisieren. De Facto ist der Einfluß der mittlerweile über Mergers und Acquisitions zu einer kleinen Zahl geschrumpften Medienkonzerne über die US-Gesetzgebung so groß, daß die Konzerne selbst Hindernisse zu weiterer Machtkonzentration und Oligopolisierung aus dem Weg räumen

http://www.heise.de/tp/artikel/14/14808/1.html

Kein Libertärer befürwortet eine neofeudale Oligarchie von Oligopolisten, die die Regierung in ihrem Interesse und gegen die Interessen der Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmer massiv beeinflusst, von der Lohnarbeiterschaft gar nicht zu reden.

EIGENTLICH sollte es hier ein leichtes sein, eine breite Interessenkoalition kleiner und mittlerer Unternehmen, der Lohnarbeiterschaft sowie libertärer und sozialliberaler Intellektueller zu mobilisieren. Fabio hat sich hier im Forum ja auch schon dahingehend geäußert, und selbst ein Zara gibt vor, prinzipiell etwas gegen Kartelle zu haben (beim Erkennen der real existierenden Kartelle, ihrer Medienmacht und ihrer Strategien wird dann allerdings abgeblockt, weil diesen meist voll auf den Leim gegangen wird und jeder Hinweis darauf gewohnheitsmäßig in die sozialistische Ecke gestellt wird - d.h. das "divide et impera" der herrschenden Oligarchie funktioniert).

Die Mauer, die hierfür durchbrochen werden muß, ist die einer ideologischen Indoktrination mit den MITTELN libertärer Ideologie. Durch die Brille der Austrian School, die selbst Teil der Ideologie der Herrschenden ist, werden die essentiellen Zusammenhänge nicht sichtbar, und die projektierten anti-staatlichen "Lösungen" (wie free banking) gehen am Kern des Problems vorbei.

Es existiert zwar also ein gemeinsamer Feind. Aber weder wird dieser bisher von den Libertären noch von den anderen unter ihm Leidenden ausreichend klar erkannt, noch kann mangels eines realistischen Systemverständnisses SOWOHL seitens der Postkeynesianer ALS AUCH seitens der Libertären keine gemeinsame Zielvorstellung angepeilt werden (der völlig fruchtlose permanente Streit zwischen MMTern und Austrians zeigt das). Bei den libertären besteht das Problem vielmehr darin, daß sie die Ideologie der Herrschenden, die sich ja libertärer Schlagwörter permanent bedient, für tatsächlich liberal und in ihrem Interesse halten.

Dies ermöglicht dem herrschenden Kartell aus Finanz- und Großkapital und den von diesem über personelle Verflechtungen und Medienmacht kontrollierten Regierungen, über ideologische Macht nach wie vor perfekt "divide et impera" zu betreiben.

Studie zur Meinungsmacht z.B.: http://www.heise.de/tp/artikel/38/38515/1.html
Humoristisch: https://www.youtube.com/watch?v=yTnc5oHcE7w

Eine Gegenbewegung braucht deshalb zuallererst eine Theorie, die die üblichen ideologischen DIchotomien (Markt/Staat, Libertarismus/Sozialismus) durch korrekte Beschreibung der realen Zusammenhänge und Abläufe ersetzt; und dann die Macht, diese breit zu kommunizieren.

Das größte Hindernis dabei sind libertäre und sozialistische Intellektuelle, die nicht Realanalyse betreiben, sondern Glaubenssysteme predigen und transportieren. Mit einer bestimmten Art von modernen Priestern (ich nenne absichtlich keine Namen) kann man nicht vernünftig reden, man muß sie verjagen - ob sie den Interessen der Herrschenden bewußt oder unbewußt dienen.

Ansonsten müßte als praktisches ZIel als erstes die Zerschlagung der Medienkonzerne angepeilt werden - doch beide Parteien streben ja selbst nach Deutungshoheit anstatt nach Erkenntnis der Wirklichkeit.

In other words, die Entwicklung kohärenter Analyse und darauf basierender Strategie muß immer noch Priorität haben, kommt aber langsam besser in Gang, wie man ja am durcheinanderwirbel vormals säuberlich getrennter klischeehafter, ideologiebasierter Teil-Interpretationen (libertär, nationalkonservativ, sozialliberal etc.) sieht.

Daher wäre ich sehr interessiert zu erfahren, welche "Libertären" Du da genau meinst, um mal einen Blick darauf werfen zu können, wie deren Wahrnehmung mittlerweile gestrickt ist. Hast Du konkrete Namen, Organisationen, Links?

Gruß
PE


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