Wenn @Albert künftig bei @Gaby sein Vegi-Menu bucht, statt in Spanien

Zarathustra, Samstag, 07.02.2015, 10:35 (vor 3656 Tagen) @ politicaleconomy4398 Views
bearbeitet von Zarathustra, Samstag, 07.02.2015, 10:49


Warum willst Du das wissen? Da musst Du halt die griechischen
Import-Export-Statistiken konsultieren.


Ich möchte es gern von DIR wissen ... und würde gern Deinen Blick mal
auf die Gegenbuchung lenken, erstmal anhand des konkreten Beispiels GR
heute. Also ... ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du die entsprechenden
Statistiken kurz reinstellen könntest. Danke!

Die Gegenbuchung ist doch klar. Ich such doch jetzt nicht noch alle Detailgrafiken raus.
Das könntest Du doch machen. Mir sind die Gegenbuchungen klar. Die ergeben sich aus der Umkehrung der ersten Grafik, die ich eingestellt habe. GR hat jetzt eine ausgeglichene Leistungsbilanz, was bedeutet, dass sie mit einigen Ländern positiv ist und mit anderen negativ, und zwar in dem Mass, dass sie gesamthaft eben ausgeglichen ist. Was ausgeglichen ist, ist längerfristig tragbar.

Wenn GR seine Exporte steigert, steigert es damit die Importe anderer
Länder. Welcher Länder?


Spielt das jetzt eine Rolle, wen es gerade trifft und wie stark? Ich

weiss

nicht, worauf Du hinaus willst.


Es spielt eine Rolle, daß es auf jeden Fall jemanden trifft - und warum
nicht anhand eines konkreten Beispiels mal genauer schauen, was dieses
"Treffen" eigentlich bewirkt?

Wenn GR mehr touristische Leistungen samt Souvenirs und Olivenöl verkaufen kann (Albert seinen nächsten Urlaub in GR bucht statt in Spanien), dann fällt die Export-Summe Spaniens um den entsprechenden Betrag. Hasso (oder war's jemand anders?) hat mal geschrieben, dass er auch wieder einen Griechenland-Urlaub ins Auge fassen würde, aber solange dort ein Getränk in einem Café in Athen teurer ist als in Deutschland, sehe er sich nicht motiviert, sich derart abzocken zu lassen. Warum haben (hatten) die Griechen derartige Preise? Weil die Lohnstückkosten jenseits von gut und böse sind (waren). Aber das scheint jetzt langsam aber sicher vorbei. Nach der Party kommt der Kater. Ewige Party kann es auch in GR nicht geben, auch wenn die Sozialisten dies ihren Wählern gerne so verkaufen; auch der Tsipras. Klar ist jedenfalls, dass zwischen Tsipras' Wahlversprechen und Varoufakis' Bekenntnis zur Notwendigkeit der Reformen eine ziemliche Diskrepanz liegt.

Und wie werden diese Länder reagieren?

Marktwirtschaftlich oder planwirtschaftlich.


Die einen so, die anderen anders. Einige durch Innovation
(marktwirtschaftlich), andere durch Protektion (planwirtschaftlich).


Durch Innovation aber nur, wenn nicht auch der bequemere Weg durch
Lohnsenkung offensteht ... wer nochmal hatte diesen Weg so weit geöffnet,
wie er jetzt offensteht?

Nein, selbstverständlich müssen beide Wege offenstehen. Der Schweiz steht dieser Weg in einer globalisierten Welt auch offen. In der Schweiz werden die Unternehmen nicht durch Lohnarbeits-Protektionismus (Mindestlöhne, Kündigungsschutz, Streikrecht etc.) behindert (okay, ein bisschen schon, aber nicht so rigoros wie andernorts), und folgedessen ist das Lohnniveau hoch, weil Vollbeschäftigung herrscht, eben gerade mangels keynesianischem Lohn-Protektionismus.

Dann wäre noch schön, wenn Du vergleichen würdest, mit

welchen

Mitteln [/i]GR seine Leistungsbilanz verbessert hat, und mit

welchen

Mitteln die Überschussländer (speziell D) ihre.


Das Mittel war Importsenkung und Exportsteigerung.


Mann, das ist doch klar. Mit welchen Mitteln haben die Griechen ihre
Exporte gesteigert?


Mittels vom Markt oder von der Troika erzwungener Reformen, die ja

gemäss

Varoufakis sowies hätten in Angriff genommen werden müssen.


Zu 60-70%. Die restlichen 30-40%: Lohnsenkungen, Entlassungen, Sozial- und
Gesundheitsabbau mit dem Ergebnis u.a. exorbitant gestiegener
Selbstmordraten.

Nein, gemäss Varoufakis waren die geforderten Reformen nicht umfassend genug, weil sie die "most extreme cases of rent-seeking" unberührt lassen. Der fehlende Anteil einer hundertprozentigen Reform ist jener, der die korrupte Elite im Land (Komplizenschaft aus Oligarchie/Kirche/Staat) hätte treffen müssen, was erfahrungsgemäss schwieriger zu bewerkstelligen ist in kollektivistischen Systemen (Machtbastard). Das ist der Unterschied zu staatslosen, akephalen Gemeinschaften, wo derlei Diskrepanzen bereits im Keim erstickt werden, und folgedessen propagieren einige Hardcore Debitisten (samt dem grossen Meister) eben diese Gemeinschaften als einzig mögliche menschliche Organisationsform, die eine derartige (gerade auch bei Klassenkämpfern verhasste) Oligarchie zum vornherein ausschliesst. Kollektivismus (egal ob kommunistisch oder kapitalistisch) ohne Oligarchie ist nicht zu haben.

Nach GR konnte man zuviel exportieren, weil die Griechen zuviel Kredite
aufgenommen haben; was gleichzeitig bedeutet, dass ihnen zuviel Kredit
eingeräumt wurde.


Aha, und warum?

Das haben wir doch besprochen! Korrupte Komplizenschaft unter den Oligarchen aus Staat/Kirche/Konzerne (Mafia).

Beispiel durch die Aufhebung von Flächentarifverträgen, nimmt man
Innovationsdruck weg. Gegenüber den Ländern, die den

Innovationsdruck

aufrechterhalten, können so langfristig große Wettbewerbsnachteile
entstehen ...


Wie gesagt, in der Schweiz hat man viel weniger derartige Regulierungen
'pro Arbeitnehmer', und gerade deswegen kein Lohndumping. (siehe Antwort

an

DT)


Welcher Anteil des Sozialprodukts in der Schweiz wird denn durch Banken
"erwirtschaftet"?

Egal. In der Schweiz ist nicht nur die Finanzwirtschaft produktiv und in höchstem Masse weltmarktfähig; eben gerade auch mangels Arbeitnehmer-Protektionismus.

Korruptions- und Bürokratieabbau wäre wohl viel entscheidender

als

Lohnsenkung, aber offensichtlich auch wesentlich schwieriger.
Das ist auch das Dilemma in Russland und in der Ukraine. Wie

beseitigt

man

eine alteingesessene Komplizenschaft der Oligarchie mit der

Regierung?


Das ist richtig. Es ist aber auch das Problem im Westen. Varoufakis

hat

dazu in seiner Pressekonferenz (sinngemäß) gesagt:

Die von der Troika geforderten Reformen sind richtig, zu 60 bis 70%
bestehen sie aus Dingen, die wir sowieso machen wollen sollten.


Sieh' an, sieh' an. Blasphemie!!


Nun, zu den falschen 30-40% (bottom of the list) schweigt er auch nicht,
während Du diese samt der Folgen höherer Selbstmordraten für
"Bereinigung" hältst.

Er kann natürlich Tsipras' Wahlversprechen nicht noch mehr konterkarieren mit seinen Aussagen, die sich eh schon deutlich unterscheiden von Tsipras' Wahlrhetorik. Natürlich ist es nicht schön, dass bei manisch-depressiven Individuen oder Gesellschaften nach der Manie die Depression folgt, aber man kann nicht so tun, als wäre sie vermeidbar. Nur Keynesianer und Pharma-Industrie tun so, als hätten sie hierfür die richtigen Mittelchen im Köfferchen. Aber das ist Scharlatanerie und führt letztendlich zu noch höheren Selbstmordraten.


Ja, das sehe ich genauso. 'Schuldig' sind beide Seiten, wie ich schon
sagte; sowohl derjenige, der zuviel Kredit nimmt, genauso wie

diejenigen,

die zuviel Kredit einräumten.


Nun, der, der den Kredit einräumt und dann die Forderungen hält, ist ja
letztlich - wenn auch vermittelt übers Bankensystem - immer das
Überschußland, das die Gegenbuchung zu den Defiziten des Defizitlands
hat.

Logo. Mussten ja auch bereits eine dreistellige Milliardensumme ausbuchen. Weitere werden hinzukommen in den Ueberschussländern.

Weder zuviel noch zuwenig Kredit wäre dann eben eine ausgeglichene
Leistungsbilanz ...

Ja. Aber die kann in einem liberalen Umfeld nicht stets ausgeglichen sein. In einem liberalen Umfeld sind Leistungsbilanzen mal positiv und mal negativ. Sie werden zyklisch bereinigt.


Das ist auch meine Position. Ein Grosskonzerne rettender Staat ist das
Uebel. Das ist das Gegenteil von Liberalismus.


Nur, warum rettet der Staat denn die Finanz- und Großkonzerne, die Du aus
der Schußlinie nimmst?

Was?? Ich?? Muss ich meine Aussagen nochmals repetieren?

Weil sie den Staat über Lobbyismus und
ideologische Propaganda gekapert und für sich funktionalisiert haben.

Darüber schweigst Du, weil Dein Buhmann nur der Staat allein ist.


Was?? Also ich repetiere: Es ist die Komplizenschaft der Oligarchen aus Staat/Kirche/Konzerne.
Meine (wie @pigbonds) Sympathie für den Aufstand der Bevölkerung auf den Maidanen dieser Welt gegen diese Seilschaften ist doch mittlerweile legendär.

Und im
selben Atemzug unterstützt Du, wie diese Konzerne - die Bankruptocracy -
die Have-Nots systematisch ausbeuten, indem sie diese für ihre toxischen
assets haften lassen (bailouts).

Da muß man schon Roß und Reiter richtig benennen - und Du vertauschst
beide systematisch. Damit stützt Du die Bankruptocracy.

Frechheit.

DAS ist die massive Korruption, die wir bekämpfen müssen - und

ihr

Zentrum sitzt an der Wall Street, im Finanzzentrum des globalen
Kapitalismus. [/b]


Kein Widerspruch.


Habe ich aber von Dir noch nie so gehört -

Weil Du mir nicht zuhörst.

stattdessen plädierst Du, wie
ich Dich verstehe, in deren Interesse für die Umbuchung ihrer Verluste in
die Konten der bottom 90%.

„Wie ich Dich verstehe“ ...
Tja, falsch verstanden.

Deshalb muß es
internationale Institutionen geben, die im Auftrag aller auf einen
Ausgleich hinwirken, d.h. Defizitsünder UND Überschuß-Sünder zum

Abbau

der Ungleichgewichte anhalten.


Es müsste Institutionen geben, die dafür sorgen, dass es nicht zu dem
oben erwähnten Kreditfluss durch Banken kommen kann, die unter

politischem

Protektorat stehen.


Aha ... und wie genau stellst Du Dir das vor. Danke.

Das stelle ich mir so vor, dass man – wenn man schon nicht konsequent für die komplette Ueberwindung des Kollektivismus (Dottore/Hinterbänkler/Silke et al.) agitiert – dann wenigstens für ein direktdemokratisches Modell, so wie der sympathische @pigbonds dies tut.

Oder allgemeiner: es darf in einem echten liberalen
Umfeld überhaupt keine Firmen geben, die unter dem Protektorat der

Politik

stehen.


Aha.

Aber das ist halt Utopie.


Nun sagst Du: eigentlich sollten ja die Großbanken nicht den Staat
funktionalisieren können, um ihre Verluste auf die bottom 90% abwälzen zu
können. Aber gut, das das ist halt Utopie ... ist halt so. Lassen wir sie
halt, da kann man eh nix machen.

Bei den Gewerkschaften dagegen, die natürlich den Staat ebenfalls in
ihrem Interesse funktionalisieren wollen, sehen Deine Aussagen ganz anders
aus - die willst Du bekämpfen.

Richtig?

Beide bekämpfen.

Grüsse, Zara


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