Zur Abwechslung einmal weitgehende Zustimmung, PE

Zarathustra, Freitag, 06.02.2015, 16:06 (vor 3660 Tagen) @ politicaleconomy4610 Views
bearbeitet von Zarathustra, Freitag, 06.02.2015, 16:13

Hi,

Hallo PE!

Vielen Dank für die schöne Grafik. Eine Bitte: könntest Du jetzt

bitte

auch Grafiken für die Gegenbuchung posten, also für die den

griechischen

schrumpfenden Defiziten gegenüberstehenden schrumpfenden

Überschüsse?


Das ist doch einfach. Dazu musst Du die Grafik nur umdrehen, dann

siehst

Du die Gegenbuchung bei der Restwelt.


Mann, das ist doch klar.

Ich will wissen, WER GENAU die Gegenbuchung übernimmt. Wenn GR seine
Importe senkt, senkt es damit die Exporte anderer Länder. Welcher Länder?
Und wie werden diese Länder auf den Rückgang ihrer Exporte reagieren?

Warum willst Du das wissen? Da musst Du halt die griechischen Import-Export-Statistiken konsultieren.

Wenn GR seine Exporte steigert, steigert es damit die Importe anderer
Länder. Welcher Länder?

Spielt das jetzt eine Rolle, wen es gerade trifft und wie stark? Ich weiss nicht, worauf Du hinaus willst.


Und wie werden diese Länder reagieren?

Die einen so, die anderen anders. Einige durch Innovation (marktwirtschaftlich), andere durch Protektion (planwirtschaftlich).

Dann wäre noch schön, wenn Du vergleichen würdest, mit welchen
Mitteln
GR seine Leistungsbilanz verbessert hat, und mit welchen
Mitteln die Überschussländer (speziell D) ihre.


Das Mittel war Importsenkung und Exportsteigerung.


Mann, das ist doch klar. Mit welchen Mitteln haben die Griechen ihre
Exporte gesteigert?

Mittels vom Markt oder von der Troika erzwungener Reformen, die ja gemäss Varoufakis sowies hätten in Angriff genommen werden müssen.

Und ihre Importe gesenkt?

Durch weniger Kreditaufnahme (-Möglichkeiten). Ohne Moos nix los.

Mit welchen Mitteln haben die
Deutschen zuvor dasselbe gemacht?

Hm, die steigen eigentlich stetig, aber nicht so schnell wie die Exporte.

[image]

Nach GR konnte man zuviel exportieren, weil die Griechen zuviel Kredite aufgenommen haben; was gleichzeitig bedeutet, dass ihnen zuviel Kredit eingeräumt wurde.

Man kann ja bekanntlich
die relative Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen über

Innovationen

oder über Lohnsenkungen verbessern


Das ist richtig. Entweder oder. Oder auch beides gleichermassen.


Natürlich auch in Kombination. Nun fragt sich, wer ist wofür zuständig?
Ein einzelnes Unternehmen hat beide Optionen. Lohnsenkungen sind natürlich
bequemer, sie reduzieren den Druck, innovativ sein zu müssen. Läßt man
also zu, daß Unternehmen um niedrige Löhne konkurrieren können, zum
Beispiel durch die Aufhebung von Flächentarifverträgen, nimmt man
Innovationsdruck weg. Gegenüber den Ländern, die den Innovationsdruck
aufrechterhalten, können so langfristig große Wettbewerbsnachteile
entstehen ...

Wie gesagt, in der Schweiz hat man viel weniger derartige Regulierungen 'pro Arbeitnehmer', und gerade deswegen kein Lohndumping. (siehe Antwort an DT)

Korruptions- und Bürokratieabbau wäre wohl viel entscheidender als
Lohnsenkung, aber offensichtlich auch wesentlich schwieriger.
Das ist auch das Dilemma in Russland und in der Ukraine. Wie beseitigt

man

eine alteingesessene Komplizenschaft der Oligarchie mit der Regierung?


Das ist richtig. Es ist aber auch das Problem im Westen. Varoufakis hat
dazu in seiner Pressekonferenz (sinngemäß) gesagt:

Die von der Troika geforderten Reformen sind richtig, zu 60 bis 70%
bestehen sie aus Dingen, die wir sowieso machen wollen sollten.

Sieh' an, sieh' an. Blasphemie!!

Aber die
[quote]geforderten Reformen sind nicht umfassend genug, weil sie die "most extreme
cases of rent-seeking" unberührt lassen.
Würde man eine Liste der
"attacked points" nach ihrer Bedeutsamkeit erstellen, dann würde bisher
nur der "bottom part" in Angriff genommen - der Top Part nicht.
[/quote]

Ja, leider. Man kann ihm nur die Daumen drücken, dass es ihm gelingen möge, die Seilschaften der erwähnten Komplizenschaft zu zerschlagen. Bin hier ganz Deiner (und seiner) Meinung.

Spezifiziert hat er das nicht. Was er damit meinen könnte, ergibt sich
aber aus dem Kontext seiner sonstigen Äußerungen:
die
Griechen hätten nicht zuwenig, sondern ZUVIEL Kredit bekommen und hätten
diesen nie annehmen dürfen
.

So ist es.

Ein Hinweis auf massive Korruption nicht in GR, sondern bei den
kreditgebenden (griechischen und internationalen) BANKEN: deren
Geschäftsmodell beruht nämlich mittlerweile darauf, bankrotte
Kreditnehmer weiterhin zu finanzieren, solange sich nur Staaten dafür
bereiterklären, dafür zu haften. Auf diese Weise machen die Banken fette
Gewinne, die Staatshaushalte explodieren, und nach der herrschenden
Ideologie sollen sie dann wieder abgebaut werden, indem man den unteren 90%
alles nimmt: Sozial- und Gesundheitssystem, Renten, Löhne - you name it.

Ja, das sehe ich genauso. 'Schuldig' sind beide Seiten, wie ich schon sagte; sowohl derjenige, der zuviel Kredit nimmt, genauso wie diejenigen, die zuviel Kredit einräumten. Das sollten Schäuble und Varoufakis gemeinsam genau so kommunizieren.

Dafür brauchen sie den Konsens mit den herrschenden Politikern, denen sie
dieses Regime der Umverteilung von unten nach oben als "alternativlos"
(TINA) präsentieren.

Er nennt dieses Regime treffend die BANKRUPTOCRACY (ich ergänze:
des "Washington Consensus" zwischen Wall Street, den dort ansässigen
internationalen Organisationen IMF und Weltbank, und der US-Regierung). Und
seine Herrschaft begann schon viel früher, wie Varoufakis in seinem Buch
"The Global Minotaur" zeigt - eine erste Manifestation war die
Schuldenkrise der Entwicklungsländer. "Princes of the Yen" (zu finden per
forensuche) liefert weitere Bausteine zu einem schlüssigen Gesamtbild.

Zum "Charme
des untersicherten Kredits
", dem Mittel der Bankruptocracy, hatte
ich früher schon mal etwas geschrieben.

Das ist auch meine Position. Ein Grosskonzerne rettender Staat ist das Uebel. Das ist das Gegenteil von Liberalismus.

DAS ist die massive Korruption, die wir bekämpfen müssen - und ihr
Zentrum sitzt an der Wall Street, im Finanzzentrum des globalen
Kapitalismus.

Kein Widerspruch.


Ja, aber was soll das heissen, es 'muss'?


Es soll heißen, daß Leistungsbilanzungleichgewichte normal und
unvermeidlich sind, aber nicht dauerhaft werden dürfen.

Dauerhaft geht so etwas nur, wenn korrupterweise politisch protegierte Kredite eingeräumt werden, wo eine private, nicht protegierte Bank niemals mehr einen solchen einräumen würde.

Deshalb muß es
internationale Institutionen geben, die im Auftrag aller auf einen
Ausgleich hinwirken, d.h. Defizitsünder UND Überschuß-Sünder zum Abbau
der Ungleichgewichte anhalten.

Es müsste Institutionen geben, die dafür sorgen, dass es nicht zu dem oben erwähnten Kreditfluss durch Banken kommen kann, die unter politischem Protektorat stehen. Oder allgemeiner: es darf in einem echten liberalen Umfeld überhaupt keine Firmen geben, die unter dem Protektorat der Politik stehen. Aber das ist halt Utopie. Der Debitismus ist ein Machtbastard und wird auch nie etwas anderes sein.

Gruß
PE

Schön, dass wir wieder einmal vernünftig diskutieren konnten <img src=" />

Grüsse zurück, Zara


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