Zerschlagen der Komplizenschaft Oligarchie/Politik wichtiger als Lohnsenkung
Vielen Dank für die schöne Grafik. Eine Bitte: könntest Du jetzt bitte
auch Grafiken für die Gegenbuchung posten, also für die den griechischen
schrumpfenden Defiziten gegenüberstehenden schrumpfenden Überschüsse?
Das ist doch einfach. Dazu musst Du die Grafik nur umdrehen, dann siehst Du die Gegenbuchung bei der Restwelt.
Dann wäre noch schön, wenn Du vergleichen würdest, mit welchen
Mitteln GR seine Leistungsbilanz verbessert hat, und mit welchen
Mitteln die Überschussländer (speziell D) ihre.
Das Mittel war Importsenkung und Exportsteigerung.
Allerdings fehlen hier noch einige Daten, die eine ausgeglichene Leistungsbilanz ergeben. Die habe ich jetzt auch nicht gerade zur Hand.
Man kann ja bekanntlich
die relative Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen über Innovationen
oder über Lohnsenkungen verbessern
Das ist richtig. Entweder oder. Oder auch beides gleichermassen. Korruptions- und Bürokratieabbau wäre wohl viel entscheidender als Lohnsenkung, aber offensichtlich auch wesentlich schwieriger.
Das ist auch das Dilemma in Russland und in der Ukraine. Wie beseitigt man eine alteingesessene Komplizenschaft der Oligarchie mit der Regierung? Vielleicht durch einen Aufstand (Maidan), wenn man Glück hat. Es könnte aber auch mehrere benötigen, weil Fettaugen bekanntlich die Tendenz haben, stets obenauf zu schwimmen. Diese hyperflexiblen Wendehälse drehen ihren Hals problemlos um 180 Grad oder noch weiter. Aus atheistischen Leninisten werden – schwupps - orthodoxe Christenpartriarchen. Einmal ein Dreckskerl – immer ein Dreckskerl. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Und zu welchen Folgen das sowohl in Überschuß- als auch in
Defizitländern geführt hat.(Es ist eigentlich ja bekannt, wer in der Eurozone mit der deflationären
Lohnsenkungsspirale im Namen der "New Labour" begonnen hat - das
eigentlich "warum" dagegen scheint eher im Dunkeln zu liegen, hier bietet
Varoufakis interessante neue Perspektiven).Und wenn Du uns dann noch erklärst, wie man es hinbekommt, den Wettbewerb
so zu organisieren, daß um bessere Innovationen konkurriert wird, anstatt
nur um die niedrigsten Löhne, wäre das prima.
Siehe hierzu auch meine Antwort an @DT.
Ich kann Dir allerdings sagen, was ich dazu denke:
1) Den Unternehmen muß die Möglichkeit genommen werden, um niedrige
Löhne zu konkurrieren (durch Flächentarifverträge), um den
Innovationsdruck aufrechtzuerhalten (der sonst wegfällt).
Das sehe ich nicht so. Diese Möglichkeit entfällt in der Schweiz gerade deshalb, weil es weniger Regulierungen 'zugunsten' der Lohnarbeiter gibt.
2) Jedes Land muß sich seinen konkreten Verhältnissen anpassen - d.h. es
darf weder ÜBER noch UNTER seinen Verhältnissen leben.
Ja, aber was soll das heissen, es 'muss'?
Daher sah der Keynes-Plan von 1944 ja auch vor, daß seitens der
internationalen Clearing Union SOWOHL dauerhafte Defizitländer ALS AUCH
dauerhafte Überschußländer per Sanktion zum Ausgleich ihrer
Leistungsbilanzen angehalten werden sollten ... was wir stattdessen bekamen
(samt der Ideologie, die Du predigst), analysiert Varoufakis übrigens sehr
schön im "Globalen Minotaurus" ...
Das sehe ich wie @Phoenix5: Diese Eingriffe sind kontraproduktiv und gehen auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit.
Die Schweiz ist in puncto Steuerquote vor allem deshalb konkurrenzfähiger, weil Steuerwettbewerb herrscht. Das schafft zwar auch Ungleichgewichte, aber das ist ja das Wesen des Kapitalismus und dessen Ueberlegenheit gegenüber dem Sozialismus. Klar, auch in der Schweiz gibt es Ausgleichszahlungen, denn ganz ohne solche mag auch der Schweizer Souverän nicht auskommen.
Aber da kommt es halt auch auf ein 'gesundes' Mass an, und was die Bevölkerung entscheidet, ist offensichtlich weniger ungesund als das, was Politiker entscheiden.
Grüsse, Zara