keine Planwirtschaft
Hi Phoenix,
gutes Posting - den Knackpunkt beschreibst du aber schon selbst:
"Wie lassen sich dauerhaft ausgeglichene Leistungsbilanzen zwischen
Volkswirtschaften unterschiedlicher Wettbewerbsfähigkeit herstellen?
Einmal generell - also weltweit. Darauf zielte Keynes' bancor plan. Zum
anderen in einer Währungsunion, wo man dies nicht mehr über die
Wechselkurse machen kann."EU-weit ließe sich das machen, um den Preis, dass dann weltweit die
(ohnehin schon schlechte) Wettbewerbsfähigkeit der EU weiter zurückfallen
würde (u.a. auch Abwandern von Unternehmen aus dem Westen). Solche
Gedankenspiele ließen sich nur auf globaler Ebene durchsetzen
Ja.
und wären
dann aber eine Spielart der Planwirtschaft.
Nein, das gerade nicht - sondern einer Marktwirtschaft mit sinnvollen makroökonomischen Rahmenbedingungen. Woran das scheitert, ist, daß die jeweilige Hegemonialmacht sich weigert, ihre Einflußmöglichkeiten aufzugeben (war 1944 in Bretton Woods so).
Am Ende müsste eine
internationale Behörde entscheiden, wer wieviel exportieren bzw.
importieren darf.
Nein, eben nicht "wieviel" (Mengenplanung) - es geht ja nur um Verhältnisse. Keynes sah vor, daß dauerhafte Defizitsünder sanktioniert werden - aber (Gegenbuchung!) eben auch dauerhafte Überschuß-Sünder. Das ist gleichbedeutend mit der Forderung, daß jedes Land gemäß seiner Verhältnisse leben soll - nicht über seinen Verhältnissen, aber - das ergibt sich aus saldenmechanischer Notwendigkeit - eben auch nicht UNTER seinen Verhältnissen, weil dann der Rest der Welt zwingend ÜBER ihren Verhältnissen leben muß (ist reine Logik).
Dies wollte Keynes als System internationalen Ausgleichs von Spannungen, zu denen Defizit- und korrespondierende Überschußpositionen ja immer führen, angesichts der deflationären Abwertungswettläufe, die die Welt in den 30er Jahren erlebt hatte. Die Intention war also eine der internationalen Friedenssicherung angesichts der Erfahrungen von 1929-1945.
Geht es nämlich nur in eine Richtung (d.h. Länder mit
ständigen Exportüberschuss müssten ihre Wettbewerbsfähigkeit abbauen),
Genau - und zwar, indem sie ihr Lohnniveau erhöhen und damit nicht unter ihren Verhältnissen leben, sondern sich diesen anpassen. Das würde die Exportwirtschaft dämpfen und die Binnenwirtschaft beleben, würde also von der (in D extrem mächtigen) großen Exportindustrie bekämpft werden, aber den kleinen, binnenwirtschaftlich orientierten Firmen nützen.
würde langfristig eine Spirale des wechselseitigen BIP-Abbaus einsetzen.
Nein, die würde gerade vermieden! Das ist doch der Sinn der ganzen Aktion: die Vermeidung der deflationären internationalen Abwertungswettläufe, die das Konkurrieren um Leistungsbilanzüberschüsse bzw. den Abbau von Defiziten in den 30er Jahren hervorgerufen hat.
Man hätte dann ein international-kapitalistisches Szenario analog zum
Sozialismus auf nationaler Ebene, wo Betriebe (in deinem Beispiel
"Nationen") miteinander "konkurrieren", wer am Ende möglichst wenig und
möglichst teuer produziert.
Keineswegs: wir hätten ein System, in dem per Innovation erzielte Produktivitätsfortschritte nur dem jeweils igenen Land zugute kämen, weil sie dort konsumiert würden. Klar würde das auch die Macht der multinationalen Konzerne schwächen.
Jedenfalls meine ich, mussen die damals entwickelten und heute nur vergessenen und verdrängten Ideen neu überdacht und geprüft werden.
Gruß
PE