Zu viel Naivität
Hindert Dich der andere, mehr zu haben?
Faktisch schon. Was der eine mehr hat, hat der andere weniger, ausser der eine würde proportional zum Produktivitätszuwachs beitragen. Das darf bei den (Schwer-)Reichen aber bezweifelt werden.
Und wie?
Halt mit den Tricks, die einem die Marktwirtschaft und der Lobbyismus bieten. Gates bspw. hat seine Software sehr lange so schreiben lassen, dass natürliche Kompatibilität zu Software anderer Hersteller eliminiert wurde (vergleiche z.B. die Geschichte des Internet-Explorers bis ca. Version bis und mit 7). Zusammen mit einem zeitlich genau richtigen Einstieg in die PC-Welt, sehr viel Glück (vgl. die DOS-Geschichte), ein paar sehr kaltschnäuzigen Entscheiden gegenüber IBM, konnte er sich zwischenzeitlich ein Plattform-Monopol auf der Client-Seite aufbauen. Und hat das anschliessend schön ausgenützt.
Konkret: Bill Gates nimmt
mir Geld aus dem Portemonnaie? Dem wuerde ich was erzählen!
Faktisch schon. Auch wenn das beim einzelnen sehr wenig ausmacht, so hat er es doch geschafft, seine im jeweiligen Vergleich schlechte Software (*) während ca. 25 Jahren (ab ca. 1983 bis ca. 2008) praktisch alternativlos auf den PCs zu platzieren; heute sieht die Welt dank den Smart-Devices und der starken Zunahme webbasierter Anwendungen selbst im Büro-Umfeld wieder etwas heterogener aus, selbst wenn bei Büro-Arbeitsplätzen Windows weiterhin dominiert.
(*) Weder OS noch Office-Suite waren zu den jeweiligen Zeiten besser als die der Konkurrenz. Aber sie waren verbreiteter und damit schon früh ein Selbstläufer: "You don't get fired for buying IBM^H^H^HMicrosoft."
[...]
Ja, und dann gibt es Oligarchen. Jeder, so, wie er kann, weil man ihn
laesst. Schon klar.
Als ob Leute wie Gates keine Oligarchen wären. Sie sind systemisch einfach besser verpackt.
Aber habe ich wegen Niarchos weniger Butter auf dem
Brot? Gefuehlt jedenfalls nicht!
Natürlich hat der Rest weniger, solange kein Produktivitätszuwachs mit dem Reichtumsaufbau zusammenhing. Was du fühlst, ist irrelevant.
Aber in einer Demokratie hat irgendwer die gewaehren lassen. Ich nicht.
Und lebe noch ...
Wenn das das einzige Kriterium ist, dann kannst du ja mal dein komplettes Barvermögen an mich oder meinetwegen die Heilsarmee überschreiben. Weil: Leben wirst du anschliessend immer noch.
1% der Weltbevölkerung mehr besitzen als die restlichen 99%
Leider auch kein Märchen.
Nein, aber: wie kam das Geld/Vermoegen zu den 99%?
Beim Start der Karriere: Glück, gute Beziehung, gute Gene (=reiche Eltern)
Anschliessend: geschicktes Ausnutzen der Möglichkeiten des Systems
Selten: absolute Brillianz, die es dem nun Neureichen ermöglich hat, nicht auf Kosten der anderen reich zu werden.
Lief es nicht zuerst
durch Haende derer, die es nicht vermochten festzuhalten?
Und wenn schon. Auch der Verdurstende dürfte sein Leben lang Wasser getrunken haben. Dennoch ist der Verdurstende nicht selber schuld, wenn man seinen Lebensraum in ein Dürregebiet umwandelt.
Woran mag das
liegen?
Am System und dass es - unbewusst und leider oft auch bewusst - ausgenutzt wird.
Das sind alles ernstgemeinte Fragen.
Das glaube ich nicht, das wäre zu naiv.
Und sie harren Antworten. Etwas als
ungerecht zu bezeichnen, etwa, dass die Schwerkraft auf Erden so hoch ist,
dass man leicht zu Tode stuerzen kann, reicht nicht. Schon gar nicht, um
sie abzuschaffen.
Na gut, wenn du Naturgesetze mit soziologischen Normen vergleichst und Auswüchse von Gesellschaftssystemen diesen gleichsetzt, dann scheinst du tatsächlich sehr naiv zu sein.
Man darf ja alles hinterfragen. Aber für eine zielgerichtete Diskussion und Erkenntnisgewinn ist es meist nicht spannend, ständig bei Null zu beginnen.