Schuldsummen bleiben bestehen

Ashitaka, Montag, 05.01.2015, 01:19 (vor 3402 Tagen) @ baisse-man5953 Views

Hi baisse-man,

die Schuld bleibt aber bestehen, nämlich in Form von Geld oder
letztendlich ZB-Geld.

Das Schuldverhältnis (Kredit) wird zum Termin getilgt. Es verschwindet, indem eine Note/Münze übereignet bzw. ein Guthaben auf Geld übertragen (überwiesen) wird. Solange Geld nicht benötigt wird, aber von einer Person vereinnahmt wurde, reicht es, ein Guthaben auf Geld (=Einlagen der MFIs) zu halten.

Damit ist die Schuld durch "Zahlung" nur verschoben
worden.

Ich würde nicht von "Verschieben" sprechen. Ein Schuldverhältnis zwischen Personen entsteht und erlischt. Ich weiß aber was du meinst. Ersetze die Schuldverhältnisse durch Schuldsummen; sie verändern sich durch eine Bezahlung mittels Geld - auf das gesamte System bezogen - nicht.

Was sich jedoch verändert, sind die Gläubiger- und Schuldnerpositionen. Wo eben noch eine Schuld gegenüber dem Häuslebauer bestand, besteht nun eine Schuld (Kreditschuld) gegenüber einem Kreditinstitut fort. Das selbe gilt für die Forderung. Wo eben noch eine Forderung des Häuslebauers gegenüber Dir bestand, hat dieser nun die Option, mittels der Beurkundung der ZB (z.B. Eurobanknote) von einer anderen Person Leistung zu fordern. Ist das nicht eine tolle Freiheit?

Und all dies nur deshalb, weil das Schuldverhältnis (der Kredit) zwischen Dir und Kreditinstitut in den Büchern steht und der Häuslebauer nun eine Beurkundung der Existenz seitens der Zentralbank (z.B. eine Eurobanknote) in der Hand hält.

Ergo ist die Gegenleistung immer noch offen.

Das ist der Knackpunkt, um das Schuldgeldsystem zu begreifen. Diese Gedanken hatte ich auch eine ganze Weile. Die Gegenleistung ist aber nicht mehr offen. Da kann man nicht gegen argumentieren. Indem die Geldscheine an den Häuslebauer übereignet wurden und du dein Haus nun stehen hast, sind beide Leistungen erfüllt und das Schuldverhältnis zwischen euch ist erloschen.

Was aber ist noch offen?!

Die Frage die wir uns stellen müssen, ist die, inwieweit die Sachen (Haus und Eurobanknote) vom System abhängig existieren und Funktionen / Nutzen bietet.

Oder anders gefragt: Welche Sache erfüllt nur, solange das Geldsystem funktioniert? Niemand würde sich mehr Eurobanknoten für die Fertigstellung eines Hauses übereignen lassen, wenn nicht das beurkundete Schuldverhältnis (der Kredit) einen entsprechenden Wert bemessen kann. Die Gegenleistung ist also nicht mehr eine konkrete und vom Geldsystem unabhängige Sache (10 Kühe oder 100 Thermomixer), sondern eine Sache (Eurobanknote), die nur solange existiert, wie die Beurkundung vom System auch autorisiert wird. Bricht das Schuldgeldsystem zusammen, tritt die Illusion zu Tage. Bis dahin tun wir so, als liefe es auf etwas anderes hinaus.

Ein perfektes Geschäft ist erst dann abgeschlossen, wenn Leistung und
Gegenleistung ausgetauscht wurden (abstrahiert vom nat. Recht!). Ansonsten
bleibt man auf dem Rangierbahnhof der Schuldverhältnisse, welche sich dann
eben auf einem anderen Gleis befinden.

Getauscht wurde noch nie. Es wurde sich immer nur verschuldet und entschuldet. Es entsteht nur der Eindruck vom Tausch, da es zeitlich so nah liegt. Unser Schuldgeldsystem ist nun auf eine zwanghafte Aufschuldung programmiert. Das hat einzig und allein mit dem Machtkreislauf zu tun. Wir hätten es ohne das gegenwärtige Finanzsystem nie so weit geschafft. Sobald die Aufschuldung abbricht, bricht das System zusammen, erlebt diese Welt eine gewaltsame Veränderung ihrer Ordnung, wie seit Jahrhunderten nicht.

Spannend wird es, wann die ZB die Schuld ausbucht, dafür müsste man
genau wissen, wogegen ihr Zahlungsversprechen gebucht ist.

Welches Zahlungsversprechen der ZB? Du meinst die passivierte Rückübertragungsverpflichtung der Pfänder? Schau dir dazu mal die Diskussionen zwischen Dottore und WGN an. Genau diese Fragen, gegen wen da eigentlich gebucht wird, wurde hier schon ergründet und diskutiert. Ich suche mal morgen im Forum.

Anders wäre ein reiner Tausch, also wenn kein Geld/Tauschmittel
involviert ist.

Es gibt aber keinen Tausch in unserer Wirtschaft, sondern nur die Annahme eines solchen, wenn die Zeitspanne zwischen Ver- und Entschuldung so gering ist, dass wir die zeitlichen Abläufe vergessen.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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