Seit wann führen Lutheraner als Referenz einen zukünftigen Papst an?

Mephistopheles, Datschiburg, Samstag, 21.12.2019, 17:02 (vor 1581 Tagen) @ Oblomow1974 Views

Guten Tag!

Passend zu Weihnachten noch dieses Zitat des Mannes aus Röcken. Danke
für den Deschnertipp. Den Mann habe ich vor 30 Jahren nen Ticken gelesen.
Leider werde ich dessen vielbändige Geschichte nicht mehr lesen, ergo
bleibt mir Deine stattgefunden habende Erleuchtung leider, leider erspart.

Dass du dich weigerst, Deschner zu lesen, macht aus dir noch lange keinen Kulturmenschen.

Um die Macht zu kriegen, erhalten, zu rechtfertigen werden Heilige
geröstet. Märtyrer machen sich bis heute gut. Ich finde die Phantasie
aber recht schön und da alles sich ästhetisch rechtfertigt, doch wohl
auch die Geschichte des Christentums. Hätten wir sonst so schöne Dome und
Sieneser Tafelbilder. Am Besten gefällt mir Franz von Assisi, der konnte
sogar mit Vögeln reden. Das könnte ich dann mit den zurückgekehrten
Spatzen auch machen.

Herzlich
Oblomow


"14[38]
Typus „Jesus“…

Jesus ist das Gegenstück eines Genies: er ist ein Idiot. Man fühle seine
Unfähigkeit, eine Realität zu verstehn: er bewegt sich im Kreise um
fünf, sechs Begriffe, die er früher gehört und allmählich verstanden,
d.h. falsch verstanden hat — in ihnen hat er seine Erfahrung, seine Welt,
seine Wahrheit, — der Rest ist ihm fremd. Er spricht Worte, wie sie
Jedermann braucht — er versteht sie nicht wie Jedermann, er versteht nur
seine fünf, sechs schwimmenden Begriffe. Daß die eigentlichen
Manns-Instinkte — nicht nur die geschlechtlichen, sondern auch die des
Kampfes, des Stolzes, des Heroismus — nie bei ihm aufgewacht sind, daß
er zurückgeblieben ist und kindhaft im Alter der Pubertät geblieben ist:
das gehört zum Typus gewisser epilepsoider Neurosen.

Jesus ist in seinen tiefsten Instinkten unheroisch: er kämpft nie: wer
etwas wie einen Held in ihm sieht, wie Renan, hat den Typus vulgärisirt
ins Unerkenntliche.

man fühle andererseits seine Unfähigkeit, etwas Geistiges zu verstehen:
das Wort Geist wird in seinem Munde zum Mißverständniß! Nicht der
entfernteste Hauch von Wissenschaft, Geschmack, geistiger Zucht, Logik hat
diesen heiligen Idioten angeweht: so wenig als ihn das Leben berührt hat.
— Natur? Gesetze der Natur? — Niemand hat ihm verrathen daß es eine
Natur giebt. Er kennt nur moralische Wirkungen: Zeichen der untersten und
absurdesten Cultur. Man muß das festhalten: er ist Idiot inmitten eines
sehr klugen Volkes… Nur daß seine Schüler es nicht waren — Paulus war
ganz und gar kein Idiot! — daran hängt die Geschichte des
Christenthums."

http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/NF-1888,14[38]

Nach Oswald Spengler das Missverständnis eines Kulturmenschen und eines Zivilisten. Die Tragik besteht darin, dass der Kulturmensch nicht versteht, was bei seinen einfachen Überlegungen der Zivilist mißverstehen kann und der Zivilist meint, er hätter den Kulturmenschen verstanden und niemals erfahren wird, dass er ihn übehaupt nicht begriffen hat.

Ein Beleg dafür, dass Verstehen zwischen verschiedenen Kulturen und zwischen Kultur und Zivilisation unmöglich ist.

Gruß Mephistopheles

Sehr gutes Beispiel. Ich dane dir.

--
Wenn wir nicht das Institut des Eigentums wiederherstellen, können wir nicht umhin, das Institut der Sklaverei wiederherzustellen, es gibt keinen dritten Weg. Hillaire Belloc


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