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Mephistopheles, Datschiburg, Samstag, 21.12.2019, 16:43 (vor 2175 Tagen) @ Weiner2475 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 21.12.2019, 16:47

Hallo Mephisto!

Es gibt mathematische Gleichungen, zu deren Lösung man eine Unbekannte
irgendwann in den Rechenschritten einfach rauskürzen kann. Das

Ergebnis

bleibt dasselbe. Folglich war die Unbekannte überflüssig.

Ich schlage vor, bei deiner Rechenoperation die Unbekannte "Gott" (deus
absconditus) einfach rauszukürzen. Das ändert überhaupt nichts am
Ergebnis.


Rechenwege, bei denen man eine Unbekannte rauskürzen kann, mag es geben.
Bei anderen mathematischen Entwicklungen dagegen funktioniert das nicht.
Mehr noch: manche Gleichungssysteme werden nur entworfen, um eine
'Unbekannte' überhaupt erst zu finden und aufzulösen.

Bis Gleichungen mit 2 Unbekannten lösen scrollen. Natürlich könnte man jetzt eine zusätzliche Unbekannte "z" für "Gott" einführen, diese hätte in diesem Gleichungssystem jedoch den Informationsgehalt NULL. Genau wie im wirklichen Leben.

Somit kann ich Deinem Vorschlag hier nicht folgen. Die Materialität der
Welt ist für mich völlig reizlos, weil einfach durchschaubar. Das
eigentlich Interessante an der Welt ist doch das, was mit Hilfe der
Materialität ausgedrückt wird. Und die Folgerungen, die sich daraus dann
ergeben.

Reizlosigkeit ist kein Kriterium. Einfach durchschaubar ist es ebensowenig.

Zum Beispiel waren 27 der Protonen, die heute sich in Deinem Körper
befinden, vor 50 Millionen Jahren im Körper eines Dinosauriers, und 14 der
Protonen in Deinem Körper waren vor 4 Milliarden Jahren in einem
Asteroiden. Mithin sind Protonen nur wie die Tasten auf einem Klavier, mit
denen man verschiedene Musikstücke spielen kann. Wer aber spielt da? Was
komponiert er/sie/es? Was möchte er damit ausdrücken? Für wen spielt
er? Hört ihm überhaupt jemand zu? Wir Menschen vielleicht? Der Grashalm
auch?

Und dann gibt es noch die ganz tiefen Fragen und die ganz komplexen
Unbekannten. Berdjajew hat sie bei seinen Studien über Jakob Böhme
versucht rauszugrubeln. Eigentlich sind es aber auch ganz alltägliche
Fragen bzw. Feststellungen:

Du hast Dich nicht selbst geboren. Du bist nicht aus Dir selbst gewachsen.
Da Brot, das Du gegessen, das Wasser, das Du getrunken, die Luft, die Du
eingeatmet hast - sie sind nicht von Dir. Du stehst nicht auf der Erde,
sondern sie trägt Dich.

Gut, dass du das anführst. Gott zumindest hat nach den uns über ihn vorliegenden Informationen jedoch keinerlei Ahnung von Protonen und Elektronen noch kann er sich Milliarden Jahre vorstellen. Dein Versuch, "Gott" in diesem Zusammenhang in diese Diskussion einzuführen kommt dem gleich, wenn man einen Indianer aus Amerika oder Neger aus Schwarzafrika zu seinen Ansichten über Energiegewinnung aus Kernbrennstäben gefragt hätte.
Er hätte vermutlich die Fragestellung überhaupt nicht verstanden genausowenig wie Gott, den wir getötet haben, unsere philosophischen Fragen verstanden hätte.

Mit debitistischen oder geschenkten Grüßen, wie man's nehmen möchte,
Weiner

Mit postreligiösen Grüßen
Mephistopheles

--
Wenn wir nicht das Institut des Eigentums wiederherstellen, können wir nicht umhin, das Institut der Sklaverei wiederherzustellen, es gibt keinen dritten Weg. Hillaire Belloc


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