Wettbewerb, Etatismus, Bitcoin

Zarathustra, Freitag, 08.01.2016, 09:06 (vor 3317 Tagen) @ BillHicks3828 Views

Grüezi BillHicks!


Aha. Also das höre ich von einem Etatisten in der Form zum ersten Mal,
dass es also ("auf einmal") ein Recht-Staat sein müsse.


Jetzt bin ich schon Etatist geworden [[top]]
Du darfst das ;)

Ich auch?

Armstrong ist kein Anarchokapitalist. Er ist am ehesten ein
libertärer Minimalstaatler.


Wie auch immer.
Die ganze Minimalstaaterei ob nun minimal oder überhaupt nicht vorhanden
oder wie auch immer gründet auf dem phantastischen Missverständnis, dass
Märkte grundsätzlich und überhaupt schon mal da seien.

Nein, die Minimalstaaterei nicht. Der Minimalstaat wird doch gerade von jenen postuliert, die davon ausgehen, dass 'es' ohne Staat nicht geht.

Das ist Klassenkampfblabla.
Es geht um die Verwandlung der ungebuchten, latenten Steuerforderungen,
die jede Person (juristisch oder natürlich) innerhalb einer Jurisdiktion
in der eigenen Bilanz stehen hat, in tatsächliche Steuerforderungen.
Theoretisch sind natürlich ALLE Personen besteuerbar. Aber wer WIRD
tatsächlich besteuert? Welche Personen können glaubhaft versichern sich
aus der Jurisdiktion verabschieden zu können?
Die denken sich (einzelwirtschaftlich): Lassen wir "den Markt" doch durch
die Steuern der anderen in dieser Jurisdiktion hervorbringen, wir verlagern
unseren juristischen Sitz lieber nach Luxemburg, Irland, ...

Das IST Klassenkampf, wenn Du es so nennen möchtest. Oder meinetwegen St.
Floriansprinzip.

Das ist Wettbewerb. Jedem Staat steht es frei, die Unternehmenssteuern auch abzuschaffen.
Warum sollen sowohl das Unternehmen als auch die natürlichen Personen, die Einkünfte aus dem Unternehmen erhalten (Löhne, Dividenden, Honorare etc.), besteuert werden?
Innerhalb der Schweiz haben wir auch einen hohen Steuerwettbewerb, und zwar sowohl die Besteuerung juristischer wie natürlicher Personen betreffend. Da können Staaten mit ihren wettbewerbsbefreiten Einheitstarifen halt nicht mithalten. Der Kapitalismus – ein System, das funktioniert!

Von
mir aus könnte es auch nur Körperschaftssteuern geben und dafür

keine

Individualsteuern, aber warum beides, leuchtet mir nicht ein.


Im Privatrecht kann die juristische Person genauso Träger von Rechten und
Pflichten sein wie die natürliche. Dazu gehört das Steuern zahlen auch.
Die juristische Person ist dabei gleich auch noch besonders (homo
oeconomicus) autistisch in ihrer Wahrnehmung (kann eigentlich bloß die
Zahl "unter dem Strich" wahrnehmen, von dem ganzen CSR Feigenblätterwald
mal abgesehen).
Also wenn irgendwelche Personen besteuert werden sollten, dann ganz sicher
die juristischen Personen mit Profitmaximierungsziel. Wenn nicht die, wer
dann?

Die natürlichen.

Bei den juristischen Personen ist es ja besonders plastisch, dass es sie
und ihre Handlungen "am Markt" ohne die juristische Infrastruktur
überhaupt nicht geben könnte.

Es ist also gerade umgekehrt: wie könnte man auf die Idee kommen, dass
gerade diese Staats-Geschöpfe keine Steuern an den Schöpfer zahlen
sollten?

Die Staats-Geschöpfe (Staatsbürger) zahlen doch.

Viel interessanter wird es bei der Frage warum eigentlich
"natürliche Personen" (auch noch) Steuern zahlen sollten.

Schutzgelder. Ohne solche geht es nunmal nicht in mafios organisierten Gesellschaften. Mafios organisierte Gesellschaft ist ohnehin eine Tautologie, wie Du sicher weisst.


Auf die großkollektivistische Katastrophe könnten wir zusteuern, vor
allem dann, wenn wir uns weiter der Dialektik verweigern und reinfallen in
entweder Staats- oder Marktfundamentalismus.

Ansonsten nicht? Schwebt Dir etwa eine Art Grosskollektivismus vor, der das 'ohne Ende bis zum Ende' überlistet?

Beim Staatsfundamentalismus fällt man sofort in die
"großkollektivistische Katastrophe", beim Marktfundamentalismus fällt man
erst in die automatisch kommende Selbstzerstörung des sich selbst
überlassenen Marktes und DANN in die großkollektivistische Katastrophe,
denn DANN haben die Meisten erst mal wieder "die Schnauze voll" von der
(u.a. wirtschaftlichen) Freiheit. Schau Sie Dir doch an, wie sie jetzt
schon emotionalisiert nach dem starken Staat rufen.

Stimmt. Gerade in unserem Forum sind die Sympathien für feudalherrschaftlich organisierte Staaten besonders ausgeprägt.


Der "Kapitalismus" (die Idee des privaten Eigentums, gepaart mit
Investitionen in technische Entwicklungen aufgrund hoher Löhne) ist ein
inhärent hybrides System.
Jeder Versuch es SO oder SO (staats- oder
marktfundamentalistisch) zu fahren fährt es an die Wand. Man benötigt
beides. Ja nicht Herrschaft ohne Markt. Aber Markt allein ohne Herrschaft
geht nicht, bzw. führt nach der Selbstzerstörung des Marktes wieder zur
Forderung nach Herrschaft.

Ist das unser Los, das wir zu akzeptieren haben? Einmal versklavt (verstaatlicht/vermarktet), kommt man nie wieder davon los? Das ist mir zu fatalistisch angesichts der Tatsache, dass es einerseits nach wie vor Menschen gibt, die jenseits der Verstaatlichung/Vermarktung/Vergesellschaftung leben und dies andererseits die allermeiste Zeit der Menschheitsgeschichte der Fall war.


Ja, ich sehe das - je nach Phase - auch als Feature.
Es wird aber ab einem bestimmten Grad vom Feature zu einem (u.a.
wachstumshemmenden)
Bug.

Und da würdest Du mir zustimmen, dass die Ungleichheit heute durchaus ein
Bug ist.
Nur Du verkanntest in vorangegangenen Diskussionen, dass dieser hohe Grad
an Ungleichheit ein Feature des Privatrechts ist und wolltest das lieber
der "Vermachtung" des Privaten und Öffentlichen zuschreiben.
Diese Vermachtung allerdings besteht von juristischer Sekunde EINS an. Mit
der Schaffung des Eigentums per Rechtsakt (plus Lohnarbeiter plus (zu) hohe
Löhne) startet der Prozess, der zunächst noch "nur" Feature ist und dann
aber zusehends zum "bug" wird.

Eben. Folglich gilt es, sich von der Verstaatlichung/Vergesellschaftung/Vermarktung zu verabschieden, falls man diese erzwungene Ungleichheit wider die Natur der Menschen beseitigen will. Wenn nicht, dann nicht; dann kann man weiterhin diese oder jene Art kollektivistische Scheixxe propagieren.

Bitcoin ist bisher - gemessen am eigenen Anspruch - bloß ein

Spielzeug.

Das war das Internet sechs Jahre nach dessen Erfindung auch. Da kommt vermutlich noch was, auch wenn es momentan totalitär zu und her geht in der Führungsspitze bei Bitcoin. Zur Zeit sind Vollidioten am Ruder.

Beste Grüsse, Zara


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