Die 51%-Mehrheit wird zum Defakto-Staat

CalBaer, Sonntag, 03.01.2016, 09:45 (vor 3322 Tagen) @ BillHicks4381 Views

Deswegen gibt es auch kein (von einem Nationalstaat unabhängiges)
Eigentum an Bitcoins.

Ich bin Besitzer der Bitcoins und kein Staat kann das aendern, deswegen ist mir die Eigentumsdefinition erst mal voellig egal.

Und weil das so ist nutzt auch niemand Bitcoin zum Bezahlen.
Das Bezahlen ist das Auflösen einer
Kreditbeziehung.
Mit Bitcoin könnte man "Realtauschwirtschaft" machen. Dafür ist es
gebaut. Aber außer in neoklassischen (und klassischen und marxistischen
und österreichischen und...) Vorstellungen existiert keine
Realtauschwirtschaft. Wie Stützel schon in den 50ern weiß: "Es herrschen
Kreditbeziehungen."

Kreditbeziehungen koennen in der Blockchain genauso eingegangen werden, was teilweise bereits auch passiert, nur eben nicht mehr ueber die klassischen Institutionen und Unterwerfung unter einen Hoheitsrahmen. Banken und andere Einrichtungen werden ueberfluessig und damit auch die klassischen Kreditbeziehungen.

es uebernimmt ein
kryptographischer Algorithmus der von der "51%-Mehrheit" kontrolliert

wird.

Der Algo bringt meiner bescheidenen Meinung nach noch nichts hervor, das
ernsthaft mit "Eigentum" bezeichnet werden könnte.

Der Konsens der 51%-Mehrheit, die diese Algorithmen ueberwachen, bestimmt dann quasi, wer Eigentuemer wird. Die 51%-Mehrheit wird zum Defakto-Staat, gegen den der klassische Staat nicht viel ausrichten kann. Erst spaeter wird sich daraus ein formales Staatssystem herausbilden.

Sobald ein - wie auch immer geartetes System - in der Lage ist eine
Insolvenz zu handlen, d.h. Rechte auch gegen a priori anonyme Dritte
durchzusetzen, dann hat dieses System etwas von Staatlichkeit. Dann wird es
spannend.

Rechte gegen Dritte durchzusetzen wird immer weniger notwendig werden. Aber ich behaupte auch nicht, dass alles Staatswesen verschwinden wird, es wird nur viel ueberfluessig werden bzw. einfach machtlos.

Bitcoin ist bisher - gemessen am eigenen Anspruch - bloß ein Spielzeug.
Und das liegt mEn daran, dass auch Bitcoin von Menschen entwickelt wurde,
die glauben Besitz sei Eigentum, Kaufen sei Bezahlen und Einnahme sei
Einzahlung. Bitcoin hat mit Staatlichkeit bisher noch nichts zu tun.

Bitcoin ist nur eine der Anwendung dezentraler, kryptografisch abgesicherter Kontrakt-Systeme. Diese dezentralen Systeme werden viele staatliche Institutionen weitestgehend ueberfluessig machen. Es wird nie die gewohnte Staatlichkeit eintreten, es wird eben alles anders geregelt, viel im Konsens, natuerlich wird immer noch etwas Staat im klassischen Sinne notwendig sein, aber es wird eben wesentlich reduziert und es treten voellig neue Institutionen auf und althegebrachte werden - heute unvorstellbar - nutzlos werden. Beispielsweise werden Legislative weitestgehend verschwinden (Exekutive sowieso) und damit auch die Schwach- und Fehlstellen des demokratischen Rechtsstaates. Es wird eben alles viel gerechter zugehen im Sinne von Eigentumsrechten. Bessere soziale Gerechtigkeit wird sich daraus sekundaer ergeben.

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2


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