Nur eine Bitte um Präzision
Hallo Ashitaka,
danke.
Es ist sicher von vielen gewünscht, wenn die Geld- und Schuldenwirtschaft für alle durchsichtiger wird.
Wenn das jemand leisten kann, werden viele dankbar sein.
Dafür sind nun mal Kritik und Präzisierungen hilfreich.
Geld hat nun einmal die Eigenschaft, in verschiedenen Formen und auf verschiedenen Grundlagen entstanden zu sein. Also z. B. in einer Zeit ohne Zentral- und Notenbanken usw. Da hat sich, wie nahezu im jeden Bereich des menschlichen Lebens, vieles erst entwickelt und herauskristallisiert. Allein die Praxis der Bezahlung mit Anweisungen ist noch nicht wirklich alt und war lange Zeit für die breite Menge nicht realisierbar (früher gab es Lohntüten mit Bargeld und die Giro-Konten für die breite Menge kamen dann erst).
Also müsste man imho immer sagen, wovon man gerade wo genau schreibt. Das ist ja Ursache, warum Abhandlungen t. w. so lang sind.
Und Gemeinsamkeiten und Unterschiede in verschiedenen Phasen der Entwicklung genau nennen. Ob man mit Münzen, Banknoten (mit und ohne EM-Sicherung) , z. B. Assignaten bezahlte, oder per Anweisung mit Buchgeld (im eigentlichen Sinne sind das ja Übertragungen von Forderungen, welche auf Geld lauten): Es sind unterschiedliche Vorgänge, weil die Zahlungsmittel, auch eben in ihrer Entstehung, verschieden angelegt waren.
Gemeinsam ist allen, dass sie als Zahlungsmittel galten oder gelten und funktionierten, mal also mithin Zahl- bzw. Geldschulden erfüllen konnte oder kann. Eben etwas, was Geld im engeren Sinne ausmacht.
Den gegenwärtigen Stand wird man natürlich erklären können, wenn man die Entwicklung der letzten einhundert Jahre und den heutigen Stand genau seziert. Wobei: Schon da gab es einige Entwicklungen innerhalb dieses Zeitraumes: Zunehmender bargeldloser Zahlungsverkehr, Abkehr vom z. B. Goldstandard, moderne Instrumente und Institutionen in der Geldpolitik.
Es nur eben nun einmal so, dass man sicher sehen kann, wie die Schuldenwirtschaft immer mehr zu dem ausreifte, was heute im Debitismus kritisiert wird, aber zugleich gesehen werden muss, dass Geld bzw. Zahlungsmittel nicht immer auf den gleichen Grundlagen existierte, wie heute, und doch Geld war.
Es ist leider zu verzeichnen, dass der Wunsch bestimmte Ergebnisse erzielen zu wollen, dabei hin und wieder einen Streich spielt. Da wird dann z. B. falsch angenommen eine Eurobanknote wäre ein Schuldschein, weil es ja so gut passte usw. Oder man versucht Buchgeld, was nur Forderungen auf Geld ist, mit (Bar-)Geld an Stellen gleichzusetzen, wo es nicht stimmt. Oder es wird z. B. versucht zu verlachen, dass Forderungen übertragbar sind usw. (was täglich millionenfach passiert), nur weil man meint, dass es an irgend einer Stelle zu stören würde (aber erstens muss das nicht stören - und es ist ja auch eben schlicht so).
Nach wie vor ist es spannend zu schauen, wie Geld beschaffen ist, entsteht und welche Effekte sich aus der Geld- und Schuldenwirtschaft ergeben.
Dabei muss man sicher unterscheiden zwischen verschiedenen Akteuren und ihrem Mitteln. Also zwischen ZB und Geschäftsbanken, dem Kreditgeschäft im Allgemeinen und Besonderen (Repos, Bilanzen, Besicherungen), sowie im täglichen Alltag bei der Verwendung der Zahlungsmittel (der Schuldner ist es regelmäßig relativ egal, wie das Zahlungsmittel beschaffen ist - Hauptsache er wird seine Schulden los).
Natürlich ist dazu hier schon unendlich viel von vielen guten Leuten geschrieben worden. Wer das nun (mal wieder) zusammenfassen könnte, dem wären sicher viele dankbar. Einen solchen komplizierten Komplex wird man aber imho kaum in ein paar Absätzen fassen können, die generalisierend notwendige Feinheiten unterdrücken und dabei dann fehlerhaft sind.
Als wissenschaftliche Arbeit gestaltet, müsste man erst mal ein Exposé mit gründlichem Inhaltsverzeichnis erarbeiten. Denn es würden eben viele Teile des Komplexes detailliert zu untersuchen sein, und eine Reihe von Irrtümern auszuschließen sein (wie etwa, dass es einen speziellen Annahmezwang von Geld geben müsste, den es nicht gibt und dessen es nicht bedurfte, weil ja alle nach Geld gieren).
Es sind inzwischen viele Dinge gründlich geklärt. Wenn das nun nun genau zusammengefasst und ausführlich dargelegt werden kann, ist das sicher etwas großartiges. Die Frage ist nur, ob das überhaupt leistbar ist, neben einem Alltag, den alle zu führen haben.
Was aus meiner bescheidenen Ansicht heraus nun aber wirklich nichts nützt, und das ist kein Vorwurf gegen irgendjemanden, sind Aussagen, die jedem verständigen Betrachter sofort klar machen, dass dabei Dinge unzulässig verkürzt und auch dadurch falsch dargelegt sind.
Dass der Kapitalismus zu guten Teilen funktioniert, sehen wir ja täglich. Und der funktioniert eben auch, ohne dass z. B. Geldscheine zugleich Schuldscheine sind bzw. ohne z. B. eine Koppelung an EM. Dass dabei unterschiedlichste Wege und Mittel probiert werden, ist auch nichts besonderes, sondern kam und kommt ebenfalls in fast jedem Bereich der menschlichen Gesellschaft vor. Und sollte in einer Gesellschaft nur noch mit Buchgeld bezahlt werden, dann wäre noch einmal etliches anders (dann würde vermutlich das Geld, auf die die Forderungen im Buchgeld lauten, noch 'virtueller').
Fakt ist aber, dass Bargeld, so wie es derzeit im z. B. Euroraum beschaffen ist, eben Geld ist und wie andere Zahlungsmittel verwendet werden kann. Da das neben Buch- oder Giralgeld funktioniert, kann man verleitet sein, dem unterschiedlichen Instrumenten Gemeinsamkeiten zusprechen zu wollen, die nicht vorhanden sind.
Es wäre also weiter zu schauen, wie Bargeld entsteht und untergeht, ebendies auch beim Giralgeld, und wie welche Zahlungsansprüche bzw. -pflichten erfüllt werden können. Was passiert in welchem Bereich der Geldwirtschaft genau. Was passiert z. B. bis zu dem Punkt, wo Bargeld ausgegeben (im fachtechnisch im Sinne der ersten Ausgabe - des ersten Erscheinung des ersten Schrittes beim sogeannten "in Verkehr bringens"!) wird und wie sich das in den Bilanzen niederschlägt, bzw. welche Effekte das verursacht. Neben natürlich vielen anderen Dingen.
Das waren nur ein paar kleine Gedanken dazu.
Eines wäre noch wichtig: Es gibt natürlich den Unterschied von Makro- und Mikro, und doch sind die einzelnen Schritte und Operationen in der Wirtschaft recht genau geregelt und erfassbar. Der oft angenommene Widerspruch zwischen "Makro und Mikro" ist oft gar keiner (und der kann auch nicht nur als Totschlagargument verkommen, sondern blind machen für das notwendige Erkennen von Feinheiten). Es ginge doch darum alles so zu präzisieren, dass eine solche Darlegung sozusagen wasserdicht bzw. konsistent ist.
Dottore war fast durchweg für jede Kritik und jeden Hinweis imho immer dankbar.
Geld ist übrigens nicht wirklich ein Wieselwort, sondern eben nur nicht immer leicht erfassbar und erklärbar, weil auch in einiger Gestalt daherkommend. Wie gesagt: Münzen ohne Zentralbankenwirtschaft, Assignaten, Banknoten mit und ohne EM-Koppelung, Buchgeld: das alles hat seine Besonderheiten, und man kommt nicht umhin, genau zu sagen, was wo wie funktioniert.
Der gegenwärtige Stand der Entwicklung ist sicher für viele am spannensten. Und wer genau beschreiben kann, was alles zu welcher Zeit Geld war, und wie es sich dies heute genau gestaltet, dem ist viel Anerkennung gewiss.
Nur sollte man jeden Bias vermeiden und ganz nüchtern jede einzelne These prüfen und abhandeln, gerade wo vieles nicht immer so ist, so wie man es gern hätte. Wer aber vermeidet zu präzisieren, und genau und richtig zu beschreiben, der läuft in Gefahr, dass alle Mühe vergebens war und der Autor zudem abgetan wird.
Viel Erfolg weiter dabei. Es ist aber eine aufwendige Arbeit.
Viele freundliche Grüße
azur
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