Die Haltbarkeitsdauer des Geldes / Laufzeit der Refinanzierungsgeschäfte
Hallo Uli,
Dann liegt also die Dauerinflation letztlich an der ständig steigenden
Verschuldung.
An steigenden Kreditverträgen zwischen Nichtbanken und Kreditinstituten. Der Kredittitel ist notenbankfähige Sicherheit für die Entstehung des Geldes und zugleich die systematische Basis aller zeitlich nachfolgenden notenbankfähigen Sicherheiten. Diesen letzteren Zusammenhang gilt es klar zu durchschauen.
Ein Kredittitel wird im Rahmen eines geldpolitischen Geschäfts bei der ZB hinterlegt. Der Kredittitel (die Finanzierung) wird an die Zentralbank mit fest vereinbarten Rückkauftermin verkauft (d.h. wird refinanziert). Dabei wird eine entsprechende Geldsumme geschaffen, die nur über die Dauer des geldpolitischen Geschäfts (d.h. bis zum Rückkauf des Titels von der ZB) existiert.
Wie ist es zu erklären, dass bei einer annähernd gleichbleibenden
Kreditvergabe
(4.
Abbildung) die (zudem geschönte) Inflation über Null liegt
(2.
Abbildung)?
Das hat einzig und allein mit der Breite des Katalogs der notenbankfähigen Sicherheiten zu tun. Dieser kennt zahlreiche weitere Schuldtitel durch die Geldsummen entstehen können, die aber alle systematisch auf Kredittiteln basieren.
Nehmen wir zunächst den Kredittitel. Er wandert zur ZB und der Kreditnehmer bekommt sein Guthaben auf Geld eingeräumt. Damit bezahlt er nun (wir streichen die Ping-Pong-Umwege über die Wirtschaft / Vorsorgesysteme mal weg) eine Staatsanleihe; d.h. er finanziert mit dem Geld den Staat. Dieser erhält die im System bereits vorhandene Geldsumme und verpflichtet sich zur fest vereinbarten Rückzahlung derselben (plus Zins). Es ist also nun neben dem Kredittitel ein weiterer Schuldtitel (der Staatstitel) entstanden.
Der geldinflationäre Hebel: Nun kann auch dieser Staatstitel für ein geldpolitisches Refinanzierungsgeschäft (für die Entstehung von Geldsummen) dienen. Mit dem dadurch geschaffenen Geld kann wieder eine Staatsanleihe bezahlt werden, und so weiter und so fort.
Geldsummen entstehen also nicht nur durch Kredittitel, sondern sie entstehen - nachdem es Kredittitel an der Basis des Schuldgeldsystems gibt - auch aus allen darauf begründeten Schuldtiteln (z.B. Staatsanleihen, aber auch weitere Schuldtitel lt. ZB-Katalog). Deshalb können Geldsummen inflationieren, ohne dass die Kreditbasis durchgehend ausgeweitet wird (neue Kreditverträge zwischen Nichtbanken und Kreditinstituten geschlossen werden).
Gäbe es da nicht eine zerstörerische Besonderheit, die man der Genauigkeit wegen zu gerne wegradiert oder aus Unwissenheit simplifiziert:
Die Laufzeit des ersten geldpolitischen Refinanzierungsgeschäftes bestimmen systematisch die Laufzeiten aller später darauf basierenden Schuldtitel. Wenn beim ersten Schuldtitel 365 Tage bis zur Rückzahlung vereinbart sind, dann kann die ZB diesen Schuldtitel nur 364 Tage refinanzieren. Würde der Kredittitel erst nach 182 Tagen bei der ZB refinanziert werden, so könnte die ZB den Titel nur noch 181 Tage refinanzieren. Denn einen Tag vor Ablauf des Grundgeschäfts (Kreditkontrakt) muss die ZB den Kredittitel schließlich wieder ausspucken (Rückkaufvereinbarung).
Und weil dies für jedes zeitlich dem ersten Refinanzierungsgeschäft einer Kreditforderung nachfolgende Refinanzierungsgeschäft gilt (egal was für ein Schuldtitel), zieht sich die Schlinge trotz zweitweiliger Geldinflationen eben immer enger. Kommen keine frischen Nachschuldner ins Spiel (fresh credits) und rücken die Tilgungstermine immer schneller näher, ohne dass die hoch liquiden Märkte eine Möglichkeit besitzen, den Tilgungspflichtigen auch nur ansatzweise zu helfen.
Herzlichst,
Ashitaka
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