Staatstitel als Anlageklasse der Institute

Ashitaka, Montag, 29.06.2015, 14:55 (vor 3509 Tagen) @ Morpheus2734 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 29.06.2015, 15:42

Hallo Morpheus,

also im Großen und Ganzen bin ich mit deinen Ausführungen zu den
Sicherheiten bei der ZB völlig einverstanden, aber eine Frage im Detail
habe ich schon. Ich stelle sie weiter unten an der relevanten Stelle.

Gerne.

Der geldinflationäre Hebel: Nun kann auch dieser Staatstitel für ein
geldpolitisches Refinanzierungsgeschäft (für die Entstehung von
Geldsummen) dienen. Mit dem dadurch geschaffenen Geld kann wieder eine
Staatsanleihe bezahlt werden, und so weiter und so fort.


Damit der Staatstitel für ein geldpolitisches Refinanzierungsgeschäft
genutzt werden kann, muss er doch von der Bank erworben werden.

Von einem Kreditinstitut (siehe immer aktuelle Listefür den Euro-Raum). Die Staatsanleihe ist für jedes der dort aufgeführten Institute eine sichere und notwendige Anlageklasse, ob nun direkt über den Markt erworben oder über zwischengeschaltete Anlageprodukte. Vorallem die Institute der Versicherer sind allesammt am täglichen Anleihenerwerb beteiligt.

Der
Kreditnehmer selbst kann sie doch nicht einsetzen. Dafür muss die Bank
dann aber zunächst ihr eigenes Geld verwenden. Was dann aber zum Abfluss
anderer Sicherheiten führt. Das ist also eigentlich nur ein Tausch und
keine Inflationierung.

Ja, durch Staatsverschuldung entstehen keine zusätzlichen Geldsummen. Es können nur die bereits vorhandenen Geldsummen sein, mittels denen die Kreditinstitute Staatsanleihen kaufen.

Warum Staatstitel bei der Refinanzierung genutzt werden, hat meiner
Meinung nach einen Kosten-Einsparungseffekt. Die Bank spart sich das
"Herstellen" eigener Titel. Die Kosten hierfür und auch für die laufenden
Administration sind nicht unerheblich.

Ja ganz klar. Staatsanleihen sind aufgrund des Risikomanagements (und damit auch aus Kostengründen) der Institute eine unverzichtbare Anlageklasse.

Und wenn man sich die durch den
Erwerb und das Einreichen von Staatstitel sparen kann, dann macht man das
halt. Dafür hat man doch das Geld von den Passiv-Geschäften, um damit zu
arbeiten. Aber durch den Erwerb von Staatstitelen fließt in jedem Fall
zunächst ZB-Geld ab. Das kann die Bank sich dann durch das Einreichen
wiederholen.

Auf das erwerbende und sich refinanzierende Institut bezogen: Ja, es holt sich die Liquidität für ein paar Pennys wieder. Hier mal kurz und knackig beschrieben: http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=182075

Auf das System bezogen: Es entsteht zusätzliche Liquidität, d.h. die Geldsumme steigt durch das Refinanzierungsgeschäft des Staatstitels, maximal für die Dauer des Grundgeschäfts minus 1 Tag. Und das ist nicht nur bei Staatstiteln praxis.

Oder liege ich da jetzt völlig falsch.

Nein, sehe es - hoffentlich - genauso. Den Effekt der Refinanzierungsrunden über die ZB muss man sich systematisch vorstellen, d.h. über eine Zeitschiene die Laufzeiten der Geschäfte verfolgen und dabei ergründen, auf was diese Runden eigentlich basieren. Die Antwort: An der Basis immer auf Kreditforderungen, durch die ja erst Geldsummen entstehen können, um überhaupt einen refinanzierbaren Staatstitel zu erwerben.

Sehe ich anders:

Deshalb
können Geldsummen inflationieren, ohne dass die Kreditbasis durchgehend
ausgeweitet wird (neue Kreditverträge zwischen Nichtbanken und
Kreditinstituten geschlossen werden).


Wenn eines der 5563 Kreditinstitute einen Staatstitel über ZB refinanziert (egal ob direkt oder indirekt, alles Geld kommt nur daher), wird die Geldsumme des Systems damit inflationiert.

Mit einer isolierten Entwicklung der Güterpreise hat dies, wie Dottore mehrfach in diesem Zusammenhang erklärte, nichts zu tun (da Wasser für die Pferde nur über Kreditgeschäfte ausgeschenkt wird). Folge: Die Institute schwimmen im Wasser (Geldsummen) bei randvoll aufgestauten Pools (siehe Schäubles Warnungen) und powern über die Finanzmärkte (da kreditwürdig) die Preise hoch (steiler geht immer!), während die Pferde (Haushalte/KMU's) auf den Wiesen verdursten oder am immer enger werdenden Tropf des Sozialismus hängen.

Ab jetzt bin ich wieder völlig bei dir.

Gäbe es da nicht eine zerstörerische Besonderheit, die man der
Genauigkeit wegen zu gerne wegradiert oder aus Unwissenheit

simplifiziert:


Die Laufzeit des ersten geldpolitischen Refinanzierungsgeschäftes
bestimmen systematisch die Laufzeiten aller später darauf basierenden
Schuldtitel. Wenn beim ersten Schuldtitel 365 Tage bis zur Rückzahlung
vereinbart sind, dann kann die ZB diesen Schuldtitel nur 364 Tage
refinanzieren. Würde der Kredittitel erst nach 182 Tagen bei der ZB
refinanziert werden, so könnte die ZB den Titel nur noch 181 Tage
refinanzieren. Denn einen Tag vor Ablauf des Grundgeschäfts
(Kreditkontrakt) muss die ZB den Kredittitel schließlich wieder ausspucken
(Rückkaufvereinbarung).


Sehe ich (bis auf die zeitweilige Geldinflation auch so.

Freut mich, dass wir an elementaren Eckpunkten der Erklärung Einklang finden. Vielleicht führen wir die Diskussion über die Geldinflation fort. Vielleicht haben meine Klarstellungen weiter oben schon etwas dazu beigetragen? Ich hoffe es zumindest.

Und weil dies für jedes zeitlich dem ersten Refinanzierungsgeschäft
einer Kreditforderung nachfolgende Refinanzierungsgeschäft gilt (egal was
für ein Schuldtitel), zieht sich die Schlinge trotz zweitweiliger
Geldinflationen eben immer enger. Kommen keine frischen Nachschuldner ins
Spiel (fresh credits) und rücken die Tilgungstermine immer schneller
näher,


Ab hier steige ich dann aber irgendwie aus, weil mir die Trennung von
privaten Kreditnehmern und den Refinanzierungsgeschäften der Banken
verwischen:

ohne dass die hoch liquiden Märkte eine Möglichkeit besitzen, den
Tilgungspflichtigen auch nur ansatzweise zu helfen.


Vielleicht hilfst du mir auf die Sprünge.

Wobei genau? Die Geldsummen der Finanzmärkte und Institute kommen nicht zu den Privaten (Haushalten/ KMU's) durch, da diesen mehr und mehr die Verschuldungsfähigkeit fehlt. Unter der Geldinflation und den steigenden Preisen in den Spekulationsmärkten versteckt sich eine Deflation, die das gesamte System von der Basis schlagartig zerstören kann (und wird!). Diese Schlinge sehen die meisten nicht. Dottore hat das glasklar erkannt und uns mühsam versucht mitzuteilen. Die Ansteckungsgefahr die hier entsteht reißt uns in ihrer Geschwindigkeit noch alle vom Hocker und bringt Veränderungen mit sich, gegen die sind derzeitige Eingriffe, Verwerfungen und Enteignungen ein Kindergeburtstag.

Grüße dich ganz herzlich,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
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