"Sehen Sie mal: 'Der Markt'." "Oooch ist der süüüüüß! Kann er denn schon laufen? Sprechen?"
Grüezi Zara,
Spricht hier die Theorie oder die Praxis?
Die Überlegung im Vorpost war eine theoretische, keine historische Untersuchung, gleichwohl sich solche immer lohnen. Die reine Theorie wird von der empirischen Wirtschaftswirklichkeit ja gerne immer wieder neu überrascht, weil der Theorie Unterscheidungen fehlen, die für die Wirtschaftswirklichkeit einen Unterschied machen. Fehlen diese Unterscheidungen in der Theorie, kann diese Theorie nicht unter allen Umständen gangbare Lösungen aufzeigen.
Wer freilich "intuitiv" ohnehin immer die "richtige" Entscheidung trifft, der braucht erst gar keine Theorie.
In Japan ist die Sparquote im
Zuge der Deflation gen Null gefallen, nachdem sie zuvor in prosperierendem
Asset-Umfeld traditionell hoch war.
Spannend!
Worauf beziehst Du Dich genau in Deiner empirischen Behauptung bzgl. Japan? Danke für die Infos!
Handelt es sich für Dich da um Naturkräfte?
Ja. Andere Kräfte gibt es ja nicht.
We agree to disagree.
Es gab mit dem Goldstandard einfach
weniger Möglichkeit für die Zentralplaner, die Währung und den Markt zu
manipulieren, sodass die Bereinigungen alle paar Jahre durch den privaten
Markt
Ah, da haben wir ihn! "Den Markt". Toll!
Wie alt ist er denn? Kann er denn schon laufen?
Nein? Aber sprechen kann er? Auch nicht?
erzwungen wurden, wogegen heute die Politik diese austeritären
Bereinigungen mit allen Mitteln zu verhindern versucht und Zeter und Mordio
schreit, sobald ein längst fälliger Bereinigungsprozess ingang kommt, um
ihn dann bereits im Keim wieder zu ersticken, womit die Fallhöhe stetig
zunimmt, sodass die fälligen Bereinigungen dann gebündelt den
bedauernswerten Schwarm heimsuchen.
Lasst uns doch einfach all' unsere Kreditbeziehungen irgendeinem externen Fixpunkt unterwerfen, etwas das demnach automatisch völlig außerhalb unserer politischen Rechte liegt.
Gold? Toll! Oder ein Algorithmus? Auch super.
Hauptsache wir können selbst dann gar nichts mehr daran ändern, selbst wenn sich alle einig wären. Das hat sich ja bewährt. (Nicht!)
Was stellst Du Dir unter Wirtschaftswaxtum vor?
Was genau wächst denn da bei Wirtschaftswachstum?
Es wäxt die Oekonomie.
Was genau ist die Oekonomie für Dich?
'Essentially, the economy is an engine that transforms resources into waste.'
Ugo Bardi
Ja. Wenn die "Stoffkreisläufe" nur so heißen, tatsächlich aber Stofflinien, von "Ressource" zu "Müll", sind, dann muss - langfristig - ausschließlich Müll übrig bleiben.
Die Lösung? Das Waxtum muss weg! Wirklich?
Dass wir langfristig (nur nicht ganz so schnell) auf einer Müllhalde leben geschieht allerdings auch, wenn wir bei Wirtschaftsschrumpfung die Stoffkreise weiterhin als Stofflinien (Ressource --> Müll) belassen.
Wir leben also langfristig ganz genau so auf einer Müllkippe, nur sind dann auch noch alle arm. Toll!
Das eine (Wirtschaft) ist nicht genau das selbe wie das andere (Stoffkreislauf). Sie unterscheiden sich (wenn man die Unterschiede wahrnehmen kann, dazu mehr hier).
Wenn man sich "Wirtschaft" als einen ausschließlich stofflichen Prozess vorstellt, dann verstehe ich Dich. Und auch Deinen Fatalismus.
Nur die Wirtschaft ist kein ausschließlich stofflicher Prozess.
Die Wirtschaft ist zunächst ein Vermögensprozess. Vermögen ist nicht-stofflich, da es sich bei Vermögen um Rechte handelt, welche immer und grundsätzlich nicht-stofflich sind.
Die "Rechte" (sog. "Rechtsobjekte zweiter Ordnung") berechtigen freilich irgendjemanden (sog. "Rechtssubjekt") zu etwas. Oft genug zu etwas mit Auswirkungen auf das "Stoffliche" (sog. "Rechtsobjekte erster Ordnung").
Welche Auswirkungen alle genau erlaubt sind, welche Rechte also genau gewährt werden obliegt freilich der diese Rechte garantierenden Jurisdiktion (die hoffentlich rechtsstaatlich, idealerweise sozial- und mittelstandsstaatlich verfasst ist...).
Eine Jurisdiktion kann Rechte selbstverständlich nicht nur garantieren, sondern - etwa per Umweltrecht - auch verändern/einschränken/etc. Du möchtest doch wohl kaum höchstpersönlich in einer Umgebung leben, in welcher "der Markt" den Stand des Umweltrechts bestimmt. Oder etwa doch?
Wenn man nun - wie Du oben - am liebsten einen externen, nicht rechtsstaatlichen Fixpunkt (Gold, Bitcoin, ...) im Wirtschaftssystem hätte, dann darf man sich nicht wundern, dass dieser Fixpunkt - als Fixpunkt - Auswirkungen auf das Wirtschaftssystem hat.
Welche könnten das sein? Nun, "der Markt", d.h. das Vermögenskalkül privater Rechtspersonen, kann außer diesem Vermögenskalkül (es geht dabei um Liquidität und Solvenz; d.h. gerade nicht um bloße Profitmaximierung, bloße Solvenz) nichts weiter wahrnehmen.
Das ist der autistische "homo oeconomicus", den Du selbst beklagst.
In der Wirklichkeit gibt es diesen freilich als Menschen nicht, den "homo oeconomicus" gibt es nur in der menschlichen Vorstellung innerhalb derjenigen Gesellschaft, die europäisch-westliche Zivilisation genannt werden könnte. Deshalb hat diese Gesellschaft auch "Personen" genau nach dieser Vorstellung geschaffen: juristische Personen des Privatrechts.
Diese operieren heute als "Fixpunkt" zu einem Gutteil außerhalb der jeweiligen sie schaffenden Rechtsstaatlichkeit in der Form multijuridisktionaler Organisationen, die mehrere juristische Personen der Art "homo oeconomicus" in mehreren unterschiedlichen Jurisdiktionen kontrollieren. Damit lässt sich wunderbar Jurisdiktionen-Arbitrage betreiben.
Und diese Möglichkeit zu dieser Form der Arbitrage hat erwartbar und empirisch zeigbar Auswirkungen auf die Jurisdiktionen. Beispiele sind mannigfaltig zu beobachten. Grob vernachlässigtes Umweltrecht praktisch überall außer im Westen, Arbeitsrechte werden erst gar nicht geschaffen oder gar abgebaut, etc.
Bist Du immer noch überzeugt irgendein "Fixpunkt" werde es richten und diese mühsame Dialektik - als Fixpunkt - doch endlich zu entzaubern?
Oder springst Du jetzt doch und gleich beherzt rein in die dialektische Wirklichkeit, die scheinbar zulässt was kaum je zu hoffen gewagt wäre: dass diese "Welt" nämlich genau das ist was Du "sagst", dass sie ist, wenn Du nur genau wüsstest wie es richtig zu "sagen" ist?
Grüsse, Zara
Schöne Grüße
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BillHicks
..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.