Vernichtung von Schulden

Nico, Sonntag, 31.01.2016, 17:18 (vor 3295 Tagen) @ Leserzuschrift2080 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 31.01.2016, 17:49

Danke für die interessierte Zuschrift!

> Vereinfacht gesagt, geht die Autorität in einem rechtslastigen (also
anarchistischen) System primär vom Gelde aus.

Nein, denn Geld selbst ist eigentlich ein höchst unnützes
Gebilde. Sein primärer
Zweck
besteht im Tilgen von darauf lautenden Schulden.
Alle anderen Verwendungen (Tauschmittel, Wertmaßstab, Wertspeicher)
folgen indirekt aus diesen Geld-Schulden, und zwar ganz konkret aus der
Sanktion, die droht, falls sie nicht zum Termin bedient werden.
Streiche alle Geld-Schulden, und die Zettel verwandeln sich in Altpapier.

An dieser Stelle habe ich weniger geld- theoretisch gesprochen, aber ich würde schon gerne weiter bei dem auf diese weise gezeichneten Bild bleiben.

Den hier vorgebrachten Hinweisen stimme ich ansonsten nur teilweise zu. Es gibt keine unumstrittene Gelddefinition, denn es gibt verschiedene Gelder. Ich bin dazu übergegangen grundsätzlich in 'Staatsgeld' und 'Kreditgeld' zu unterteilen, welche gemeinsam eine Zwei-Komponenten Symbiose bilden. Gemeinsam haben beide Sorten von Geldern, dass diese durch die Entgegennahme einer Leistung emittiert werden. Der Unterschied besteht hingegen in der prinzipiellen Unterschiedlichkeit der Emittenten. Der Privatier als bloßer Teil des Ganzen emittiert Geld, im Rahmen der internen Organisation des Ganzen wettbewerbsorentiert unter anderen. Der Staat wiederum repräsentiert das Ganze selbst – das Kollektiv, und wirtschaftet nicht wettbewerbsorientiert . Von dem Wesen her ist Staatsgeld schuldfrei, weil zinfrei (Bargeld), im Gegensatz zum Kreditgeld. Der interne monetäre Austausch erfolgt nämlich nicht wirklich über den Austausch von Geld, sondern über die Flüsse des Zinses.

Die angesprochene „Tilgung“ hier ausdrücklich im Sinne der Schuldenvernichtung im Ganzen geschieht primär nicht wirklich durch den Einsatz von Schuldentilgungsmitteln, sondern durch Prozesse des Saldirens. So emittieren Geschäfts-Banken als s.g. Giralgeld nämlich selbst ausdrücklich privates Kreditgeld. Für den Einzelnen erfolgt die Tilgung hingegen durch das Stellen eines Nachschuldners.

Die Zentralbank ist von ihrer Natur her ein Staatsorgan und emittiert Staatsgeld, welches zinsfrei und deshalb schuldfrei ist. So macht die Zentralbank also keine Schulden im üblichen Sinne, und in der Tat vernichtet sie vielmehr solche. Deren Schuldenvernichtung erfolgt dabei in zwei Schritten. Im ersten Schritt befreien sie den Staat durch Ankauf seiner Papiere von dessen Schulden und damit verbunden reduzieren diese im zweiten Schritt alle Schulden insgesamt durch Inflation. Insgesamt drückt Geld nur Relationen aus, und das Verhältnis von Staatsgeld (Geldbasis) und Kreditgeld bedeutet eine sehr wesentliche Relation. Die Geldbasis verringert sich bei den sich aufblasenden Finanzmärkten relativ, was für die Menschen nicht ohne Folgen ist.

Ansonsten ist Geld aus meiner Sicht nicht „unnütz“, und würde sicher auch in einer idealen Gesellschaft weiter aufzufinden sein. Das wechselseitige Abrufen, wie auch Beibringen von Sozialprodukt führt unausweichlich zu einer beständigen als Geldsphäre wahrzunehmenden 'Wolke' aus Schuldverhältnissen, resultierend aus Leistungsbezug.

> Diese Autorität spüren eben jene, die selbst kein Geld
besitzen.

Das ist aber nicht die vermeintliche "Autorität" des Geldes, sondern die
jener Institution, die die Sanktion androht und exekutiert, ganz egal, ob
es sich dabei nun um ein rechtsstaatliches Gebilde oder die Mafia handelt.

Nein, hier geht es nicht primär um Sanktionen mit denen erst gedroht würde, sondern um Dinge die zuvor erlaubt wurden – legalisierte Verbrechen. Hier geht es um den von mir thematisierten rechtsradikalen Anarchismus, welcher eben durch die Beschränktheit bis hin zur Abwesenheit der kollektiven, also staatlichen Ordnung definiert ist. In diesem Zusammenhang habe ich in diesem Faden all das, was am besten als „Gottes Schöpfung“ bezeichnet werden kann angeführt. Es geht also um die Vermarktung von all dem, was der Mensch bereits vorgefunden hat – insbesondere Grund und Boden – und dabei einfach mit allem was erst durch Arbeit erschaffen wird gleichgesetzt wird. Hierin finden wir das ultimative Prinzip der Sklaverei. Menschen geben das, was erarbeitet werden muss und erhalten von den die deshalb nicht arbeiten müssen das zurück, was ihnen bereits selbst gehört, aber immer wieder weggenommen wird.

> Die betroffenen Menschen verstehen aber nur selten die Natur dieser
Autorität, und erleben so eine nun als „Armut“ bezeichnete
gesichtslose Unterdrückung.

Wären sie nicht auf diesem Auge blind, würden ihnen die Zusammenhänge
geradezu ins Auge springen.

Freue mich über die Zustimmung.

> Eigentumsrechte an Gottes Schöpfung gehören in die Hand des
Kollektivs, also in staatliche Hand.

Kollektiv und Staat sind zwei
verschiedene Dinge.

Die kollektive Sphäre einer Gesellschaft ergibt sich aus der Natur der Sache und ist immer gegenwärtig. Diese muss in irgend einer Form räumlichen und körperlichen Ausdruck finden, ob nun also diktatorisch oder demokratisch.

Im Bezug auf den Link:

Ja, soweit ich das überblicke kann eine demokratische Ordnung – also ausdrücklich in Abgrenzung zu dem, was wir heute erleben – schon mit dem Wesen einer Genossenschaft verglichen werden., nur dass hierfür keine Anteile erst zu erwerben wären, sondern diese durch Geburt bestehen.

Schöne Grüße

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


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