"Bitcoins werden nicht aus dem Nichts geschaffen" :-)
sondern vorfinanziert.
Lieber Calbaer,
Bitte nicht falsch verstehen, ich lese Deine Beiträge gerne.
Schön zu lesen, wie flexibel ihr agiert mit Tauschen und Gruppenpflege.
"Das ist aber keine Loesung fuer alle Lebensbereiche, wenn wir nicht ins fruehe Mittelalter zurueckfallen wollen."
War das Mittelalter wirklich schlechter als die heutige Zeit?
Geld - der staatlich garantierte Anteil an der zentristischen Macht, entstanden aus zwangsweise privat eingegangenen Verpflichtungen (Schuld), aufgetragen auf umlauffähig gemachte, staatlich beurkundete, mit Nominal versehene Träger und zum GZ und StZM dekretiert (Trippelmonopol des Staates) ermöglicht und erzwingt aber erst und ausschließlich das Wirtschaften und Einmischen in alle Lebensbereiche.
Die Vorzüge von BTC sind im Forum hier ausführlich debattiert worden und klingen wirklich auf den ersten Blick im Sinne von globalen Regios verlockend.
Ich kann sie nutzen wie Krügerrand und Maple Leaf, wenn mein Gegenüber sie zum Tauschen akzeptiert. Fehlt diese Akzeptanz kommt kein Tausch zustande, ich kann mich nicht bei privaten Geschäften entschulden wie auch bei allen indirekten Steueranteilen (Abgabeschulden) z.B. in Miete (wie Grundschuldanteil) und allen zum Leben nötigen Produkten + die aufgezwungenen direkten Steuern.
Du bewertest die Ware Bitcoin (1 Einheit BTC) in Geldeinheiten (derzeit
z.B. ca. 230 Euro). Es führt kein Weg an der Geldeinheit
(Abgabeneinheit)
vorbei.
Das trifft nur auf die Bewertung zu. Wenn der Euro verschwindet,
verschwindet aber nicht die Bitcoin. Sie wird dann wegen mir in Dollar
bewertet. Verschwindet der Dollar, wird sie in anderen Fiats bewertet.
Verschwinden alle Fiats, wird sie in irgendwas anderes bewertet, sie
verschwindet aber deswegen nicht.
Auch Krügerrand werden dann nicht verschwinden.
Aber "haben sollen" wird man dann Waffen, um sich gegen Übergriffe und Bedrohungen zu wehren oder das Abgabegut, dass Dein freundlicher Warlord um die Ecke zum Termin für Dich und die Deinen als gültig bestimmt hat, wenn Deine Gemeinschaft nicht in einen extrem dünn besiedelten Erdteil umgezogen ist.
Verschwinden die Fiat-Währungen, bricht die gesamte Infrastruktur für den Umgang mit BTC weg. Dann regiert Faustrecht und Waffengewalt oder eher nichts mehr, da uns unsere ganzen in den vergangenen Jahrhunderten aufgetürmten Zeitbomben und Tretminen im Sinne einer ultimativen Simplifizierung von Komplexität nach Prof.Tainter um die Ohren fliegen werden.
Die Wareneinheit BTC kann ohne (Vor)finanzierungen, welche allesamt in
Geld- gleich Abgabeneinheiten zu bezahlen sind, nicht produziert oder
gehandelt werden.
Logisch, ohne Fiat, kann ich keinerlei Waren in Geld handeln. Egal ob
Wuerste, Gold oder Bitcoins.
Ich kann Waren gegen Waren tauschen. Das ist unproblematisch. Ich kann aber nicht staatlich gesetzte Abgabeschuld mit Waren tilgen - darum muss die samt Staat weg, um unsere Probleme zu lösen. Zentristische Machtstrukturen sind durch Autarkiebestrebungen zu umgehen - vielleicht im Emmental oder auf Zara‘s Hügel oder in anderen Gegenden auf der Erde, wo Staat praktisch nicht existent ist und sich Beherrschen einfach nicht lohnt.
Die Einheit BTC alleine hat keinen Wert (Wert = Relation), sondern
findet
nur dann einen Wert, wenn sie in Geld- gleich Abgabeneinheiten bewertet
werden kann (in eine solche Beziehung gesetzt werden kann).
Wuerste oder Gold hatten immer einen Wert, dann eben einen Tauschwert. 1
Unze gegen 20 Wuerste. Das gleiche trifft dann auf die Ware Bitcoin zu.
Die Wurst kann eine Urschuld sofort befriedigen. Sie wird von jedem akzeptiert werden, da sie einen Gebrauchswert hat: Hunger stillen.
Mit dem Gold ist es schon schwieriger, weil Du jemanden finden musst, der es haben will, und bereit ist, Dir das von Dir gewünschte Produkt/Leistung dafür zu überlassen. Eine ziemlich utopische Vorstellung. Du brauchst die Zeit, um die Urschuldbedienung für Dich und die Deinen sicherzustellen.
Ohne die BTC-Infrastruktur wird es keine Interessenten für BTC mehr geben.
Dann zählt nur Wissen und Können zum Tilgen von Urschulden.
Es fängt nicht
damit an, dass produziert wird, sondern mit Schulden, Schulden die in
Abgaben- gleich Geldeinheiten bewertet werden.
Diese Gleichstellung ist eine spezielle Eigenschaft bei den
Staatsmonopolwaehrungen.
Nein, das ist eine debitischtische Allgemeingültigkeit.
Erst entsteht die Schuld/Forderung, gesetzt durch eine Machteinheit -> dann folgt das Bemühen der Ohnmächtigen zur rechtzeitige Tilgung zum Termin, um die Sanktion zu vermeiden.
Die Eisenbahnen in den USA z.B. wurden aber auch vorfinanziert, als es
noch keine Abgabeeinheiten gab, nur Geldeinheiten (damals lediglich
Masseinheiten fuer Gold). Vorfinanzierungen sind nicht erst mit
Zentralbanken und Steuern moeglich geworden.
Ja, mit Indianerleben, Büffeln, "Pioniersarbeit", Bäumen. Wo kamen die Schienen, die Mitarbeiter der Eisenbahngesellschaften, die Städtchen an den Strecken samt Wassertanks für die Eisenbahnen usw. her? Alles wird vorfinanziert im ewigen Lauf der Zeit...
"Alles in uns und um uns, vor uns und nach uns, über, unter, neben uns ist Schuld. Wirtschaft und Welt sind nur als eine unendliche Kette von Schulden, Verpflichtungen, Belastungen, Ansprüchen, Krediten, Forderungen, Guthaben und ergo wieder Schulden zu erklären. Das treibt, peitscht, motiviert. Die Theorie, die alles Individuelle und Soziale aus der Schuldenkette ohne erkennbaren Anfang und ohne erwartbares Ende heraus erklärt heißt Debitismus."
Dottore
Wir (als Gesellschaft) werden immer nur von solchen Geldeinheiten
abhängig sein, die zugleich auch Abgabeneinheit sind und deren
Schaffung
einzig und allein in der Hand von Zentralinstanzen liegt (heute über
geldpolitische Verfahren).
Warum soll Zivilisation nur mit Zentralinstanzen funktionieren? Das ist
eine These, fuer die ich keine Begruendung sehe.
Weil Zivilisation nicht akephal, egalitär wie in segmentären Gesellschaften funktioniert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Segment%C3%A4re_Gesellschaft
Selbst dort finden sich schon andeutungsweise Zentralinstanzen (Seniorität, Funktionsautorität) aber ohne Machtmissbrauch.
In Zivilisation formen sich zentrische Machtgebilde, die die Entfaltungsräume der ohnmächtigen begrenzen und sie zwingen, entgegen ihren Bedürfnissen zu agieren.
Geldeinheiten sind immer Machteinheiten
(Maßstab deiner durch Zentralinstanz verliehenen und garantierten
Fähigkeit, deine Schulden [d.h. Finanzierungen bzw. Schuld ex nihilo]
zu
bezahlen). Geschaffen dadurch, dass diese zwanghaft erhobene Einheit
als
Abgabe jeden schuldig macht, sich deshalb Niemand über die Zeit einem
"haben müssen" widersetzen kann. Die Gültigkeit ist immer vorhanden,
was
nicht bedeutet, dass es keine Dysfunktionalität der Geldeinheiten
gibt.
Das System ist funktionell endlich.
Anders ausgedrückt: Wir werden die Einheit Bitcoin niemals "haben
müssen". Das ist der springende Punkt, weshalb wir immer von
Geldeinheiten
abhängig sein werden.
Weil wir sie haben müssen, weil jede denkbare
Veranstaltung (auch Regiogeld) unserer Gesellschaft nur mit
Abgabeneinheiten möglich sind, es sonst keine Gesellschaft gibt (da
Besicherung der Zentralinstanzverschuldung, heute: Staatsverschuldung).Bitcoins können keinen zur Schaffung von Zeiträumen notwendigen
Machtkreislauf (Geld=Abgabe=Geld=Abgabe/Macht=Ohnmacht=Macht=Ohnmacht)
eröffnen bzw. aufrecht erhalten. Und die Zentralinstanz will Zeit. Die
Kreisbewegung schafft nur eine Zentralinstanz, kein dezentrales Netz.
Sie
bieten dafür kein ausreichendes "Potential", so wie es z.B. die der
Geldeinheit zugrundeliegenden Schulden (Schuldtitel) bieten. Und dieses
Potential (das rechtlich wirksame Schuldverhältnis) wird wiederum
immer
durch Zentralinstanzen/Abgabenherren gewährleistet (Vollstreckung,
Klage,
Haftung).
Das ist mehr eine Analyse der heutigen Situation. Macht und Gewalt wird
durch Konsens verdraengt werden, weil es wirtschaftlich einfach effizienter
sein wird.
Das ist eine extrem kluge Analyse der heutigen und der vergangenen Zeit, in der es zur Herausbildung der organisierten Gewalt in den verschiedensten Formen gekommen ist.
Zentrische Machtstrukturen verschwinden nur, wenn man sie aushungert, ablehnt und an für die Menschen attraktiveren Alternativen arbeitet. Dazu muss man aber erst einmal die Entstehung der organisierten Gewalt, die Bildung von Machtkreisläufen und das Wesen von Zentralmacht verstehen, die weder an beliebig austauschbare Personen (Machthalter), noch an Dinge oder Konstruktionen gebunden sind (Machtapparat) – es sind gedankliche Konstrukte, auf die sich alle Beteiligten leider geeinigt haben.
Liebe Grüße
Silke